Pushpak Ramayana Buch 5Zurück WeiterNews

Canto 2 - Lanka

Eine Weile ließ er den wunderbaren Anblick auf sich wirken, dann machte er sich auf den Weg in die Stadt. Als er voranschritt atmete der Wald um ihn herum köstlichen Duft aus, und das weiche Gras unter seinen Füßen war strahlend und süß mit juwelengleichen Blumen. Je näher der Vanar der Stadt kam, desto klarer bot sie sich seinen Blicken dar. Die Palmen zeigten ihre fächerartigen Blätter, Priyalas spendeten angenehmen Schatten, und inmitten des tieferen Grüns erhob sich deutlich der Kovidar (Bauhinia variegata, Orchideenbaum). Tausende von blütenübersäten Bäumen ließen ihre köstliche Last an Früchten herunterhängen, und in ihren sich wiegenden und schwankenden Kronen ließen liebliche Vögel ihre Musik erklingen. Da gab es entzückende Teiche, welche der Glanz von Lotusblüten zierte, und das Schimmern der funkelnden Fontänen wurde von vielen fröhlichen Wasservögeln verwirbelt. In lieblichen Gärten wuchsen Blüten von süßem Duft und herrlicher Farbe.

So lag Lanka, der Sitz von Ravanas Herrschaft, vor den staunenden Augen des Vanar: Mit stattlichen Kuppeln und hohen Türmchen, die von goldenen Mauern umgeben waren. Mit Gräben, deren Wasser glänzten von den hellen Lilienblüten. Um Sitas Willen war alles gut bewacht mit Riegeln, Schranken und Wächtern. Ganze Gruppen von Rakshasas streiften herum mit bereiten Bögen in den eifrigen Händen. Er sah die prächtige Wohnstatt sich erheben wie eine helle Wolke im Herbsthimmel, wo die edlen Straßen breit und glänzend waren, und die Banner auf jeder Anhöhe wehten. Die Tore waren herrlich anzusehen, so reich mit dem Glanz von poliertem Gold. Es war eine liebliche Stadt, vom kreativen, himmlischen Architekten (Visvakarma) geplant und verziert. Diese schönste der irdischen Städte war es wert, der himmlische Sitz der Götter zu sein.

Der Vanar am nördlichen Tor begann in seinem Herzen folgendes zu erwägen: "Unsere mächtigste Armee würde vergebens kämpfen, um diese Stadt am Ozean einzunehmen. Die Stadt mag gut und gerne den erwählten Kämpfern des Himmels widerstehen und auch nicht vom Arm des Raghu Sohnes eingenommen werden. Es gibt keine Hoffnung, mit Tücke die feindlichen Herzen derer zu gewinnen, die darinnen leben. Umsonst sind hier Schlacht und Bestechung, und keine Zwietracht ist unter den Feinden der Vanars zu säen. Doch ich muß nun meine Suche nach der Maithili Königin fortsetzen, bis ich sie erblicke. Und wenn ich die gefangene Dame finde, soll Sieg mein einziges Ziel sein. Doch wenn ich meine jetzige Gestalt trage, wie soll ich eindringen und den Rakshasa Truppen entkommen, ihren Wachen, Spionen und der schlaflosen Beobachtung aus grausamen Augen? Die Unholde der Gigantenrasse, die diese mächtige Stadt hüten, sind stark und mutig. Ich muß mich anstrengen, der grausam wachsamen Menge zu entgehen. In einer Gestalt, die ihre Sicht täuscht, muß ich mich bei Nacht in die Stadt stehlen, muß mit meiner Kunst die Augen der Dämonen blenden und so mein Ziel erreichen. Wie kann ich die gefangene Dame sehen, ohne selbst vom schrecklichen König gesehen zu werden, und sie ohne Begleitung an einem verlassenen Ort von Angesicht zu Angesicht treffen?" Nachdem die helle Sonne die Himmel verlassen hatte, machte der Vanar seine mächtige Gestalt zwergenhaft klein, und, in die engsten Grenzen zurückgezogen, nahm er die Größe einer Katze an. Dann, als sich das sanfte Licht des Mondes ausbreitete, überwand er die Mauern der Stadt.



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