Shatrughna hatte sich wieder verabschiedet und Rama aus dem Geschlecht der Raghus erfreute sich am frommen Regieren seiner Untertanen mit Bharata und Lakshmana an seiner Seite. Es vergingen einige Tage, da kam ein alter Brahmane aus einem Dorf mit einem toten Jungen zum Palasttor. Von großer Zuneigung bewegt weinte er ununterbrochen in mitleidigen Worten: "Welch abscheuliches Verbrechen beging ich einst in einer früheren Geburt, daß ich nun gezwungen bin, den Tod meines Sohnes anzusehen? Mein Sohn, du warst noch nicht einmal vierzehn Jahre alt. Dein unzeitiger Tod ist mir größtes Elend. Ohne Zweifel werden deine Mutter und ich aus Kummer um dich schon bald vom Tode hinfort gerissen werden, oh mein Sohn. Ich kann mich nicht erinnern, daß ich jemals ein falsches Wort aussprach, ein Tier verletzte oder ein anderes Verbrechen beging. Darum ist wohl dieser Junge wegen einer anderen sündigen Tat ins Reich Yamas eingegangen, ohne die Pflichten eines Sohnes gegenüber seinen Eltern auszuführen. In Sicherheit unter Ramas Herrschaft habe ich niemals von einem so gräßlichen Tod vernommen, daß ein Junge gestorben wäre, ohne das Alter erreicht zu haben. Sicher hat Rama eine fürchterliche Untat begangen, so daß Jungen unter seinem Regime dem unzeitgemäßem Tod begegnen. In anderen Königreichen fürchten sich Knaben nicht vor frühem Tode. Darum, oh König, verleihe diesem toten Kind das Leben. Sonst entsage ich mit meiner Gemahlin dem Leben an diesem Tore, als ob wir keinen Herrn hätten. Und dann, oh Rama, lebe lang und glücklich mit deinen Brüdern, doch beschmutzt von Sünde durch den Tod eines Brahmanen. Oh du mit dem großen Heldenmut, bis jetzt haben wir glücklich in deinem Königreich gelebt. Doch nun sind wir unter deiner Herrschaft in Sorge und in Trauer wegen des Todes unseres Sohnes. Wir wurden unter die Herrschaft von Kala (der Zeit) gebracht. So gibt es in deinem Reich nicht mehr die kleinste Freude für uns. Das Königreich des hochbeseelten Ikshvaku ist in einen herrenlosen Zustand gekommen, denn mit Rama als Regenten wurde der Tod eines Jungen möglich. Für die Sünde einer gottlosen Herrschaft werden die Untertanen mit Elend überschüttet. Wenn ein König dem bösen Pfade folgt und sein Volk nicht gerecht regiert, gibt es unzeitgemäßen Tod. Auch wenn ein König die Verbrechen der Menschen in Stadt oder Land nicht unterdrückt, erhebt sich die Angst vor frühem Tode. Es ist offensichtlich und unzweifelhaft, daß die Sünde des Königs in Stadt und Land lebt. Aus diesem Grunde traf meinen Jungen der Tod." Überwältigt von Trauer beschwerte sich der alte Brahmane wieder und immer wieder beim König in mitleidvollen Worten und bedeckte dann den toten Körper seines Sohnes.