Pushpak Ramayana Buch 4Zurück WeiterNews

Canto 60 - Sampatis Geschichte

In der Flut opferte Sampati dem Schatten seines Bruders und badete, als die Riten vorüber waren. Dann sprach er erneut zu Balis Sohn: "Nun höre, Prinz, während ich erzähle, wie ich zuerst vom Schicksal der Dame erfuhr. Als die unwiderstehliche Macht der Sonne mich verbrannt hatte, fiel ich auf Vindhyas Höhe und blieb dort liegen. Sieben Nächte verbrachte ich in tödlicher Ohnmacht, bis ich mich wieder ins Leben zurückkämpfte. Ich schaute mich verwundert um, denn jeder Ort war neu und fremd. Ich durchsuchte eifrig das Meer in meinem Gesichtskreis, die Felsen, Flüsse, Teich und Klamm. Ich sah bunte Bäume ihre Äste schwenken und Schlingpflanzen die Höhlen verhüllen. Ich hörte den frohen Ruf der wilden Vögel und das Rauschen der Wasser, und erkannte, daß dies der liebliche Berg Vindhya am Ufer des südlichen Ozeans sein mußte.

Von himmlischen Wesen verehrt stand dort ein heiliger Hain, nicht weit entfernt von meinem Lager. Dort lebte damals der große Nisakar und ertrug die Schmerzen von furchtbarster Askese. Achttausend Jahreszeiten breiteten ihre Schwingen über den sich mühenden Anhänger aus, an diesem Berg, wo auch ich meine Tage verbrachte, bis er dann in den Himmel einging. In langer und harter Anstrengung, stieg ich damals von jener Höhe hinab und wanderte über den Bergpaß, der ganz rauh von den Stacheln des Darbha Grases war. Durch mein Elend ermüdet und schwach war ich begierig, den Heiligen zu treffen. Denn oft hatte ich mit Jatayu in längst vergangenen Tagen sein Heim aufgesucht. Als ich mich dem Hain näherte, wehte eine Brise kühlenden Duft herüber. Nicht ein Baum war dort, der nicht mit reichsten Blüten und schönsten Früchten gefüllt war. Mit begierigem Herzen hielt ich eine Weile unter dem labenden Schatten eines Baumes inne, als schon bald der von inbrünstiger Buße strahlende, heilige Einsiedler in Sicht kam. Hinter ihm gingen zahme Bären und Löwen, wie jene, die ihren Ernährer kennen, und Tiger, Hirsche und Schlangen folgten seinen Schritten. Die wunderliche Menge wandte sich gehorsam ab, als der Weise seine schattige Einsiedelei erreicht hatte. Dann kam Nisakar an meine Seite, schaute mich mit verwunderten Augen an und sprach: 'Ich erkannte dich erst nicht. So schrecklich ist die Veränderung, die deine Gestalt und Erscheinung mir fremd machte. Wo sind deine glänzenden Federn? Wo deine schnellen Schwingen, welche die Luft zerteilten? Zwei Geierbrüder kannte ich einst. Sie konnten nach Belieben jede Gestalt annehmen. Sie waren Könige des Geiergeschlechts und flogen mit den Schwingen von Matarisva (Vayu, der Wind). In menschlicher Gestalt liebten sie es, ihren Eremitenfreund zu grüßen und seine Füße zu berühren. Der Jüngere war Jatayu. Du, auf den ich nun starre, bist der Ältere. Sag, hat eine Krankheit oder der Haß eines Feindes dich von deinem hohen Status herabgesetzt?'


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