Pushpak Ramayana Buch 4Zurück WeiterNews

Canto 34 - Lakshmanas Rede

Sugriva ließ ab von seiner Trägheit in Zweifel und Angst. Er hörte den wütenden Schritt des Prinzen und sah seine rotglühenden Augen. Schnell sprang der Monarch auf seine Füße und erhob sich von seinem goldenen Sitz. Auch Ruma und ihr Gefolge erhoben sich und drängten sich dicht um Sugriva, als ob der volle Glanz des Mondes von der begleitenden Schar glitzernder Sterne umgeben wird. Sugriva warf einen flüchtigen Blick aus geröteten Augen, erhob seine gefalteten Hände in demütiger Haltung, sprang zur Tür und stand dort wie angewurzelt, gleich dem Baum, der jeden Wunsch erfüllt(1). Lakshmana sah dies und sprach tadelnd und wütend mit ärgerlicher Rede zum König:

"Berühmt ist der Edle, der die Wahrheit liebt, dessen Seele von sanfter Barmherzigkeit berührt wird und der mit besiegten Sinnen und großzügig seine Schulden aus Dankbarkeit begleicht. Doch das Unpassendste für einen König ist es, wenn er gemeiner als der Gemeine ist und unedel seine gegebenen Versprechen gegenüber vertrauten Freunden bricht, die ihm einst halfen. Wer wegen eines Pferdes lügt, sündigt geradeso, als ob er hundert Rosse getötet hätte. Und wenn er lügt, um eine Kuh zu gewinnen, dann ist die Sünde zehnmal so groß. Doch wenn die Lüge einen Mann betrügt, dann werden er und die Seinen zugrunde gehen. Oh Vanar König, ein undankbarer Mann verdient den allgemeinen Bann, wenn er die Hilfe seiner Freunde in Anspruch nimmt und im Gegenzug keinen Dienst gewährt. Dieser Vers, den einst Brahma sang, wird von jeder Zunge wiederholt. Höre, was er in ärgerlicher Laune ausrief, als er die Undankbarkeit der Menschen beklagte: 'Für das Trinken von Wein, für gemordete Kühe, für trügerischen Diebstahl und gebrochene Gelübde ist Vergebung möglich. Doch niemals für undankbare Verachtung an getanem Dienst.' Du bist undankbar, Vanar König, und deinem gelobten Eide untreu. Denn Rama brachte dir Hilfe, und nun meidest du die Rückzahlung der Schuld. Denn wenn du dankbar wärest, dann hättest du dich sicherlich beeilt, dem Helden bei seiner Suche zu helfen. In geschmacklose Vergnügungen versunken warst du falsch gegen den Bund, den du ehrenvoll begannst. Noch hat Ramas argloses Herz dich nicht erkannt als das Wesen, was du bist - eine Schlange, die den schreienden Frosch hält und damit neue Opfer ködert, während er stirbt.(2) Der tapfere, für ein glorreiches Schicksal geborene Rama mit der großen Seele hat dich in deinem hohen Rang eingesetzt und dir, dem Herrn mit der niederen Seele, den Vanar Thron wiedergegeben. Nun, wenn dein Stolz leugnen sollte, was der Prinz mit den hohen Gedanken für dich getan hat, dann sollst du unter seinen Pfeilen getroffen fallen und Bali in der Halle des Yama treffen. Der traurige Pfad zum düsteren Gott, den dein Bruder betrat, liegt immer noch offen. Sei dem gegebenen Wort treu, und laß deine Schritte nicht diesem Pfad folgen. Ich glaube du unterschätzt die Pfeile von Ramas Bogen, abgeschossen wie Donnerschläge, wenn du im sinnlichen Glück versunken dein Versprechen aus deinem Geist entläßt."


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(1) Kalpadruma oder Wunschbaum, einer der Bäume in Indras Paradies
(2) Eine zweite, mögliche Lesart, bei Dutt und anderen, ist:
...eine Schlange, die wie ein Frosch quakt, um andere Frösche anzulocken.
Dazu folgende indische Fabel nach Ramaswami Raju:
Eine Schlange und ein Frosch schlossen Freundschaft in einem Teich. Die Schlange lehrte den Frosch zu zischen, und der Frosch brachte der Schlange bei zu quaken. Die Schlange versteckte sich daraufhin im Schilf und quakte. Andere Frösche waren arglos: "Oh, das ist einer von uns.", näherten sich, und die Schlange fing und aß alle auf, die sie erwischte. Der Frosch seinerseits versteckte sich im Schilf und zischte. Seine Familie meinte: "Oh, da ist eine Schlange.", und hielt Abstand. Nach einiger Zeit kamen die Frösche hinter den Trick der Schlange und mieden ihre Nähe. Für lange Zeit bekam die Schlange keine Frösche mehr zu essen, und so fing sie ihren Freund, um ihn zu verschlingen. Zu spät erkannte da der Frosch: "Indem ich dein Freund wurde, verlor ich erst die Gesellschaft meiner Familie und nun noch mein Leben. Wer sich solch üblen Freund zulegt, muß seinen Nacken dem Schicksal beugen!"