Pushpak Ramayana Buch 7Zurück WeiterNews

Canto 23 - Ravanas Gefecht mit den Söhnen Varunas

"Nachdem er Yama, den Ersten der Himmlischen, besiegt hatte, traf der kriegerische Ravana seine Anhänger wieder. Als diese ihn sahen, sein Körper in Blut gebadet und von der Waffe gezeichnet, die auf ihn abgefeuert worden war, da staunten sie sehr und priesen ihn und seinen Sieg. Von Ravana ermutigt bestiegen die Begleiter Pushpak, allen voran Maricha, und der Raksha drang in die Regionen des Wassers ein, in das Reich der Daityas und Schlangen, welches von Varuna wohl beschützt wurde. Sie erreichten Bhogavatí, die Stadt, die von Vasuki (dem Schlangenkönig) regiert wurde. Dort unterwarf er die Schlangen und schritt vergnügt zum Palast Manimayi. Es lebten da die Nivatakavachas, welche viele Gaben erhalten hatten. Diese Giganten besaßen große Kraft und Stärke, trugen verschiedene Waffen, waren hochbeseelt und unbesiegbar im Kampf. Die Rakshasas und Danavas begannen wütend ihren tobenden Kampf mit Pfeilen und Dreizack, Kulishas (Beile) und Äxten und Pattishas. Sie fochten ein ganzes Jahr, und keine Seite konnte einen Sieg erringen, noch wurden sie müde. Da erschien der unvergängliche Große Vater, der Gott der dreifachen Sphäre, in seinem ausgezeichneten Wagen und ließ die Nivatakavachas sich vom Kampf zurückziehen. Er sprach in klaren Worten: "Weder die Himmlischen noch die Asuras sind in der Lage, Ravana in der Schlacht zu besiegen. Und auch die Danavas mit allen Göttern zur Verstärkung können euch nicht zerstören. Daher wendet euren Geist und schließt Freundschaft mit diesem Rakshasa. Denn alle Interessen sind gewahrt im gemeinsamen Besitz von Freunden."

So schloß Ravana Freundschaft mit den Nivatakavachas im Angesicht des Feuers und freute sich sehr. Von ihnen angemessen geehrt verbrachte er ein Jahr höchst angenehm, denn er fühlte keinen Unterschied zwischen diesem Ort und seinem eigenen Zuhause. Nachdem er dort hundert verschiedene Arten der Täuschung gelernt hatte, nahm er seinen Kurs nach Rasatala und suchte die Stadt des Herrn der Wasser auf. In der von den Kalakayas regierten Stadt Ashma angekommen, schlug Ravana dieselbigen, die mit großer Kraft ausgestattet waren, und zerstückelte mit dem Schwert seinen Schwager, den Ehemann seiner Schwester Shurpanakha. Denn der mächtige und kraftvolle Vidyujjibha hatte in der Schlacht die Glieder von Ravanas Gefolgsleuten abgeleckt. Nachdem er ihn bezwungen hatte, zerstörte Ravana noch in einem Augenblick vierhundert Daityas. Danach erblickte der Herr der Rakshasas die weite Heimstatt von Varuna. Sie glich einer großen Masse aus weißen Wolken und war so strahlend wie der Kailash selbst. Auch erblickte er die milchbewahrende Surabhi, von deren Milchströmen der Ozean namens Kshiroda genährt wurde. Ravana erschaute dort Vararani, die Mutter der Kühe und Bullen, von welchen auch der mild strahlende Mond, der Schöpfer der Nacht, abstammt. Zu ihm nehmen die höchsten Heiligen Zuflucht, die sich von Milchschaum ernähren, von dem sowohl die Speise der Götter stammt, als auch das Swadha, von dem sich die verstorbenen Ahnen ernähren. Ravana umschritt diese wunderbare Kuh, die den Menschen unter dem Namen Surabhi(1) bekannt ist, und betrat das äußerst furchterregende Reich von Varuna, welches von verschiedenen Arten von Streitkräften bewacht wurde. Er betrachtete das leuchtende Heim Varunas, welches von hunderten Flüssen durchströmt wie eine Herbstwolke aussah und immer einen herrlichen Anblick bot. Als die Generäle der Streitkräfte ihm Widerstand leisteten, tötete er sie und sprach zu den Kriegern: "Macht euren König schnellstens mit dieser Botschaft bekannt: Ravana ist hergekommen und sucht die Schlacht. Kämpfe mit ihm, wenn du keine Furcht hast, oder gib mit gefalteten Händen zu: Ich wurde von dir besiegt."

In der Zwischenzeit kamen die Söhne und Enkelsöhne vom hochbeseelten Varuna und auch die von Pushkara (sein General) heraus. Mit allen Tugenden gesegnet und von ihren Armeen begleitet spannten sie die Pferde vor die Wagen, welche wie die Sonne strahlten und nach dem Wunsch ihres Herrn fuhren. Es fand eine mächtige Schlacht zwischen den Söhnen des Herrn der Wasser und dem klugen Ravana statt, welche das Volk das Fürchten lehrte. In kurzer Zeit hatten die höchst kräftigen Berater von Ravana das gesamte Heer Varunas niedergestreckt. Als sie sahen, daß ihre eigenen Kräfte am Boden in ernster Not waren, durch die dichten Netze von Pfeilen zurückgetrieben wurden, und Ravana in Pushpak durch die Himmel flog, da schossen Varunas Söhne in aller Eile mit ihren schnellen Wagen in die Lüfte. Als sie eine mit Ravana gleichwertige Position eingenommen hatten, fand ein gewaltiger Kampf im Himmel statt, der dem Kampf der Götter mit den Danavas glich. Mit feurigen Pfeilen trieben sie Ravana zur Umkehr und stießen darob freudige Schreie aus. Doch Mahodara wurde zornig, als er sah, wie der König schwer bedrängt wurde. Er warf alle Furcht ab und warf sich wütend und kampfbegierig in die Schlacht. Von seiner Keule getroffen stürzten die durch den Willen lenkbaren und windschnellen Streitwagen der Söhne Varunas zu Boden. Er schlug die Krieger und die Pferde von Varunas Söhnen und schaute mit Siegesgebrüll auf die am Boden Liegenden hinab. Von Mahodara zerstört fanden sich die Wagen und Pferde zusammen mit den besten Wagenlenkern auf der Erde wieder. Doch als die Söhne des hochbeseelten Varuna ihre Wagen im Himmel verlassen mußten, fühlten sie keinen Schmerz aufgrund ihrer natürlichen Macht. Sie spannten ihre Bögen, durchbohrten Mahodara und umringten schwer erzürnt Ravana. Wie Wolken mit tausenden Strömen einen Berg spalten, so durchbohrten sie ihn mit fürchterlichen, Blitzen ähnelnden Pfeilen von ihren Bögen. Doch auch der Zehnköpfige, im Feuer seines Zorns, das wie das Feuer der Auflösung war, durchbohrte sie mit seinen gräßlichen Pfeilen bis ins Mark. Von oben herab überschüttete er sie mit verschiedenen Keulen, Vallas (Pfeile mit runden Köpfen), Pattishas, Saktis (eiserne Speere) und riesigen Sataghnis(2). Von den Pfeilen war die Infanterie größtenteils erschöpft, wie junge, sechsjährige Elefanten im Schlamm versinken. Als Ravana die Söhne Varunas solchermaßen ermüdet und besiegt erblickte, da brüllte der höchst mächtige Ravana wie eine Wolke vor Entzücken. Und immer weiter brüllend ruinierte der Rakshasa die Nachkommen Varunas mit seinen Geschoßhageln. Alle waren sie besiegt und fielen zu Boden. Und ihre Gefolgsleute flohen vom Schlachtfeld in ihre Häuser zurück. Ravana sprach zu ihnen: "Erzählt ihr alles Varuna." Daraufhin sprach sein Minister Prahasta zu Ravana: "Oh großer König, Varunas Söhne sind geschlagen und der Herr der Wasser, den du zur Schlacht forderst, ist in die Region Brahmas gegangen, um dort Lieder zu hören. Während der König abwesend ist, wozu Probleme suchen, oh Held? Alle seine heroischen Söhne sind doch besiegt." Er hörte die Worte, erklärte seinen Namen als Zeichen der Freude und verließ Varunas Heim. Und auf dem Weg durch die Himmel, auf dem er gekommen war, kehrte der Raksha nach Lanka zurück."


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(1) die lebensspendende, wünscheerfüllende Kuh
(2) Keulen mit Spitzen, "Töter von Hundert"