Pushpak Ramayana Buch 6Zurück WeiterNews

Canto 46 - Indrajits Triumph

Die Vanar Anführer, deren scharfe Augen eifrig Erde und Himmel durchsuchten, erblickten die mutigen Brüder, wie sie schwer verwundet waren, von Pfeilen durchbohrt und mit Blut befleckt. Der Monarch des Vanar Geschlechts erreichte mit dem weisen Vibhishan den Ort, Angad und Nila folgten nach. Mit Hanuman und anderen von der Art des Waldes standen sie dort und beklagten das gefallene Paar. Sie erhoben ihre melancholischen Augen und starrten eine Weile in fruchtloser Suche herum, doch Vibhishan wußte um die magischen Künste, die seinem schärferen Blick nicht verborgen waren. Obwohl durch Zauber vom Rest verborgen stand dort der Sohn Ravanas, der grimmige Indrajit in schonungslosem Stolz und beobachtete die gefallenen Söhne des Raghu. Das Herz eines jeden Giganten war stolz, und so rief der Krieger laut: "Durch meine Pfeile liegt Rama besiegt am Boden, und Lakshmanas Augen haben sich im Tode geschlossen. Tot sind die mächtigen Prinzen, welche Dushan und Khara schlugen und mordeten. Götter und Unholde mögen sich vergebens mühen, sie von ihren bindenden Ketten zu erlösen. Der hochmütige Prinz, die Geißel meines Vaters, der ihn schlaflos aus seinem Bette trieb, von dem Lanka seinen Namen hörte und wie ein aufgewühlter Bach in der Regenzeit erzitterte; er, dessen brennender Haß unsere Leben verfolgte, liegt hilflos und von meinen Pfeilen besiegt darnieder. Nun ist jede wunderbare Tat fruchtlos, welche das Geschlecht des Waldes noch versuchen könnte. Und jede Mühe ist so vergebens, wie ein Wölkchen nach dem Regen." Da erhob sich laut das Geschrei der Giganten, so laut wie der Donner aus einer berstenden Wolke. Mit erhobenen Stimmen priesen sie den Sieger, denn sie meinten, Rama wäre tot.

Immer noch bewegungslos, wie die Erschlagenen liegen, preßten sich die Brüder an das blutige Schlachtfeld. Sie seufzten nicht, sie atmeten nicht und lagen, als ob sie ihres Lebens beraubt wären. Auf die von seiner Kunst gewirkte Tat stolz ging Ravanas Sohn nach Lanka zurück, wo, als er eintrat, alle Furcht gestillt war, und sich jedes Herz mit Triumph füllte. Sugriva zitterte, als er die gefallenen, blutbefleckten Prinzen ansah, und seine Augen, in denen die Flamme des Zorns glühte, flossen über von Tränen. "Beruhigt euch," sprach Vibhishan, "beruhigt eure Ängste und hört auf, Tränenströme zu vergießen. Die Aussichten in der Schlacht können immer noch wechseln, und der Sieg ist unverändert unser Ziel. Unsere Anstrengung wird ihnen helfen und uns am Ende Triumph bringen. Dies ist nicht der Tod. Jeder Prinz wird den Zauber brechen, der ihn hält, und erwachen. Nicht lange soll die betäubende Magie dem mächtigen Arm und dem hohen Geist Einhalt gebieten." Er verstummte, tauchte seine Finger in Tau und strich mit ihnen über Sugrivas Augen. So befreite er dessen Sicht von dumpfem Nebel und sprach folgende, dem Anlaß entsprechende Worte: "Dies ist nicht die Zeit für Furcht. Fort mit ohnmächtigen Herzen und schwacher Verzögerung. Im Augenblick bringen die Tränen, welche der Kummer in liebende Augen träufelt, nur Zerstörung. Auf in die Schlacht, und zwar an der Spitze der kühnen Truppen, welche Rama anführte. Unsere Wache bleibt an ihrer Seite, bis die Prinzen ihre Stärke und Sinne wieder gewinnen. Bald schon soll das in Trance gefesselte Paar wieder zu sich kommen und allen Kummer aus unseren Herzen vertreiben. Obwohl sie jetzt am Boden liegen, denkt nicht, daß Ramas Tod nahe ist. Glaubt nicht, daß Lakshmi ihren siegenden Liebling vergäße oder verließe. Ruht euch hier aus, laßt eure Herzen getröstet sein, überdenkt meine Worte und seid standhaft und tapfer. Ich, der Erste in der Schlacht, werde alle Schwachen und Verletzten einsammeln. Ihre starren Augen verraten ihre Furcht, und sie wispern sich gegenseitig zu. Wenn sie meinen aufmunternden Ruf hören und sehen, daß der Freund Ramas nahe ist, werden sie Betrübnis und Furcht abwerfen wie verwelkte Blumenkränze von gestern."

So beruhigte er Sugrivas Angst und gab neuen Mut denen, die geflohen waren. Der grimmige Indrajit mit der von Siegerstolz brennenden Seele suchte seinen Herrn auf, erhob seine demütigen Hände und erzählte ihm alles über die Schlacht und den Fall der Prinzen. Freudig über die Niederlage seines Feindes sprang der Monarch von seinem Sitz auf und, von allen seinen Beratern umgeben, schlang er seine Arme um seinen kriegerischen Sohn, küßte innig sein Haupt und wollte nochmals hören, wie Rama starb.


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