Pushpak Ramayana Buch 6Zurück WeiterNews

Canto 42 - Die Schlacht beginnt

Überall hörte man Geschrei: "Die Vanar Feinde umschließen die Stadt!". König Ravana starrte mit wutentbrannten Augen von der Terrasse und sah, wie die Vanar Heere in dichtgedrängten Reihen zum Stadtgraben vorrückten und die Böschung säumten, allen voran der Erste an Glanz und Rang, der Löwenherr der Raghu Familie. Auch Rama schaute auf Lanka, wo bunte Fahnen in der Luft flatterten, und während heftige Sorge ihn durchbohrte, eilten seine liebenden Gedanken zu Sita: "Dort liegt mein Liebling mit den Rehaugen in tiefer Not. Dort hält sie auf dem kalten Boden ihre traurige Wache und weint um Rama." Von dem Gedanken ganz aufgewühlt rief er: "Angriff! Angriff! Färbt die Erde mit Rakshasa Blut!"

Auf seinen Ruf hin erklang als Antwort ein lauter, allgemeiner Schrei. Myriaden füllten den Stadtgraben mit Steinen, häuften Bäume und Felsen darüber, griffen auf Befehl ihres Führers an und drängten wild gegen die Mauer. Manche erkletterten in ihrem ungestümen Eifer den Wall und bestürmten die Wache, und so manches massige Stück ward aus Tor, Turm und Zinnen gerissen. Riesige Portale aus poliertem Gold wurden gelöst und aus ihrer Halterung gehoben. Pfähle und Pfosten fielen donnernd zu Boden. An jedem Tor, Nord, Ost, West und Süd, stürmten die Anführer auf die ihnen zugeordneten Posten und führten die Myriaden aus den Wäldern an.

"Greift an! Laßt die Tore sich weit öffnen! Angriff, ihr Giganten!" rief nun auch Ravana. Sie hörten seine Stimme und laut und lang ertönte der wilde Lärm der Schar mit Muschelhorn, Trommel und all der kriegerischen Ausrüstung. Auf Befehl ihres Herrn ergossen sich aus jedem Tor die Giganten, als ob die Wasser sich erheben und zu riesigen Wellen anschwellen, die wieder neue Wellen antreiben. Erneut ertönte von den Vanar Kehlen ein Gebrüll des grimmigen Trotzes und durchschnitt das Himmelsgewölbe: Erde, Meer und Luft gaben das Echo mit gräßlichem Schrei wieder. Dazu kamen das Brüllen der Elefanten, das Wiehern der Pferde, das ununterbrochene Zusammenprallen von kriegerischem Stahl und das Rattern der Streitwagen. Erbittert war der tödliche Kampf. Sich in schrecklicher Aufstellung gegenüber stehend und umschließend, rangen sie, als ob die aufgebrachten Götter des Himmels in die Schlacht mit rebellischen Unholden zogen. Axt, Speer und Keule wurden wohl geführt, und bei jedem Schlag fiel ein Vanar. Doch Schauer von Felsen und gerodete Bäume zwangen viele Giganten in die Knie, die dann ihrerseits unter den tödlichen Wunden von Klauen und Zähnen starben.


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