Pushpak Ramayana Buch 7Zurück WeiterNews

Canto 13 - Ravanas Verbrechen

"Und es geschah, daß der Herr der Wesen den Schlaf in seiner ursprünglichen und mächtigen Form zu Kumbhakarna sandte, damit er über ihn komme. Kumbhakarna sprach daraufhin zu seinem Bruder auf dem Thron: "Oh König, der Schlaf überwältigt mich. Schaffe du mir eine Wohnstatt." Auf Befehl des Königs konstruierten nun Architekten, dem Visvakarma nacheifernd, ein wunderschön anzusehendes Gebäude auf glatter Fläche, welches ein Yojana in der Diagonale maß und zwei Yojanas in der Länge. Es war anmutig anzusehen und besaß keinen Makel. Der Rakshasa ließ eine glänzende und entzückende Stätte errichten, die rundherum mit goldverzierten und diamantenbesetzten Säulen geschmückt war. Es gab eine Treppe aus Lapislazuli, die mit einem Netzwerk an klingelnden Glöckchen versehen war, weiterhin Pforten aus Elfenbein und ein Podium dicht mit Diamanten und Kristallen besetzt. Alles war voller Eleganz und kompakt gebaut, wie die schöne Höhle des Maru. Dort lag der vom Schlaf übermannte, wunderbar starke Kumbhakarna für viele tausend Jahre und wachte nicht auf.

Während Kumbhakarna vom Schlaf beherrscht wurde, begann Dashanana (der Zehngesichtige) ohne Unterlaß Devarshis, Yakshas und Gandharvas zu vernichten. Er fiel in die anmutigen Gärten wie Nandana ein und verwüstete sie unbarmherzig. Der Rakshasa verbreitete Vernichtung um sich her, gerade wie umhertollende Elefanten Flüsse aufwühlen, der Wind die Bäume fällt, oder der Blitz die Bergesgipfel spaltet. Als der gerechte Herr des Reichtums von den Taten Dashagrivas (der Zehnköpfige) vernahm und über das Betragen nachdachte, welches sein Geschlecht zeigte, war Vaishravana von brüderlicher Zuneigung bewegt und sandte einen Boten nach Lanka, weil er um das Wohl von Dashagriva besorgt war. Der Bote kam nach Lanka und suchte zuerst Vibhishana auf. Dieser empfing ihn mit Ehre und fragte nach dem Grund des Besuchs. Nachdem der Bote sich nach dem Wohl des Königs und seiner Familie erkundigt hatte, führte ihn Vibhishana vor Dashanana, der bei Hofe thronte. Der Bote erblickte den in seiner Pracht erstrahlenden König, grüßte ihn mit dem Wort "Jaya"(1) und verstummte vorerst. Dann sprach der Bote zu Dashagriva, der auf einem edlen Lager saß, welches mit kostbaren Decken geschmückt war: "Oh König, ich komme, dir alles zu erzählen, was dein Bruder sprach und sowohl dem Charakter als auch der Familie deines Vaters und deiner Mutter würdig ist. Genug der üblen Taten. Du solltest dein Betragen bessern. Halte dich an Gerechtigkeit, wenn du kannst. Ich sah das verwüstete Nandana, hörte von den gemordeten Weisen und den Vorbereitungen der Götter gegen dich, oh König. Ich wurde von dir schwer mißachtet, doch wenn ein Jüngerer sündigt, sollte er dennoch von seinen Freunden beschützt werden.

Selbstbeherrscht und meine Sinne kontrollierend nahm ich einen schweren Eid auf mich. Ich ging zum Himavan, um dort Gerechtigkeit (Dharma) zu üben. Dort erblickte ich diesen Herrn der Götter von Uma begleitet. Ich schaute mit dem linken Auge auf die Göttin, um zu erkennen, wer sie war, oh mächtiger König, aus keinem anderen Grund. Rudrani stand vor mir und trug eine alles übertreffende Gestalt. Doch durch die übermächtige Energie der Göttin wurde mein linkes Auge verbrannt, schien wie mit Staub bedeckt, verlor seinen Glanz und wurde gelbbraun. Ich ging danach zu einem anderen, weiten Gipfel des Berges und vertiefte mich schweigend in ein mächtiges Gelübde. Nachdem meine Beherrschung vollkommen war, sprach mich der Gott der Götter, Maheshvara, mit erfreutem Herzen an und sagte: "Oh Gerechter, du mit den guten Gelübden, ich bin mit deiner Askese sehr zufrieden. Auch ich befolgte einst diesen Eid, den du, oh Herr des Reichtums, nun vervollkommnet hast. Es gibt kein drittes Wesen, welches solch ein Gelübde praktiziert hätte. Dieser Eid ist schwer zu befolgen, und ich hatte ihn einst eingeführt. Daher, du milder Herr, schließe Freundschaft mit mir. Du hast mich durch deine Buße übertroffen. Sei mein Freund, du Sündenloser. Dein linkes Auge wurde von der Energie der Göttin verbrannt. Es wurde gelblich, denn es erschaute die Anmut der Göttin. Deswegen soll von nun an dein Name Ekakshipingali (der Gelbäugige) sein.

So erhielt ich auf Befehl von Shankara (Shiva) das Privileg seiner Gesellschaft. Nachdem ich zurückkehrte, erfuhr ich von deinen bösen Taten. Halte dich von diesem gottlosen Kurs fern, der dazu neigt, dein Geschlecht zu verderben. Die Göttlichen sinnen bereits mit den Weisen über die Mittel nach, dich zu töten." Nach diesen Worten röteten sich die Augen des Zehnköpfigen vor Wut. Er rieb seine Hände, knirschte mit den Zähnen und sprach: "Oh Bote, ich habe verstanden, was du sagtest. Weder du noch dieser Bruder von mir, der dich aussandte, sollen leben. Auch spricht der Hüter des Reichtums nichts, was mir nützt. Dieser Narr erzählt mir die Umstände, wie er ein Freund des Maheshvara wurde. Ich werde niemals vergeben, was du ausgesprochen hast. Bis hierher ertrug ich ihn, denn ich nahm Rücksicht darauf, daß er mein älterer Bruder ist. Und als Ranghöherer sollte er nicht von mir getötet werden. Doch nun, nachdem ich seine Worte vernommen habe, ist mein Entschluß getan. Auf die Macht meiner Arme vertrauend, werde ich die drei Welten erobern. Einzig aus diesem Grund werde ich sofort die vier Lokapalas(2) in die Heimstatt des Todes schicken." Nachdem er dies gesagt hatte, tötete der Herr von Lanka den Boten mit seinem Schwert und überließ ihn seinen niederträchtigen Rakshasas als Mahlzeit. Anschließend hielt er das Swastyayana(3) ab, bestieg seinen Wagen, fuhr dahin, wo der Herr des Reichtums war, und hatte dabei die Eroberung der drei Welten im Sinn."


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(1) zwei Bedeutungen: Sieg oder alle Götter des Hindu Pantheon
(2) Wächter der vier Himmelsrichtungen
(3) Zeremonie zur Besänftigung der Götter oder böser Sterne mit der Bitte um Abwendung von Gefahr oder um Glück für ein Vorhaben