Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 32 - Shurpanakha geht zu Ravana

Doch Shurpanakha sah auf das Schlachtfeld mit den vierzehntausend erschlagenen Dämonen der grausamen Taten, allesamt von Ramas mächtigem Arm allein besiegt, auch Trishiras und Dushan tot nebst Khara, der die Armee anführte. Sie sah ihren Tod und war verrückt vor Schmerz. Sie brüllte wie eine Wolke, die Regen bringt und floh in Zorn und Schrecken ebenfalls nach Lanka, dem Regierungssitz von Ravana. Dort saß der mächtige Fürst erhöht auf dem königlichen Thron, von seinen Beratern und Ebenbürtigen umgeben, wie Indra, wenn die Sturmgötter nahe sind. Hell wie die Sonne in vollem Glanze strahlte der herrliche Thron, als ob rotes Feuer auf einem goldenen Altar lodert. Weit öffnete sich sein Mund bei jedem Atemzug, so außerordentlich wie die Kiefer des Todes. Mit ihm hatten hohe Heilige, Gandharvas und Götter vergebens gefochten. Auf seinem Körper waren immer noch die Wunden aus Kriegen, in denen sich Götter und Dämonen bekämpft hatten. Und Narben zeichneten seine breite Brust, die der schreckliche Airavat (Indras Elefant) ihm beigebracht hatte. Zwanzig Arme hatte er und zehn Köpfe, und sein königlicher Gang sah edel und tapfer aus. Seine gewaltige Gestalt trug jedes Zeichen einer königlichen Abstammung. Seine Statur war hoch wie ein Berg, seine Arme stark, seine Zähne weiß und sein ganzer, schwerer Körper schien wie Lapislazuli mit Gold verziert zu sein. Hundert Narben zeigte jedes seiner Glieder, wo Vishnus Arm ihn verwundet hatte. Und Brust und Schulter trugen die Abdrücke von Schwertern, Speeren und Pfeilen, wo jeder Gott einen Treffer gelandet hatte im Kampf mit dem Gigantenfeind. Seine Macht konnte den Ozean, den sonst nichts erschüttern konnte, zu wildestem Zorn anfachen, oder turmhohe Berge zur Erde wirbeln und selbst Feinde von himmlischer Geburt zerschmettern. Mit Füßen stieß er die Grenzen von Recht und Gesetz und fand Gefallen an den Ehefrauen anderer. Er benutzte himmlische Waffen im Kampf und liebte es, jeden heiligen Ritus zu stören. Einst ging er nach Bhogavatí(1), wo Vasuki niedergeschlagen wurde, und stahl siegreich im Gefecht die geliebte Frau von Lord Takshaka. Er suchte den hohen Gipfel des Kailash auf, und nachdem dort Kuvera vergebens kämpfte, stahl er Pushpak, den Wagen, der nach dem Willen seines Meisters durch die Lüfte fliegt. In rasender Wut verdarb er Nandans Schatten (der Garten Indras), auch Nalini und Chaitrarathas himmlische Haine, all die Orte, welcher die Götter liebten. So hoch wie ein Berg, der den Himmel spaltet, erhob er seine mächtigen Arme, um den gesegneten Mond anzuhalten und das Aufgehen des Herrn des Tages zu verhindern. Einst verbrachte der Gigant zehntausend Jahre in fürchterlichster Askese und legte seine Häupter dem Selbstexistenten (Brahma) als Opfer vor. Daher konnte kein Gott, Dämon, Gandharva, Kobold, Vogel oder Schlange sein Leben nehmen(2). Sicher vor den Ängsten des Todes bewahrte er sein Leben, nur ein menschlicher Arm konnte ihm schaden. Oft, wenn die Priester ihre Opferhymnen zu singen begannen, da verdarb er den heiligen Somasaft, den sie zum geheiligten Zwecke ausschütteten. Seine Hände überwarfen das Opfer, und er tötete grausam die Brahmanen. Sein Herz konnte nichts erweichen, und er empfand Freude am Kummer anderer.

Shurpanakha erblickte das ruchlose Monster dort, die Geißel der Welten, der nicht gewohnt war zu entbehren. Er war in himmlische Roben gehüllt und göttliche Ornamente zierten seine Brust. Da saß er, seine Gestalt verhieß Terror, wie die des Zerstörers der Welten vor der Zerstörung. Sie sah ihn in seinem unangebrachten Stolz, die Freude des alten Pulastya(3), von Beratern und Adligen umgeben. Ravana war der tödliche Schrecken seiner Feinde, und mit angstvollen Gliedern näherte sich die Dämonin dem Thron. Shurpanakha trug immer noch die tief eingeschnittenen Zeichen in ihrem Gesicht, die der großherzige Prinz ihr beigebracht hatte. Von Angst und Verlangen getrieben, immer noch furchtbar, aber nicht länger mutig, erzählte sie dem Ravana mit den feurigen Augen ihre wütend machende Geschichte.


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(1) die Hauptstadt der Schlangen unter der Erde, deren König Vasuki ist
(2) denn Brahma gewährte ihm Unbesiegbarkeit durch die Himmlischen
(3) dem Urahn der Rakshasas, Giganten, Dämonen