Pushpak Ramayana Buch 6Zurück WeiterNews

Canto 71 - Tod des Atikaya

Doch Atikayas Wut wurde heiß und groß, als er sah, wie seine edelsten Verwandten starben. Er, der Grimmigste des Gigantengeschlechts, Brahmas Gaben stets gebrauchend, der stolze Bezwinger des Stolzes der Unsterblichen, dessen Kraft und Macht mit der Indras wetteifern konnte - er gierte nach Blut und rächendem Gemetzel und richtete seinen Zorn auf den Feind. Er fuhr auf einem hohen Streitwagen, welcher blitzte und so hell glühte wie tausend Sonnen. Über die prinzliche Stirn war eine reich mit Juwelen geschmückte Krone gesetzt, und seine Ohren trugen goldene Anhänger. Er spannte und legte seinen Bogen an und immer, wenn er mit einen Pfeil zielte, erklärte er seinen Namen und die königliche Abstammung. Kaum konnten die Vanars seinen klirrenden Bogen und die Stimme der Angst ertragen. Sie flohen zu Raghus älterem Sohn, ihrer sicheren Zuflucht in Leid und Furcht. Da wandte Rama seine Augen in die Ferne und erblickte den Wagen, wie er schnell der fliehenden Menge folgte und wie eine Regenwolke donnerte. Von der Lust auf Schlacht befeuert wandte er sich an Vibhishan und erkundigte sich: "Sag, wer ist das, dieser Bogenschütze mit der Gestalt eines Berges und den Augen eines Löwen? Sein Wagen wird von tausend schnellen Pferden gezogen und erfüllt unsere Heere mit Grauen. Vom Leuchten der Speere umgeben, welche seinen Wagen säumen, erscheint der Krieger wie eine gewaltige, von Blitzen umspielte Wolke an einem stürmischen Tag. Und der gekrümmte Rücken des großen Bogens, den er liebevoll hält, strahlt vor Gold, wie Indras Bogen die Himmel glücklich macht und den Besten der Streitwagen verherrlicht. Oh, sieh den sonnengleichen Glanz, den seine große, über ihm hängende Flagge verbreitet und auf der Rahu, der furchtbare Drache, mit lodernden Streifen scheint (der Dämon der Eklipse). Dreißig volle Köcher sind an seiner Seite und versorgen seinen Wagen mit Pfeilen. So blitzend wie das Licht der Sterne glänzen seine zwei mächtigen Säbel. Sag, Bester der Giganten, wer ist er, vor dessen Gesicht unsere Vanars fliehen?"

So sprach Rama. Vibhishan erkannte den Gigantenanführer und erwiderte: "Dies Rama, ist Ravanas Sohn. Seine jugendliche Macht hat sich hohen Ruhm gewonnen. Er, der Beste der Krieger, beugte sein Ohr, die Weisheit der Alten zu hören. An erster Stelle steht er unter jenen, die um die Meisterschaft von Schwert und Bogen wissen. Unerreicht ist seine mutige Attacke auf dem Rücken von Elefanten oder Pferden. Außerdem kennt er jede subtilere Kunst, den Feind zu gewinnen, zu bestechen oder zu spalten. Auf ihn vertraut das Heer der Giganten und fürchtet nichts Böses, wenn er in der Nähe ist. Dieser Anführer ohne Ebenbürtigen trägt den Namen Atikaya, riesig an Gestalt. Dhanyamalini gebar ihn einst dem Herrn von Lanka, Ravana."

(aus der Übersetzung von M.N.Dutt:
"Nachdem er Brahma mit der reinen Seele durch Buße geehrt hatte, erhielt er Waffen und besiegte seine Feinde im Kampf. 'Himmlische und Asuras sollen nicht imstande sein, dich im Kampf zu schlagen!' dies war die Gabe, die er vom Selbstgeborenen bekam. Und er gewährte ihm auch diese himmlische Rüstung und den Streitwagen, der wie die strahlende Sonne ist.")

Vom gräßlichen Klang seiner Bogensehne gereizt, sprangen die Vanars davon, sich dem Feind zu stellen. Mit hohen Bäumen aus Lankas Wäldern, Felsen und Bergesspitzen bewaffnet standen sie bereit. Die goldverzierten Pfeile des Giganten hielten den Sturm der geschleuderten Geschosse auf und deckten den Feind ständig mit einem brennenden Sturm von seiner sirrenden Sehne ein. Nicht einmal die Vanar Anführer konnten den unerträglichen Regen seiner Pfeile aushalten. Sie flohen, und der Sieger gewann sich den Ort, an dem der Herr des Raghu Geschlechts stand.

(M.N.Dutt:
Und selbst in der Mitte aller dieser Affenlegionen tötete dieser Herr der Rakshasas nicht einen einzigen, welcher nicht kämpfte.)

Er rief mit einer Stimme wie Donner: "Heda! Ich, der Champion der Giganten, verachte es, von meinem Wagen getragen und mit Pfeil und Bogen bewaffnet mit niedrig geborenen Schwächlingen zu kämpfen. Kommt heraus, ihr Tapfersten, wenn ihr es wagt, und kämpft mit einem, der euch nicht verschont."

Auf sprang da Sumitras edles Kind (Lakshmana), spannte seinen bereiten Bogen und lächelte. Die Giganten erzitterten bei dem Klang, der widerhallend durch Himmel und Erde rang. Der Gigant legte auf seinen Bogen eine spitzen Pfeil und rief stolz: "Lauf weg, Sumitras Sohn, und flieh, denn ich bin schrecklicher als der Tod. Lauf vor den Schlägen eines Kriegers davon, du im Kriege Unerfahrener, und widersetze dich nicht meiner jugendlichen Gestalt. Was? Willst du deinen kindhaften Atem verschwenden und das schlummernde Feuer des Todes wecken? Wirf den unnützen Bogen fort, du voreiliger Junge, rette dein Leben und geh unverletzt davon." Er verstummte, und Sumitras edler Sohn erwiderte von Stolz und Zorn bewegt: "Die Heldentat eines Mutigen zeigt sich in der Schlacht und nicht in Worten allein. Gib es auf, mit vergebener Prahlerei meine Verachtung zu erregen, und beweise mit deinem Arm deinen Mut. Zeige deine Tapferkeit mit Schwert und Bogen, auf deinem Streitwagen und mit allen deinen Waffen. Kämpfe, und meine tödlichen Pfeile werden deinen Kopf heute noch in den Staub schicken. Sie werden in schneller und unaufhörlicher Flut dein Fleisch zerreißen und dein Blut trinken." Sein gigantischer Feind gab keine Antwort, doch legte er einen Pfeil auf seine Sehne. Er hob den Arm, spannte die Sehne und der Pfeil flog Richtung Lakshmanas Brust davon. Sumitras Sohn, die Geißel seiner Feinde, schoß einen flinken Pfeil mit halbmondförmigem Kopf, der den wohlgezielten Pfeil spaltete und harmlos zu Boden schickte. Ein Schauer von Lakshmanas Bogen fiel schnell und heftig über den Feind her, welcher nicht verzagte, als die Geschosse mit nutzloser Kraft auf seine eiserne Rüstung trafen. Da kam der freundliche Windgott herbei und wisperte in Lakshmanas Ohr: "Diese Art von Pfeilen stürmt umsonst gegen die undurchdringliche Rüstung deines Feindes. Versuche ein gewaltigeres Geschoß, oder der Gigant wird niemals sterben. Wende den mächtigen Zauber an und ziele mit der Waffe, die unter dem Namen Brahmas bekannt ist." Er verstummte und Sumitras Sohn gehorchte. Auf seinen großen Bogen legte er einen Pfeil, und mit einem Getöse wie Donner und so sicher wie Indras Blitzstrahl, flog er davon. Der Gigant streute seine Pfeile wie Regen aus, um dessen Lauf aufzuhalten, doch alles war vergebens. Er versuchte, mit Speer, Keule und Schwert den glühenden Pfeil abzuwehren. Doch mit einer Kraft beflügelt, die niemand aufhalten konnte, traf der Pfeil das Monster in den Hals. Und es rollte sein Haupt samt goldenem Helm von den Schultern abgetrennt zur Erde.


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