Pushpak Ramayana Buch 4Zurück WeiterNews

Canto 66 - Hanuman

Der Edle wandte seine Blicke dahin, wo die Legionen in stummer Verzweiflung saßen, und sprach dann zu Hanuman, dem Besten der Vanar Lords, mit folgenden Worten: "Warum so still, schweigsam und abseits, oh du Held mit dem Herzen bar jeden Zweifels? Du bewahrst die Gesetze der Vanars gemessen in deinem Geist, bist stark wie unser König Sugriva und mutig wie Rama selbst zu Töten oder zu Beschützen. In jedem Land erklingt dein Lob, so berühmt wie der große Vogel, Arishtanemis Sohn, der König aller Gefiederten, die ihre Schwingen benutzen(1). Oft habe ich den Monarchen mit sausenden Schwingen über die Tiefe rauschen sehen, und in seinen gewaltigen Fängen hielt er riesige Schlangen, die in der Luft zappelten. Deine Arme, oh Held, können es an Macht mit seinen stattlichen, zum Flug ausgebreiteten Schwingen aufnehmen. Und du kannst dich mit ihm wohl vergleichen in der Stärke des Handelns und im Herzen, welches wagt. Warum, oh Held, zögerst du noch, so reich an Weisheit, Kraft und Geschick, wie du bist? Die Schönste der Nymphen mit himmlischem Charme, die süße Punjikasthale, wurde die edle Ehefrau eines Vanars. Doch ihr himmlischer Titel wird nicht mehr gehört. Anjana war der Name, den sie trug. Als sie, von den Göttern verflucht, vom Himmel fiel, um in Vanargestalt auf Erden zu leben, da übernahm sie die sterbliche Hülle als Kind des Kunjar, Monarchen über die Wildnis. In jugendlicher, wunderbarer Schönheit, mit einer Krone aus Juwelen um ihr Haar und seidener Kleidung von kostbarster Farbe wanderte sie durch die Berge, die den Himmel küssen. Einmal stand sie auf der Bergeskuppe, in ihr rotes Gewand gehüllt, und der Windgott kam an ihre Seite, um über der lieblichen Dame zu atmen. Als er ihre Gewänder beiseite wehte, enthüllte sich ihm ihre wunderbare Schönheit. Die runden Linien von Brüsten, Gliedern, Nacken und Schultern, die er erblickte, waren hinreißend, und von ihrem makellosen Zauber gefangen, zog er sie in seine liebenden Arme. Sie rief ängstlich mit zitternder Stimme zum begierigen Gott: 'Wessen unfromme Liebe hat einer Gemahlin Unrecht getan, die so beständig in ihren Ehegelübden war?' Er hörte und antwortete ihr: 'Oh, sei nicht ängstlich oder verstört. Vertrau mir und du sollst bald erfahren, daß meine Liebe dir nichts Böses angetan hat, du Liebliche. So stark und tapfer und weise soll das herrliche Kind sein, welches ich dir schenke. Ihm wird eine Kraft gegeben sein, die niemals ermüdet, und Glieder zum Springen, als ob sein Vater spränge.' So sprach der Gott. Die besiegte Dame erfreute es im Herzen, und sie fürchtete keine Schande. In einer Höhle tief unter der Erde brachte die glückliche Mutter dich zur Welt.

Einmal erschien die neue Sonne vor deinen Augen über den Gipfeln eines Waldes. Du sprangst hastig hinauf, die scheinbare Frucht des Waldes zu fangen. Auf sprang das Kind, in wunderbarem Satz, neunhundert Meilen über dem Boden. Und obwohl der zornige Gott des Tages seine brennenden Strahlen auf dich schoß, zeigtest du keine Furcht. Da kam aus Indras Hand der rote Blitz beflügelt mit Zorn und Flamme. Du, Kind, fielest getroffen auf einen Felsen, und dein Kiefer war zerschlagen von dem Aufprall. Seither wirst du von allen Hanuman genannt, in Erinnerung an den schrecklichen Fall(2). Dein Vater, der wandernde Windgott, sah dich liegen mit blutender Wange und erlahmendem Auge, und verärgert durch den Kummer verbot er jedem duftenden Lufthauch zu wehen. Der Atem der Welt kam zum Stillstand, und die traurig gewordenen Götter bekamen Angst. Sie beteten zum Wind, um seinen Zorn zu beruhigen und das Leid des Vaters zu stillen. Da glühte sein feuriger Zorn nicht länger, und Brahma selbst verlieh die Gabe, daß in der Hitze des Gefechts niemand den Sohn des Windgottes mit Stahl töten könne. Gott Indra, der Herrscher des Himmels, schaute mit seinen tausend Augen auf dich und schwor, daß sein vom Himmel geschleuderter Blitz dich nie wieder verletzen würde.

Es ist an dir, oh mächtiger Krieger, du Sohn und Erbe des Windgottes, seine Kraft zu teilen. Von diesem glorreichen Vater abstammend kannst du, nur du allein uns nun helfen. Die Erde und all ihre Länder habe ich damals einundzwanzigmal umkreist, und sammelte auf Geheiß der Götter einen großen Vorrat an Kräutern von den Bergen und Wiesen, welche über der tosenden Welle ausgeschüttet das Amrit an die sich Mühenden gab. Doch nun sind meine Tage beinahe gezählt, meine Stärke vergangen und meine Glieder alt. Du, der Tapferste und Beste, bist nun die sichere Hoffnung von allen anderen. Also, mächtiger Herr, nimm die Aufgabe an. Zeige deine unvergleichliche Kraft und Stärke, erhebe dich, du Prinz und unser zweiter König, und spring über die Fluten des Ozeans. So wird das glorreiche Unterfangen mit ihm konkurrieren, der durch Erde und Himmel schritt (Vishnu)." Er sprach und Hanuman hörte zu. Seine Seele zu heldenhafter Anstrengung bewegt, erhob er sich vor den freudigen Augen der Vanars zu gigantischer Größe.


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(1) Aruna, der Wagenlenker der Sonne, Bruder Garudas
(2) Hanu = Kiefer, Hanuman = einer mit großem Kiefer