"In seiner Gier nach Ruhm und aus Stolz über seine Kraft bereiste Ravana, der Herr der Rakshasas, in Begleitung seiner heroischen Krieger die Erde. Falls ihm von einem mächtigen Danava, Daitya oder Rakshasa berichtet wurde, lud er denjenigen zur Schlacht. So, oh König der Erde, überquerte der zehnköpfige Dämon die ganze Welt und traf eines Tages den Weisen Narada, wie er von Brahmaloka (Region Brahmas) kommend zu seinem eigenen Bereich zurückkehrte. Wie eine zweite Sonne durchquerte er die Wolken. Mit erfreutem Herzen näherte sich Ravana und sprach den himmlischen Weisen Narada mit gefalteten Händen an: "Oh du mit den sechs Arten von Reichtum Gesegneter, du hast viele Male alle Schöpfungen Brahmas bis zum kleinsten Insekt mit angesehen. Sage mir, oh du Großer, in welcher Welt sind die Bewohner am stärksten? Ich wünsche mit ihnen zu kämpfen gemäß meines Verlangens." Einen Moment dachte der himmlische Weise Narada darüber nach, und dann sprach er: "Ja König, da gibt es einen Inselkontinent nicht weit vom Milchigen Ozean. Alle Bewohner, die dort leben, sind mit großer Stärke gesegnet. Sie sind so glänzend wie die Strahlen des Mondes und äußerst mächtig, haben riesige Körper und tiefe Stimmen wie grollende Wolken. Sie sind alle sehr schön, geduldig und haben gewaltige Arme. Oh König der Rakshasas, ich habe in Swetadwipa so starke Menschen gesehen, wie du sie nicht auf Erden finden wirst." Den Worten Naradas lauschend antwortete Ravana: "Oh himmlischer Heiliger, warum sind die Bewohner von Swetadwipa so stark? Und wie kam es, daß diese Hochbeseelten dort leben? Oh Herr, erzähle mir alles ganz genau, denn du erkennst das ganze Universum wie eine Frucht auf deiner Handfläche." Die Antwort des Weisen war: "Herr der Rakshasas, die Einwohner von Swetadwipa sind mit ganzem Sinn und ernsthafter Verehrung beständige Anhänger von Narayana. Mit Herz und Verstand sind sie Ihm immer ergeben und hochbeseelt. Sie haben ihre Leben und Seelen dem Narayana übergeben und sind dafür mit ihrer Heimstatt Swetadwipa gesegnet worden. Jene, welche vom Bogen getötet wurden, den Vishnu, der Träger des Diskus und der Erhalter der Welt, spannte, gelangen dorthin. Weder durch Opfer, innige Buße, Selbstkontrolle noch durch hervorragende Gaben gelangt man in diesen himmlischen Bereich voller Glückseligkeit." Voller Erstaunen hörte der Zehnköpfige den Worten Naradas zu, meditierte eine Weile und sagte dann: "Ich werde mit ihnen kämpfen." Er lud Narada höflich ein und fuhr in die Region Swetadwipa. Auch Narada dachte lange nach, und neugierig eilte er ihm nach, denn er wollte die wunderbare Schlacht mit ansehen, denn Spiel und Kampf war er nie abgeneigt.
Ravana und sein Gefolge erfüllte alle Himmelsrichtungen mit gräßlichem Löwengeschrei, als sie sich Swetadwipa näherten. Nachdem Narada eingetroffen war, kam auch der berühmte Ravana zum Inselkontinent, der jenseits des Bereiches der Himmlischen lag. Doch die strahlende Hitze des Inselkontinents konnte Pushpak, der Wagen des mächtigen Ravana, nicht aushalten. Als alle an diesem furchtbaren Ort eingetroffen waren, sprachen die zitternden Rakshasas zu Ravana: "Oh Herr, wir sind alle gelähmt und außer uns vor Angst. Wir können das hier nicht ertragen, wie erst sollen wir dann kämpfen?" Kaum waren die Worte ausgesprochen, flohen sie in alle Richtungen davon. Ravana sandte ihnen seinen goldenen Wagen Pushpak nach, nahm eine schreckeinflößende Gestalt an und betrat ganz allein Swetadwipa. Dabei wurde er von den Frauen entdeckt. Eine von ihnen nahm ihn bei der Hand, lächelte und sprach: "Warum bist du hergekommen? Wer bist du? Wer ist dein Vater? Und wofür kamst du her? Sag es uns bitte." Ravana erwiderte ärgerlich: "Ich bin der Sohn des Asketen Vishrava. Ravana ist mein Name. Ich kam her, um zu kämpfen, doch ich sehe niemanden." Als der niederträchtige Ravana so gesprochen hatte, lachte die junge Dame sanft. Doch eine andere war erzürnt. Sie ergriff Ravana mit leichter Hand, als ob er ein Kind wäre, und schleuderte ihn zwischen ihre Gefährtinnen. Zu einer anderen sprach sie: "Schau, ich habe den schwarzen Ravana mit den zwanzig Armen und zehn Gesichtern wie ein kleines Insekt gefangen." Und sie warf den vom Wirbeln erschöpften Ravana von einer Hand zur anderen. Da biß der erfahrene und mächtige Ravana im Zorn der Schönen tief in die Hand. Vom Schmerz überwältigt ließ ihn die Dame fallen. Doch eine andere nahm den Rakshasa Anführer und hob ihn hoch in den Himmel. Wieder wurde Ravana wütend und kratzte sie mit seinen Nägeln. Als die Dame ihn daraufhin los ließ, fiel der schwer geängstigte Wanderer der Nacht tief hinab in die Wasser des Ozeans. Danach warfen die Frauen, die auf dem Inselkontinent lebten, den Ravana wieder und wieder herum. Als der höchst strahlende Narada ihn solcherart geplagt erblickte, da tanzte er vor Freude und Verwunderung.
Und nachdem dies dem böswilligem Ravana geschehen war, oh du mit den langen Armen, da entführte er Sita, denn er wollte den Tod durch deine Hand. Du bist Narayana, der Diskus, Muschel und Keule hält. In deinen Händen liegen Bogen, Lotus, Blitz und andere Waffen. Du wirst von allen Göttern verehrt. Du bist mit dem mystischen Zeichen Srivatsa (Endlosknoten) geschmückt, wirst von allen Gottheiten angebetet, hast den Lotusnabel, bist ein großer Asket, und als Hrishikesha (Herr der Sinne) gewährst du allen Anhängern Furchtlosigkeit. Du hast eine menschliche Gestalt angenommen, um Zerstörung über Ravana zu bringen. Erkennst du dich nicht als Narayana? Oh du Großer, vergiß dich nicht, erinnere dich an dein wahres Selbst. Der Patriarch Brahma sagte, daß du subtiler bist als das Subtile. Du bist die drei Qualitäten, die drei Veden und die drei Bereiche der Himmlischen, der Sterblichen und unter der Erde. Dein Werk ist manifest in der Zeit, ist Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Du bist der Bewahrer der drei Veden und der Zerstörer der Feinde der Himmlischen. Mit drei Schritten durchquertest du in alter Zeit die drei Welten. Du wurdest von Aditi als der jüngere Bruder von Indra geboren, um Bali zu fesseln. Du bist der ewige Vishnu. Um deine Gunst auf die Menschlichkeit auszuweiten, wurdest du als Mann geboren. Oh Bester der Götter, das Werk der Gottheit ist vollendet. Der böswillige Ravana wurde mitsamt seinen Söhnen und Verwandten getötet. Die Rishis, welche Frömmigkeit zum Reichtum haben, und alle Götter sind zufrieden. Oh Erster der Götter, all dies wurde durch dein Wohlwollen hervorgebracht. Das ganze Universum ist besänftigt. Sita ist die vollständige Personifikation von Lakshmi. Sie kam aus der Erde. Für dich wurde sie in das Geschlecht des Janak geboren. Nachdem er sie nach Lanka gebracht hatte, beschützte Ravana sie mit Fürsorge wie seine Mutter. Nun Rama, habe ich dir die ganze Geschichte erzählt, wie Narada sie vom Rishi Sanatkumar hörte und dann mir beschrieb. Ravana handelte ganz genau, wie Sanatkumar vorausgesagt hatte. Wer diese Geschichte zur Zeit des Sradda hört, dem wird beim Opfern der Reis unerschöpflich, welcher zu den Ahnen gelangt."
Als sie diesem göttlichen Thema lauschten, da staunten der lotusäugige Rama und seine Brüder sehr. Mit ebenfalls vor Staunen aufgerissenen Augen starrten die Affen mit Sugriva, die Rakshasas mit Vibhishana, die Könige mit ihren Beratern und alle versammelten frommen Brahmanen, Kshatriyas, Vaisyas und Shudras entzückt auf Rama. Dann sprach der höchst strahlende Agastya zu Rama: "Oh Rama, wir haben dich nun alle gesehen, wurden geehrt und werden wieder abreisen." Höchst zufrieden kehrten sie alle nach diesen Worten in ihre entsprechende Heimat zurück. Die Sonne ging unter, und Rama, dieser Beste der Männer, entließ die Affen und ihren König und widmete sich dem Sandhya Ritus. Und als nach und nach die Nacht einbrach, betrat er die inneren Gemächer.