Pushpak Ramayana Buch 6Zurück WeiterNews

Canto 16 - Ravanas Rede

Vom Schicksal getrieben sprach Ravana mit zorngeschwollner Brust: "Es ist besser mit Feinden zusammenzuleben oder sein Haus mit Giftschlangen zu teilen, als mit vertrauten und falschen Freunden zu sein, welche die Ziele deiner Feinde beschleunigen. Ich kenne deren trügerische Laune und ihren geheimen Triumph, wenn man leidet. In ihrem innersten Herzen verachten sie die Tapferen, Edlen und Weisen und betrauern deren Glück mit grollendem Haß. Nach ihrem Leiden schauen sie aus und warten darauf. Sie untersuchen jedes Versehen mit neugierigen Augen und bauschen jeden kleinen Fehler auf. Frag die in der Wildnis wandernden Elefanten, wie ihre gefangenen Freunde betrogen wurden. Sie sagen: 'Ums Feuer sorgen wir uns wenig, oder um Speer, Pfeilschaft oder Schlinge. Unsere Feinde sind die Verräter, welche gelehrt wurden, vertrauende Tiere der eigenen Art zu binden.' Immer noch fließt der Segen von den Kühen, und Brahmanen lieben ihre strengen Gelübde. Immer noch ändern Frauen ihren ruhelosen Willen, und Freunde wirken ihr verräterisches Übel an uns. Obwohl ich mit siegenden Füßen über jeden am Boden liegenden Feind ausschreite, und sie in mir ihren mächtigen Herrn verehren, zerstört dieser Gedanke den Frieden meines Geistes und beraubt mich aller zu erwartenden Freuden.

Der Lotus auf dem Teich empfängt den glitzernden Regen, welcher seine Blätter mit Perlen schmückt. Doch jeder leuchtende Tropfen bleibt getrennt liegen: So ist es auch von Herz zu Herz. Hinterlistig wie eine Herbstwolke, die mit lauter Stimme donnert und dabei keinen Regen auf die vertrocknete Erde sendet, so ist die Art der treulosen Freunde. Kein Reichtum an blühenden Zweigen wird die wandernde Biene zum Bleiben verleiten, da sie es liebt, von Blume zu Blume zu fliegen. So sind Freunde wie du schnell wandelbar, du Makel deiner glorreichen Familie. Wenn eines anderen Giganten Zunge als die deine es gewagt hätte, so gemeinen Rat zu geben, dann würde er nicht weiter leben, um mich ein zweites Mal zu beschämen."

Da erhob sich der gerechte Vibhishan in der Hitze des Zorns von seinem Sitz und sprang mit vier Kapitänen und seiner Keule in der Hand nach vorn. Rasende Wut blitzte von seinen Augen, er schaute auf den König und erwiderte: "Deine Rechte, oh Ravana, erkenne ich an. Du bist mein Bruder und der Ältere. Jene, auch wenn sie sich vom Pfad der Pflicht entfernen, lieben wir wie Väter und gehorchen. Doch deine schroffe Rede der grausamen Verachtung ist zu bitter, um sie zu ertragen. Die Vorschnellen wie du, welche die Kontrolle meiden und keine Sehnsucht der Seele prüfen, stoßen den treuen und wohlratenden Freund vom böswilligen Schicksal getrieben von sich. Du wirst tausenden Höflingen begegnen, die dich mit schmeichelnden Lippen aalglatt betrügen, doch rar sind jene, deren Zunge die bittere Wahrheit ausspricht oder deren Ohr sie hört. Öffne deine blinden Augen und sieh, wie die Schlingen des Todes dich umwinden. Ich fürchte die Pfeile von Rama, mein Bruder, so strahlend wie Gold blitzen sie Zorn durch die Luft, und rote Rachefeuer werden dich töten. Herr, Bruder, König, sinne nach und weise mein ernstes Gebet nicht zurück. Rette dich selbst, deine königliche Stadt, dein Volk und deinen alten Ruf."


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