Bharata hörte die Rede von Guha, wobei ihn Kummer und Mitleid aufwühlten. Und wie seine Ohren die Geschichte tranken, da sank sie tief in sein nachdenkliches Herz. Seine großen, vollen Augen bewegten sich qualvoll, seine zitternden Glieder wurden steif und kalt, und dann fiel er wie ein Baum, denn sein Leid war zu schwer, um es zu ertragen. Als Guha den langarmigen Prinzen niedergestreckt sah, mit seinen Lotusaugen und Löwenschultern, eigentlich stark, schön und feurig, doch nun blaß und bitterlichst weinend, da wankte auch er wie ein Erdbeben einen Baum schwanken läßt. Auch Shatrughna stand nahebei, und als er seinen lieben Bruder hilflos am Boden liegen sah, da beugte er kummervoll sein Haupt, umarmte ihn vielmals und weinte laut. Bharatas Mutter kam hinzu, von ihrem lieben König verlassen und vom Fasten ganz erschöpft, und stand mit weinenden Augen neben dem Helden, der am Boden lag. Kausalya streichelte leidend die Glieder des bewußtlosen Bharata, wie eine zärtliche Kuh in Liebe und Angst ihr teures Junges liebkost. Sich ihrem Leid ergebend sprach sie weinend und tief verstört: "Welche Qual, oh mein Sohn, verursachte diesen plötzlichen Schmerz und das schnelle Übel? Unser aller Leben und das ganze Geschlecht hängen nur von dir ab, liebes Kind. Rama und Lakshmana sind fort, ich lebe nur, weil ich dich sehe. Denn nachdem der König gestorben ist, bist du meine einzige Stütze. Hast du zufällig böse Neuigkeiten von Lakshmana gehört, die deine Seele quälen, oder von Rama und seiner Gemahlin, die alles für mich sind?"
Langsam gewann der weinende Held Sinne und Stärke wieder und erhob sich schließlich. Dann bat er Kausalya, sich zu beruhigen, und sprach zu Guha folgende Worte: "Wo schlief der Prinz in der Nacht? Und wo Lakshmana, der Tapfere, und die schöne Sita? Zeig mir das Bett, auf dem er lag, und erzähl mir von der Nahrung, die er aß, ich bitte dich." Und Guha, der König der Nishadas, antwortete auf Bharatas Fragen: "Von allem, was ich hatte, brachte ich das Beste, um meinem guten und geehrten Gast zu dienen. Ich wählte verschiedene Arten von Nahrung und jede zarte Frucht, die hier wächst. Doch Rama, der wahrhafte und mutige Held, wies jede von mir demütig gereichte Gabe zurück. Er vergaß niemals die Pflicht eines Kriegers und akzeptierte nicht, was ich ihm brachte: 'Keine Geschenke, mein Freund, mögen wir annehmen. Unser Gesetz ist, zu geben, und das muß bewahrt werden.' So überzeugte uns der hochbeseelte Held mit gnädigen Worten. Dann trank er still und ruhig und in Gedanken versunken etwas Wasser, was ihm Lakshmana brachte, dann fastete er mit seiner sanften Gemahlin und blieb seinen Gelübden treu. Auch Lakshmana hielt sich vom Essen fern und nippte am Wasser, was übriggeblieben war. Mit beherrschten Lippen und demütiger Haltung führten die drei ihre abendlichen Gebete aus. Anschließend schleppte Lakshmana mit unermüdlicher Sorge einige Haufen heiliges Gras herbei und streute es mit eigener Hand zu einem angenehmen Lager aus für Rama und die treue Sita, wo beide sich zur Ruhe legten. Lakshmana badete ihre Füße und zog sich ein wenig von den beiden zurück. Hier steht der Baum, der ihnen Schatten gab, und hier ist das Gras, auf dem Rama und seine Gemahlin die Nacht zusammen verbrachten, bevor sie weiterzogen. Lakshmana, dessen Arme den Feind unterwerfen, hielt die ganze Nacht Wache. Sein Bogen war gespannt, die Hand in ledernen Schutz gekleidet, der Arm gegurtet, und es hingen zwei mit tödlichen Pfeilen gefüllte Köcher an seiner Hüfte. Ich nahm meine Pfeile und meinen getreuen Bogen und stand neben dem Feindebezwinger immer wachsam. Hinter mir standen meine Gefolgsleute mit dem Bogen in der Hand. Diese ganze achtsame Truppe hielt Wache über den Ebenbürtigen des Indra."