Pushpak Ramayana Buch 4Zurück WeiterNews

Canto 6 - Die Zeichen

Mit Freude, die aus wiedergewonnener Hoffnung entsprang, sprach der Herr der Vanars zu Rama: "Vom weisen Hanuman belehrt weiß ich, warum du die einsamen Wälder aufgesucht hast, wo du mit deinem Bruder Lakshmana an Eremitengelübde gebunden verweilst. Ich habe gehört, wie Sita, Janaks Kind, in der pfadlosen Wildnis gestohlen und wie sie weinend von einem wandernden Rakshasa von euch beiden getrennt wurde. Ich weiß, wie der Gigant dem Tode zugeneigt den Geierkönig schlug, ihren treuen Wächter, und damit deiner verwitweten Brust das Leid des einsam Klagenden brachte. Doch bald, lieber Prinz, soll dein Herz von allen Spuren des Elends befreit sein, denn ich will deinen Liebling wiederbringen, der nun verloren scheint wie einst der Preis der heiligen Tradition(1). Ja, mag die Dame im Himmel leben oder in den Tiefen der Hölle eingesperrt sein, meine freundliche Sorge wird ihre Spur finden und deinen gefangengehaltenen Liebling zurückbringen. Laß dieses, mein Versprechen, deinen Kummer lindern und zweifle nicht an den Worten, die ich aufrichtig schwöre. Heilige, Unholde und Bewohner der Himmel sollen in deiner Frau einen bitteren Preis erfahren, wie das voreilige Kind, das zu spät den betrügerischen Reiz eines vergifteten Kuchens verwünscht. Beklage nicht länger deinen Verlust, mein Prinz, ich werde dir deine liebe Frau zurückbringen.

Sie war es, die ich damals sah. Mein Herz versteht nun, daß diese verschüchterte Gestalt zweifellos die ihre war. Als der schreckliche und furchtbare Gigant Ravana sie schnell durch die Wolken über unseren Köpfen trug, da krümmte sie sich in seiner festen Umarmung wie eine hilflose Schlangenkönigin, die von einem Adler davongetragen wird, und von ihren Lippen kam ihre traurige Stimme, die deinen und Lakshmanas Namen schrie. Sie sah mich hoch auf einem Hügel stehen mit meinen Gefährten an beiden Seiten. Da warf sie ihr äußeres Kleid zur Erde und mit ihm fielen auch ihre Kettchen. Wir sahen die glitzernden Zeichen fallen, fanden sie und bewahrten sie alle auf. Ich werde sie dir bringen, und vielleicht werden deine Augen die geschätzten Juwelen erkennen." Er schwieg. Da antwortete Raghus Sohn auf die frohe Botschaft und rief eifrig: "Schnell, bring sie alle her. Warte nicht länger, lieber Freund, und beeile dich." So sprach Rama. Und Sugriva eilte zur ausgehöhlten Bergesflanke und brachte schnell die kostbaren Beweise von Liebe getrieben, die jeden Gedanken durchdrang. Dann sagte er zu Raghus Sohn: "Schau dir die Kleidung an und diese Ringe aus Gold." und legte mit freundlicher Hast die Juwelen und die Robe in Ramas Hand.

Da trübten sich die tränenfeuchten Augen Ramas wie der vom Nebel bedrängte Mond, und ein kummervoller Ausbruch entmannte seine Gestalt aus Leidenschaft für seine Dame. Seine männliche Stärke ward besiegt, und er sank 'Weh mir, oh meine Liebe!' rufend zu Boden. Wieder und wieder preßte er die Ornamente und das Kleid an seine Brust, während schnelle Atemstöße seinen Körper erzittern ließen, als ob eine wütende Schlange keuchte. Schließlich richtete er seine mitleidvollen Augen zu seinem lieben Bruder in der Nähe und, während die Tränen unaufhörlich rannen, sprach er mit bitteren Klagen: "Schau, Bruder, und sieh noch einmal das Kleid und den Schmuck, den sie trug. Sie ließ ihn fallen, als der Gigant in grausamem Griff seine sich wehrende Beute davontrug. Sie fielen an einem stillen Ort nieder, denke ich, wo junges Gras weich und grün wuchs, denn sie bewahrten unbefleckt all ihre ursprüngliche Schönheit." Er sprach mit vielen Tränen und Seufzern, und sein Bruder erwiderte ihm daraufhin: "Die Armreifen und Ohrringe, die du mir freundlich zeigtest, sind mir unbekannt. Doch durch langen Dienst belehrt erkenne ich die Fußkettchen ihrer verehrten Füße."(2)

Dann sprach Rama, der Beste der Söhne Raghus, diese Worte zu Sugriva: "Sag, in welche Himmelsrichtung sahst du den grausamen Unhold entfliehen, der meine gefangene Gattin weit fort trug, meinen Liebling, der mir lieber ist als mein Leben? Sprich, Vanar König, damit ich erfahre, wo die Quelle all meines Kummers lebt, dieser Unhold, für dessen Sünde alle Giganten durch diese Hand fallen werden. Jener, welcher die Maithili Dame stahl und den Zorn in meiner Seele entfachte, hat sich sein Schicksal in sinnlosem Stolz gesucht und das dunkle Portal des Todes weit geöffnet. So sage mir, Vanar, ich bitte dich, den Wohnort meines Feindes. Dann soll er durch diese Hand heute noch in Yamas Hallen eingehen."


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter

(1) Die Veden wurden vor langer Zeit von den Dämonen Madhu und Kaithabha gestohlen und sogleich von einer Inkarnation Vishnus errettet.
(2) Gemeint ist wohl, daß er es nie wagte, seine Augen bis zu ihren Armen oder ihrem Gesicht zu erheben, weil er immer ein hingebungsvoller Diener war.