Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 68 - Jatayu

So versuchte der treue Lakshmana, den Prinzen mit weisem und klarem Ratschlag aufzumuntern. Jener ergriff prompt den Kern von allem und ließ nicht sinnlos die Weisheit fallen. Mit heldenhafter Anstrengung bezähmte er die Leidenschaft, die seine Brust beherrscht hatte, lehnte sich an seinen Bogen, um auszuruhen und sprach zu seinem Bruder Lakshmana: "Was sollen wir nun tun? Denk nach, wohin sollen wir die Suche ausdehnen? Bruder, welchen Plan kannst du empfehlen, um sie wieder vor diese sich sehnenden Augen zu bringen?" Und der umsichtige Lakshmana antwortete ihm, der von Mühe und Sorge gezeichnet war: "Komm, auch wenn alle Anstrengung bis jetzt vergebens war, laß uns weiter in Janasthan suchen, diesem Reich, in dem es von dämonischen Feinden wimmelt und wo Bäume und Buschwerk den Boden verdecken. Hier gibt es viele tiefe und furchtbare Höhlen, in denen Hirsche und wilde Vögel leben, und Berge mit vielen dunklen Abgründen, Grotten, Felsen und Schluchten. Die strahlenden Gandharvas leben dort gern, und es gibt Kinnaras in jedem waldigen Tal. Durchsuche eifrig jeden Berg und jede Höhle mit meiner Hilfe. Große Prinzen wie du, die Besten der Männer, die mit Sinn und scharfem Verstand ausgestattet sind, geben niemals auf, auch wenn sie von Leid gezeichnet sind, wie tief verwurzelte Berge, die den Sturm verlachen."

Da legte Rama, vom Stachel des Ärgers durchbohrt, einen spitzen Pfeil auf die Sehne und wanderte an der Seite seines treuen Lakshmana durch den weiten und fernen Wald. Dort erspähte er Jatayu, den Besten unter allen Vögeln der Lüfte, der mit Blut befleckt am Boden lag, so riesig wie ein zerschmetterter Bergrücken. Doch voller Zorn erblickte er den mächtigen Vogel und rief zu Lakshmana: "Weh mir, dieses Zeichen bezeugt die Wahrheit! Mein Liebling war die Beute des Geiers. Ein Dämon in Gestalt des Vogels wandert durch den Wald, der um uns liegt, und hat sich von meiner großäugigen Sita genährt. Nun ruht er sich mit ausgebreiteten Schwingen aus, doch mein spitzer Pfeil soll in treuem Flug die Tat vergelten."

Er näherte sich dem Vogel mit gespanntem Bogen, während die Erde bis an des Ozeans fernes Gestade unter seinen heftigen Schritten erbebte. Mit Blut und Schaum an Hals und Schnabel versuchte der sterbende Vogel zu sprechen. Mit beklagenswerter Stimme und notleidend sprach er zum Sohn des Dasaratha: "Sie, die du wie ein süßes Heilkraut der Gnade an diesem einsamen Ort suchst, die schöne Dame ist Ravanas Opfer. Er nahm auch mein Leben. Lakshmana und du seid fortgegangen und habt die Dame ohne Schutz gelassen. Ich sah, wie sie schnell von Ravanas Macht davongetragen wurde, der niemand widerstehen konnte. Ich eilte der Dame zu Hilfe, zerstörte seinen Wagen und den königlichen Schirm. Mit kriegerischer Kraft warf ich Ravana im Kampf zu Boden. Dort liegen irgendwo sein zerbrochener Bogen und die Pfeile des Feindes. Auch siehst du vor dir auf der Erde die Teile seines Streitwagens. Hier blutet der Wagenlenker, den meine Schwingen erschlagen haben mit unaufhörlichen Hieben. Doch als Müdigkeit meine gealterte Stärke besiegte, da schnitt mir sein Schwert die matten Flügel ab. Er hob die Dame hoch und trug seine Gefangene durch die Weiten der Lüfte. Halte deine rächenden Schläge zurück, denn ich bin schon vom Dämonen geschlagen."

Als Rama die Geschichte des Geiers hörte, die dessen Liebe so gut bewies, da legte er seinen Bogen auf den Boden nieder und umarmte zärtlich den Vogel. Dann fiel er überwältigt zu Boden, und beide Brüder vergossen heiße Tränen, ob der doppelten Pein und Qual, die nun die geduldige Brust der Helden drückte. Er schaute auf den einzigartigen Vogel, der im einsamen Wald keuchte und seufzte, und als sein Elend neu erwachte, da sprach Rama zu seinem Bruder: "Von allen Kräften verlassen streife ich durch den Wald: meine Gemahlin ist verloren und der treue Vogel besiegt. Solch ein trauriges Schicksal würde sogar die Energie der strahlenden Flamme zähmen, glaube ich. Wenn ich mein Fieber abzukühlen suchte, indem ich den weiten Ozean durchschwämme, die See würde in meiner Nähe ihre Wasser austrocknen. So schwer ist mein Schicksal. In der ganzen Welt lebt nicht einer, der so verflucht unter der Sonne ist wie ich. So stark ist das Netz des Elends, welches auf mich geworfen nun den Gefangenen festhält. Geliebt und geehrt von unserem Vater, dem König, ist dieser Geier in mein Schicksal verwoben und liegt nun blutend und sterbend am Boden." Voller Mitgefühl trauerten Rama und sein Bruder um den königlichen Vogel und während ihre Hände seine Glieder streichelten, zeigten sie ihm die Zuneigung wie für einen Vater. Rama zog den blutrot gefärbten Vogel mit den zerfleischten Flügeln an seine Brust und rief unter Tränen: "Wo ist meine Geliebte, mir lieber als das Leben? Wo ist meine Gemahlin?"



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