Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 89 - Die Überquerung der Ganga

Die Nacht verbrachte der Sohn des Raghu am Ufer der Ganga bis der Morgen anbrach. Mit dem ersten Licht des Tages erwachte er und sprach zum tapferen Shatrughna: "Erhebe dich von deinem Bett, Shatrughna. Warum schläfst du noch, wenn die Nacht schon längst geflohen ist? Sieh, wie die Sonne die Nacht jagt und jeden Lotus mit ihrem Licht erweckt. Erhebe, ja erhebe dich, und rufe zuerst den Herrn von Sringavera an, damit er uns seine freundliche Unterstützung gewährt, unser Heer über die Ganga zu senden."

So gedrängt, antwortete Shatrughna: "Ich lag schlaflos, an Rama denkend." Als die Brüder solcherart in ihr Gespräch vertieft waren, kam Guha, König der Nishadas, und fragte freundlich: "Hast du die Nacht am Ufer des Flusses angenehm verbracht? Wie geht es dir? Und sind deine Soldaten gesund und fühlen sich wohl?" So erkundigte sich der Nishada Fürst mit sanften Worten bei Bharata aus Zuneigung und jener, Ramas treuer Sklave, gab ihm Antwort: "Die Nacht war lieblich, und wir sind hochgeehrt durch dich, König. Laß nun deine Diener die Boote vorbereiten, die unsere Armee über den Strom tragen werden." Die Rede Bharatas hörte Guha an und eilte schnell, die Bitte auszuführen. Der Monarch fuhr eilends in seine Stadt und sprach zu seinen bereiten Gefolgsleuten: "Erwacht, ein Jeder, erhebt euch, liebe Freunde! Möge jede Freude euer Leben begleiten. Versammelt alle Boote am Ufer und setzt die Armee über." So sprach Guha, und ohne zu zögern erhoben sich alle schnell und gehorchten ihrem Herrn. Bald schon waren fünfhundert Boote von allen Seiten gesichert und fest vertäut. Manche zeigten das mystische Zeichen (svastika) und gewaltige Glocken hingen in einer Reihe. Fest gebaut trugen sie fröhliche Wimpel, und Schiffer standen an Ruder und Steuer. Eins von denen wählte König Guha und bat seine Diener, es näher zu rudern. Es hatte ein Vorzelt aus feinem weißen Stoff und Musikanten, die den Ohren schmeichelten. Dort sprang Bharata schnell an Bord und dann Shatrughna, der berühmte Herr, zu dem sich Kausalya und Sumitra mit vielen königlichen Damen gesellten. Die Palastpriester waren die ersten an Bord, die Älteren und die Brahmanen, und danach kam der königliche Zug der Frauen in vielen Wagen. Hoch zum Himmel stiegen die Rufe derjenigen, die die Hütten der Armee verbrannten(1) und vermengten sich mit den Stimmen derer, die am Ufer badeten oder das Gepäck zu den Booten trugen. Mit Guhas Leuten bemannt flogen die Boote dahin, und eine sanfte Brise ließ die Banner wehen. Manche Boote beförderten eine Schar von Damen, in anderen wieherten edle Rosse. Einige trugen Wagen und Vieh, andere kostbaren Reichtum und goldenen Vorrat. Jedes Boot wurde über den Strom gerudert, dort gab es seine Ladung wieder frei, um darauf wieder zurückzueilen und dies viele Male hin und her. Dann erschienen die schwimmenden Elefanten mit ihren fliegenden Rüsseln hoch erhoben, und als die Treiber sie hinüber drängten, da sahen sie wie geflügelte Berge aus. Manche der Männer erreichten den Strand in Lastkähnen, andere kamen auf Flößen sicher an Land. Manche ließen sich mit Bojen über die Flut tragen und wieder andere vertrauten auf ihre Arme.

So überquerte mit Hilfe des Monarchen das ganze Heer die reinen Wellen der Ganga. Und zu einer glücksverheißenden Stunde erreichten alle den berühmten Prayuga Wald. Der Prinz sprach mit aufrichtenden Worten zu seinen ermüdeten Männern und bat sie, sich auszuruhen, wo immer sie sich niederlassen wollten. Er selbst eilte mit den Priestern an seiner Seite zur Wohnstatt des Bharadvaja, um den Besten der Heiligen zu sehen.


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(1) dies war Brauch: nach Benutzung wurden die Schlafhütten abgebrannt