Pushpak Ramayana Buch 6Zurück WeiterNews

Canto 67 - Kumbhakarnas Tod

So wandten sich die Vanars wieder von der Flucht ab, und alle Herzen brannten auf die Schlacht. Sie waren entschlossen, hier an Ort und Stelle zu sterben oder den höchsten Lohn eines Kriegers zu gewinnen. Wieder beugten sich die Vanars nieder, um ihre Waffen, Felsen und gefallene Bäume, zu ergreifen. Und der tödliche Kampf begann erneut. Heftig stürmten sie gegen den Giganten. Doch das Monster wahrte unbewegt seinen Stand. Hoch erhob er seine gräßliche Keule, schwang die riesige Waffe um sein Haupt und tötete die Ersten der Vanars. Achttausend fielen blutbefleckt, dann sanken und starben siebenhundert mehr. Dann begegneten dreißig, zwanzig, zehn oder acht bei jedem ungestümen Ausbruch ihrem Schicksal. Schnell wurden die Gefallenen verschlungen, wie Schlangen, die von Garudas Schnabel besiegt wurden. Da rannte der Vanar Dwivid bewaffnet mit einem ausgerissenen Berg wie eine riesige Wolke, wenn die scharfen Winde blasen, und griff den massigen Feind mit aller Kraft an. Mit wunderbarer Stärke warf er den Berg. Er flog über Kumbhakarnas Kopf, fiel auf seine weit entfernte Armee und zermalmte viele Giganten, Rosse und Wagen. Felsen und Bäume warf der grimmige Hanuman und ließ sie auf Kumbhakarnas Haupt regnen, dessen Speer jedes tödliche Geschoß stoppte und harmlos auf die Ebene fallen ließ. Dann stürmte der Gigant mit zornig glühenden Augen gegen den Feind, wo mit einem waldigen, hocherhobenen Berg Hanumans Macht seinen Angriff empfing. Durch seinen ganzen, großen Körper fühlte der Gigant den ärgerlichen Schlag von Hanuman. Einen Moment wankte er und litt schwere Not, dann schlug er den Vanar auf die Brust, ganz wie des Kriegsgottes heftiger Hieb eine Passage durch das Krauncha Gebirge brach. Der Schlag war gräßlich und tief und breit die Wunde. Mit hellroten Strömen eingefärbt brüllte Hanuman rasend vor Schmerz wie die Wolken, welche Regen bringen. Und allen Rakshasa Kehlen entrang sich lauter Lärm und Jubelschreie. Dann wirbelte Nila unter Aufbietung aller Kräfte das Bruchstück einer Bergeshöhe. Der Felsen hätte den Feind nicht verfehlt, doch Kumbhakarna erhob seine Faust und schlug so heftig zu, daß die Masse als Puder ins Gras rieselte. Fünf Anführer des Vanar Geschlechts stellten sich Kumbhakarna von Angesicht zu Angesicht(1). Wild schlugen sie auf seinen riesigen Körper mit Steinen, Bäumen, Händen und Füßen ein. Zuerst schlang der Gigant seine Arme um Rishab und schmetterte ihn zu Boden, wo er sprachlos, ohnmächtig, schwer verwundet und das Gesicht mit Blut beschmiert liegen blieb. Dann traf er Nila mit der Faust und warf Sarabh übers Knie. Auch Gavakshas Stärke konnte nicht seiner mächtigen Hand widerstehen. Auf Gandhamans eifrigen Ruf eilten Tausende herbei, ihren Fall zu rächen. Und niemals hörten die Vanars auf, den Feind mit Knien, Fäusten, Zähnen und Klauen anzugreifen. Doch der Gigant warf seine mächtigen Arme um die Angreifer, zog die Gefangenen näher heran, packte sie und aß sich satt. Dabei gab es keinen Aufschub, keine Pause. Schnell öffneten und schlossen sich seine höllenartigen Kiefer. Doch, gefangen in dieser dunklen Höhle, konnten einige Vanars ihr Leben retten. Manche fanden einen Weg durch seine Nasenlöcher, und andere gewannen sich den Tag zurück durch seine Ohren.

Wie Indra mit seinem Donner oder wie der Gott des Todes im Akt des Tötens ergriff der Gigant seinen schweren Speer und warf ihn geschwind auf den Feind. Vor seiner Macht fielen die Vanars, und auch ganze Heere konnten seinen Angriff nicht zurückschlagen. Obwohl darüber beschämt, wandten sie sich ab und flohen zitternd zum Sohn des Raghu. Als Balis kriegerischer Sohn (Angad, der Enkelsohn Indras) ihre Flucht bemerkte, da spannte sich sein Herz im Zorn. Er sprang mit wahnsinnigem Schrei vor, sich dem Feind entgegenzustellen und die Flucht aufzuhalten. Er kam, wirbelte einen Bergesgipfel und traf den Giganten an der Wange. Der Gigant warf seinen massigen Speer - schrecklich war der Wurf und sicher gezielt. Doch Angad sah den Speer kommen und kampfgeübt sprang er zur Seite. Dann schlug er den Giganten mit der offenen Hand gegen Brust und Kehle. Kaum konnte der Hüne die Schläge ertragen, doch Stärke und Sinne kamen bald zurück. Mit einer Kraft, der nichts und niemand widerstehen konnte, ergriff er den Vanar am Handgelenk, wirbelte ihn wie zum Zeitvertreib herum und schmetterte den Ohnmächtigen zu Boden. Da lag der Feind geschunden und flach auf der Erde.

Als nächstes stürmte er gegen König Sugriva, der den Angriff erwartend stillstand und einen zersplitterten Felsen hochhob. Er schaute auf den mit Strömen von Blut eingefärbten Kumbhakarna und schrie zornig: "Dein Arm hat großen Ruhm erreicht und Tausende ihres Lebens beraubt. Doch nun verlasse für eine Weile deine niederen Feinde und ertrage den Berg, den Sugriva wirft." Sprachs und schleuderte die Masse. Doch von des Giganten Brust prallte der Schlag ab. Da befiel die Vanars Verzweiflung, und das laute Geschrei der Rakshasas erfüllte die Luft. Der Gigant erhob seinen Arm und schnell kam der gewaltige Speer, den er warf. Hanuman fing ihn während des Fluges und brach ihn überm Knie in zwei Teile. Der Gigant sah den zerbrochenen Speer, und sein umwölktes Auge verriet seine Furcht. Dann sandte er gegen Sugrivas Kopf einen Felsen, den er von Lankas Bergen riß. Die stürzende Masse konnte keine Macht aufhalten. Sugriva fiel und lag ohne Sinne. Der Gigant beugte sich, seinen Feind zu packen, und trug ihn fort, wie eine Brise im Herbst die Wolke durch den Himmel trägt. Er hörte die traurigen Seufzer der Unsterblichen, und laute und lange Triumphschreie entrangen sich der Menge der Rakshasas. Durch Lankas Tor marschierte der Gigant und hielt den zappelnden Gefangenen fest, während von jedem Haus, Turm und jeder Terrasse auf seinen hochmütigen Kopf ein Schauer von duftendem Parfüm und Blumenregen fiel, auch Blüten, Blätter und Korn wurde ausgestreut. Nach und nach fühlte der Vanar Herr Leben, Sinne und Stärke wiederkehren. Er hörte die frohe Prahlerei des Giganten und dachte an seine Vanar Heere. Da nahm er seine Zähne und Füße zur Hilfe und biß und riß an des Giganten Flanke, der rasend vor Schmerz und blutverschmiert die Last, die er trug, zu Boden schmetterte. Den Sturm von Schlägen nicht achtend erhob sich der Vanar schnell in den Himmel, und übersprang so leicht wie ein fliegender Ball die Stadtmauer. Froh über die geglückte Befreiung fügte er sich an die Seite von Raghus Sohn.

Toll vor Haß und Zorn machte sich Kumbhakarna wieder auf den Weg in die Schlacht und, sich vom Tor fortbewegend, erneuerte er das Gemetzel unter den Feinden und füllte seinen Magen mit blutiger Nahrung. Dabei tötete er blind vor ungestümer Raserei sowohl Vanar Feinde als auch Giganten. Sumitras heldenhafter Sohn (Lakshmana) mied nicht die Macht Kumbhakarnas, welcher durch die Rüstung die Stiche seiner kühnen Pfeile fühlte, die jener von der Sehne entließ. Sein Herz gestand die Macht des Kriegers ein, und von dem unaufhörlichen Schauer blutend, der ihn in Brust und Flanke traf, rief der Gigant: "Wohl gekämpft, Sumitras Sohn. Ewigen Ruhm hast du dir gewonnen, denn in verzweifeltem Kampf trafst du auf den Sieger, der noch nie bezwungen wurde und den sogar Indra auf dem riesigen Rücken Airavats fürchtet anzugreifen. Geh, Sohn der Königin Sumitra, geh. Um deine Stärke und deinen Mut weiß ich. Denn meine ganze Hoffnung und mein eifrigster Wille ist es nun, Rama im Kampf zu töten. Laß ihn unter meinen Waffen fallen, dann werde ich mich allen anderen stellen und sie besiegen." Der von Sumitra geborene Anführer antwortete und lachte verächtlich dabei: "Ja, du hast dir den Ruhm eines Siegers über zitternde Götter und Indras Schande gewonnen. Hier wartet auf dich ein mächtigerer Feind, dessen Heldenhaftigkeit du noch nicht kennst. Dort steht Rama, Sohn des Raghu, berühmt in hunderten Ländern."

Der Gigant stürmte geradewegs auf den König zu, und die Erde erbebte unter seinen Tritten. Der Held griff nach seinem Bogen, spannte ihn und tödliche Pfeile regneten in Strömen darnieder. Als Kumbhakarna jeden tödlichen Hieb fühlte, brach aus seinem riesigen Mund Feuer und Rauch hervor. Seine Hände lösten sich in tödlichem Schmerz und ließen seine Waffen auf das Schlachtfeld fallen. Doch auch ohne Schwert, Speer und Keule veränderte keine Angst den Hochmut seines Gesichts. Von schwerer Hand regnete Schlag auf Schlag nieder und tausend Feinde wurden erschlagen. Wo immer das rasende Monster hinlangte, während seine Glieder das rote Blut hinabrann wie Ströme an einem Bergeshang, da starben Affen, Bären und Giganten. Hoch über seinem Kopf schwang er einen Felsen und warf das riesige Gestein auf Rama. Doch Ramas flammengleiche Pfeile zerbröselten den Felsen noch im Fluge. Dann griff Rama mit wütend brennenden Augen den Feind an, und als er seinen Bogen spannte, da antwortete die Sehne mit furchtbarem Klang. Vom drohenden Klang der Bogensehne extra wütend gemacht, sprang der Gigant auf seinen Feind zu. Er kam in so hochgewachsener Gestalt wie ein waldgekrönter Berg. Doch Rama, standhaft und selbstbeherrscht, sprach in Worten wie diesen zum Feind: "Komm näher, oh Rakshasa Herr, komm nur näher. Wende dich nicht aus Frucht vom Kampfe ab. Du triffst jetzt Auge in Auge auf Rama, den Zerstörer des Gigantengeschlechts. Komm, kämpfe und du wirst in dieser Stunde tief im Tode die Macht deines Bezwingers fühlen." Dann schwieg er. Verrückt vor Zorn und Stolz antwortete der Champion der Giganten: "Komm du nur her, und du wirst einen anderen Feind erleben. Nicht Khara oder Viradha; einem mächtigeren Krieger stehst du nun gegenüber. Fürchte die Stärke Kumbhakarnas und grause dich vor der eisernen Keule, die ich hochhebe. Diese Keule besiegte einst in alter Zeit die Götter und Danavas. Beweise, du Löwe aus dem Geschlecht der Ikshvakus, deine Macht an diesen, meinen Gliedern. Dann, nach deinem Versuch, sollst du bluten und mit deinem Fleisch meinen Hunger stillen." So sprach er. Rama legte unerschrocken die Pfeile auf seine Sehne, welche die stattlichen Sal Bäume durchbohrt und Bali, den König der Vanars, getötet hatten. Sie flogen und trafen, doch vergebens. Diese mächtigen Glieder fühlten keinen Schmerz. Dann schickte Rama mit sicherstem Ziel den Pfeil ab, der den Namen des Windgottes trug. Das Geschoß trennte den riesigen Arm des Giganten ab und die Keule, welcher jener trug und die so viele Vanars zerschmettert hatte, wohin sie auch gefallen war. Schrecklich war Kumbhakarnas Schrei. Der Gigant ergriff einen Baum und rannte wahnsinnig gegen den Herrn der Menschen an. Ein anderer Pfeil, Lord Indras Eigentum, pfiff dem wilden Angriff entgegen. Und sein linker Arm ward von der Schulter abgeschnitten und fiel wie ein Bergesgipfel zur Erde. Dann flogen zwei Pfeile von Ramas Bogen, ein jeder mit halbmondförmigen Kopf, und von Macht beflügelt, die nichts aufhalten konnte, schnitten sie beide Beine des Giganten ab. Sie fielen, und gräßlich war der Klang, als diese großen Säulen den Boden erschütterten. Himmel und Meer, Berg und Höhle gaben ihre Antwort in widerhallendem Getöse. Dann zog der Held ein Geschoß von seiner Seite, welches so schnell wie der Sturm flog. Kein tödlicherer Pfeil ward jemals gezogen, außer dem, den Indra sein eigen nennt. Der mit einer Rüstung geschützte Nacken des Giganten konnte dem Zorn dieses Pfeiles nicht Einhalt gebieten. Er schoß durch Haut, Fleisch und Knochen und zerriß Kopf und Kehle. Mit einem donnernden Geräusch rollte der mit goldenen Ringen geschmückte Kopf hinab, zerbarst in Stücke und zerschmetterte auf seinem Weg ein Tor, einen Turm und eine massive Mauer. Der Körper fiel wirbelnd ins Meer. So gewaltig schwoll der Ozean davon an, daß keine schnelle Flosse und kein gewandter Sprung die Wesen der Tiefe retten konnte. So focht und starb er, der die Götter und Brahmanen in respektlosem Stolz geplagt hatte. Froh waren da die Heerscharen des Himmels und lange hallte die Luft von ihren Gesängen wider.


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(1) Rishab, Sarabh, Nila, Gavaksha, Gandhaman