Pushpak Shiva-Purana Buch 10Zurück WeiterNews

Kapitel 7 - Der Pfad in die Hölle und Yamas Gehilfen

Sanatkumar fuhr fort:
Wegen ihrer Sünden kommen die Wesen in die Hölle, und dort gibt es keine Hilfe für sie. Alle Wesen werden von Yamas Helfern wie z.B. Chitragupta beobachtet: seien sie noch im Mutterleib, während der Geburt, als Kinder, Jugendliche oder Alte, Männer, Frauen oder Eunuchen. Jede Wirkung einer Handlung muß von ihnen erlebt werden, und so kommen alle Wesen ins Reich von Yama. Menschen mit frommen Riten, Mitgefühl und ruhigem Geist gehen auf dem sanften Pfad im Osten zu Yama. Sünder, die an ihren Sünden gerne hingen und nie wohltätig waren, kommen auf dem grausigen Pfad im Süden zu Yama. Die vielgestaltige Stadt Yamas liegt 68.000 Yojanas tief unter der Erde. Guten Menschen erscheint das nah, doch Sünder schleppen sich lang dahin.

Ihr Weg ist mit scharfen Dornen ausgestreut, spitzen Steinen und voller Sand. Manchmal ist der Weg für sie ganz sumpfig, und manchmal müssen sie durch scharfkantiges Darbha Gras, wo die Sohlen wie mit Eisenklingen aufgeschnitten werden. Sie müssen über Berge klettern, sich durch undurchdringlichen Dschungel kämpfen, und dann wieder ist der Weg mit glühenden Kohlen gepflastert. Woanders gibt es tiefe Täler und plötzliche Abgründe, und abwechselnd brennt der Sand unter den Füßen oder klebrige Lehmklumpen hemmen den Schritt. Sie müssen dichte Bambuswälder durchqueren oder in tiefer Dunkelheit wandern. Und oft gibt es gar keinen Weg. Mal brennt ein Buschfeuer, mal durchbohren Eisenspäne die Haut, mal geht es über heiße Felsen und mal durch tiefen Schnee. Es gibt Stellen, da versinken die Sünder bis zum Hals in feinem Sand. Woanders waten sie durch stinkenden Morast und wühlen sich durch Berge von brennendem Kuhdung. Sie werden auch von hungrigen Tieren überfallen wie Löwen, Tigern, Wölfen, Würgeschlangen, aggressiven Moskitoschwärmen, Riesenegeln, giftigen Schlange oder gräßlichen Fliegen. Mächtige und zornige Elefanten zertrampeln alles und jeden unter ihren Füßen. Die Menschen auf diesem Weg werden von großen Keilern gequält, die den Weg mit ihren scharfen Zähnen unterwühlen, von Büffeln mit Hörnern gestoßen und von vielerlei Wesen angegriffen wie blutrünstigen Dämonen, bösen Dakini Geistern und bösartigen Krankheiten. Sie haben keinen Schutz, wenn schreckliche Staubwirbel auf sie einstürmen oder Hagel von Steinen auf sie niedergehen. Sie gehen immer weiter, vom Feuer verbrannt, vom Blitz getroffen, die Ohren vom lauten Donnergrollen taub, von Pfeileschauern durchbohrt, von scharfen Waffen zerschnitten und Säureregen verätzt. Sie schreien und zittern vor Angst oder Kälte. Und wenn sie stehenbleiben, dann treiben die Gehilfen Yamas die Sünder immer weiter auf ihrem Pfad ohne Essen, Wasser, Schutz, so dunkel und trüb, voller Schmerz und Elend, denn dies ist Yamas Gebot. Sie sind allein, ohne Freunde und Verwandte, sie weinen und beklagen ihre Sünden. Auf dem Weg sind sie zu Geistern geworden: ohne Kleider, Lippen und Kehlen ausgedörrt, hungrig und voller Angst und Schmerzen. Manche gehen mit gesenkten Häuptern und leiden still. Andere werden mit den Beinen nach oben gebunden und kraftvoll über den Weg geschleift. Manche werden an den Haaren vorangezogen, andere in Rückenlage über Dornen und glühenden Kohlen gezerrt, während ein Stachelstock ihre Stirn blutig schlägt. Es werden einigen die Hände auf den Rücken gebunden, und dann bekommen sie Schläge in den Bauch. Oder sie haben Nägel in den Händen, sind ganz mit Eisen umhüllt, bekommen eine Schlinge um den Hals und werden daran fortgezogen, mit Zungen, Wangen, Lippen oder Nasen durchbohrt. So schreiten sie in Elend und Qual voran. Manchen sind schon Arme, Beine, Finger, Ohren, Hoden, Penis, Lippen oder Nasen abgeschnitten. Sie schreien vor Schmerzen und werden doch von Speeren und Messern immer weiter malträtiert. Keulen sausen auf die Hilflosen nieder, Stachel bohren sich in die Körper, Feuer durchglüht sie, und das Blut fließt in Strömen. Auch verdorbene Säfte und stinkender, wurmdurchwimmelter Schleim quälen die Sünder. Wer niemals eine wohltätige Gabe machte, der fühlt gräßlichen Durst auf dem Weg und fleht umsonst um Wasser. Wer Hunger leidet, bekommt kein Essen, wen die Sonne verbrennt, der hat keinen Schatten, und wer vor Kälte zittert, den meidet das wärmende Feuer. Da hilft kein Betteln oder Flehen.

Doch wer immer wohltätig und milde war, der macht mit Essen und Trinken wohlversorgt einen leichten Spaziergang zur Stadt der Toten. Die Diener Yamas führen die Gäste vor Yama, der sie freudig und in allen Ehren empfängt. Er bietet den Tugendhaften einen Sitz und das Gastgeschenk an und spricht zu ihnen:
Ihr seid edle Seelen und wahrhaft gesegnet, denn ihr seid dem Pfad gefolgt, der in den Veden aufgezeigt wird. Ihr habt gute Taten vollbracht, die zu himmlischen Freuden führen. Besteigt die himmlischen Wagen, und laßt euch von ihnen in die paradiesischen Sphären bringen, in denen ihr in Gesellschaft der Himmlischen eure Wünsche erfüllt bekommt. Und wenn ihr in vielen Vergnügungen euren Verdienst aufgebraucht habt, dann kommt zu mir zurück, um die Früchte eurer kleinen Sünden zu ernten, die ihr vielleicht begangen haben mögt.

Ja, tugendhafte Menschen behandelt Yama wie gute Freunde, und sie sehen sein sanftes Gesicht. Doch Menschen, die grausame Taten begingen, denen begegnet Yama in seiner fürchterlichen Gestalt. Da drohen in seinem schauderhaften Antlitz gebogene Fangzähne, und die Augen blitzen kalt unter spitzen Augenbrauen. Sein Haar steht aufrecht, sein Schnurrbart ist riesig, und die Lippen sind geschwollen und feucht. Er ist zornig und dunkel, achtzehn Hände halten alle Arten von Waffen und drohen mit Strafe. Er reitet auf einem Büffel und trägt rote Girlanden und Kleider. Er ist so riesig wie der Berg Meru, und seine Stimme grollt laut und tief wie rumpelnde Gewitterwolken. Man meint, er könne sogleich das große Meer austrinken, die gewaltigen Berge verschlingen oder Feuer speien. Gleich neben ihm steht Mrityu, die Göttin des Todes, und glänzt wie schwarzes Feuer. Die furchtbaren und dunklen Mari, Ugramahamari und Kalaratri warten als dienstbare Geister auf Yamas Gebot. Diese Göttinnen gebieten über Krankheiten, Tod und Zeit, und sind allseits bewaffnet und bereit, den Sünder zu strafen. All die zahllosen Gehilfen von Yama sind mächtig und entschlossen, und erscheinen den Untugendhaften als grausame, dunkle und bedrohliche Wesen. Yama tadelt die Sünder, und Chitragupta, der um alle Taten eines Menschen weiß, erklärt ihnen, was Tugend ist.


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