Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 45 - Lakshmanas Weggang

Doch Sita dachte, sie hörte ihren Ehegatten in qualvoller Furcht aufschreien. Sie rief zu ihrem Wächter: "Lakshmana, lauf in den Wald und suche den Sohn des Raghu. Kaum kann mein Herz seinen Sitz bewahren, und kaum kann mein Leben mein eigen genannt werden, denn nach der langen, lauten und bitteren Klage werden meine Kräfte von Furcht bestürmt, und ich verliere die Sinne. Eile in den Wald in aller Schnelle und rette deinen Bruder in seiner Not. Geh, rette ihn im fernen Dschungel, wo er laut um rechtzeitige Hilfe schrie. Vielleicht leidet er unter einem Dämonenfeind, der ihn besiegte wie der Löwe den Ochsen." Doch Lakshmana erinnerte sich an Ramas Befehl und blieb, obwohl ihn Sita darum bat. Darob äußerst gekränkt sprach die Tochter Janaks zu ihm: "Sumitras Sohn, du bist ein Feind Ramas in Verkleidung eines Bruders. Du gehst nicht los, um deinen Bruder zu retten, der sich in Not befindet. Wünschst du etwa, oh Lakshmana, um meinetwillen die Vernichtung Ramas? Ist es der Einfluß deiner Leidenschaft für mich, daß du Raghava nicht folgst? Daher freut dich Ramas Unglück! Oh, du hast keine Liebe für Rama, nein, deine Freude ist lasterhaft, und deine Gedanken sind niedrig. Immer noch unbewegt kannst du hier stehen, während mein lieber Herr weit weg ist. Oh, wenn irgend etwas Schlimmes meinem Herrn widerführe, der dich hierherführte, dein Prinz und Führer, weh, welches hoffnungslose Schicksal wird dann mein sein, so alleingelassen im wilden Wald?"

So sprach die Dame traurig vor Angst mit vielen Seufzern und Tränen und zitternd wie ein gefangenes Reh. Lakshmana sprach, um ihr Leid zu mildern: "Videha Königin, sei dir sicher und verbanne deine furchtsamen Gedanken: Deines Ehemannes mächtigere Kraft besiegt alle Götter und Engel des Himmels, Gandharvas und die Söhne des Lichts, auch Schlangen und die Wanderer der Nacht. Ich sage dir, von den Söhnen der Erde, von den Göttern, die sich einer himmlischen Geburt rühmen, von allen Tieren, Vögeln und Dämonenarmeen oder von allen furchtbaren Unholden, oh du Schönste, lebt nicht einer, dessen Herz es wagt, deinem Rama im Kampf zu begegnen, denn er ist wie Indra selbst unbesiegt an Stärke. Solch unsinnige Worte sollst du nicht sagen: dein Rama lebt, denn niemand kann ihn schlagen. Ich werde und kann dich hier nicht im wilden Wald allein lassen, bis er wieder hier ist. Die mächtigste Stärke kann niemals seiner kühnen Kraft und seiner energischen Hand widerstehen. Nein, nicht einmal die vereinte, dreifache Welt mit allen unsterblichen Göttern dazu. Verbanne deine Furcht, nimm dir ein Herz, und laß all deinen Zweifel und dein Leid weichen. Dein Herr, sei sicher, wird bald wieder hier sein und dir den Besten der Hirsche zurückbringen. Dieser traurige Schrei war weder von ihm, noch kam er zufällig vom Himmel. Hier war Dämonenkunst am Werke und formte ein Schloß aus bloßer Luft. Du bist ein kostbares Pfand, mir von ihm mit dem edelsten Geist anvertraut. Ich kann nicht, oh schönste Dame, das Pfand im Stich lassen, daß mich Rama bat zu übernehmen. Wir haben den Haß der Dämonen auf unsere Häupter geladen, oh Königin, als Rama ihren Anführer Khara schlug und ihr Heim in Janasthan ruinierte. Sie wandern durch den ganzen riesigen Wald, und ihre vielen Stimmen verkünden dem Frommen Unheil in jedem Hain. So entlaß deine grundlose Furcht."

Hell blitzten ihre Augen auf, als Lakshmana sprach, und ihre zornigen Worte brachen über ihren treuen Beschützer herein mit bitteren Beschimpfungen, die bohrten und stachen: "Schande über solch falsche Leidenschaft, du Niederster deiner glorreichen Rasse! Dir scheint es große Freude zu bereiten, meinen Herrn in höchster Not zu sehen. Du kennst Rama, doch solche Worte hast du noch nie gesprochen. Kein Wunder, wenn wir solche Sünde in Rivalen finden, die falsch zu ihren Verwandten sind. Schufte wie du von böser Art verstecken ein Verbrechen in ihrem listigen Geist. Du Lump, wirst deine Hilfe immer verweigern, und meinen Herrn allein sterben lassen. Hat Leidenschaft zu mir deine Hand entkräftet oder Bharatas Kunst diese Zerstörung geplant? Doch ob der Betrug nun sein oder dein ist, vergebens und umsonst planst du diese Gemeinheit. Denn wie soll ich, die gewählte Braut vom dunkelhäutigen und lotusäugigen Rama, die Königin, die einst Rama sein eigen nannte, ihre Liebe einem anderen Mann zuneigen? Glaube mir, Lakshmana, Ramas Gattin wird vor deinen Augen dieses Leben aufgeben und nicht einen Moment länger hierbleiben, wenn ihr lieber Herr gestorben ist."

Er hörte der Dame bittere Rede, und es sträubte sich jedes Haar an seinem Körper. Mit gefalteten und erhobenen Händen antwortete er ruhig und sanft: "Ich habe keine Worte der Antwort mehr. Du bist meine Göttin, meine Königin. Aber es ist kein Wunder, Dame, solch mangelnden Sinn im weiblichen Geschlecht zu finden. In der ganzen Welt, oh Maithili Dame, sind die schwachen Herzen der Frauen gleich. Wankelmütig und von neidischer Boshaftigkeit getrieben, trennen sie Freunde und hassen das Rechte. Ich kann deine unerträglich heftigen Worte nicht ertragen, Videha Königin. Meine Ohren schmerzen von deinen furchtbaren Vorwürfen, als ob kochendes Wasser das Gehirn verbrühte. Ich rufe alle Wesen des Waldes als meine Zeugen auf, daß ich auf bittende Worte der Wahrheit als alleinigen Lohn nur eine barsche Antwort bekam. Weh, dein ist das Leid! Und dieser Kummer, weil ich immer noch meines Bruders Willen gehorchen möchte. Doch deine weibische Natur beklagend muß ich sehen, wie du meine Wahrhaftigkeit bezweifelst, und sterben. Ich fliehe an Ramas Seite, und oh, möge das Glück mit dir sein, während ich gehe. Mögen alle aufmerksamen Waldgeister dein Haupt vor Schaden bewahren, oh großäugige Dame. Und obwohl ich böse Omen sehe, die meine Seele mit wilder Angst erfüllen, möge ich in Frieden zurückkehren und den Sohn des Raghu mit dir in Sicherheit erblicken."

Janaks Kind hörte seine Worte, und heiße Tränen rannen in Strömen ihre Wangen hinunter. Noch einmal begann die Dame: "O Lakshmana, wenn ich verwitwet bin, dann soll mich Godavaris Flut bedecken. Oder ich will durch den Strang sterben, oder lebensmüde von einer felsigen Höhe springen. Oder ich werde tödliches Gift trinken oder unter züngelnde Flammen sinken. Doch, von Rama getrennt, kann ich niemals zustimmen, einen niederen Mann zu berühren." So sprach die Maithili Dame mit vielen Seufzern und Tränen zum treuen Lakshmana, und ihre Hände schlugen ihre Brust. Sumitras Sohn schaute von Angst überwältigt auf die großäugige Königin. Er sah die Flut von brennenden Tränen und die bedauernswerte Miene. Er versuchte, lieben Trost zu spenden und ihren Schmerz zu mildern, doch sie sprach kein Wort mehr zum Bruder ihres Herrn. Noch einmal hob er seine ehrenden Hände, neigte leicht sein Haupt, schaute traurig auf ihr Gesicht und ging, den Rama zu suchen.


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