Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 85 - Guha und Bharata

So von Nishadas König gebeten, erwiderte der Prinz mit weisem Geist und schicklichen Worten, deren tiefe Absicht gut zu den Argumenten paßte: "Du Freund dessen, den ich verehre, hast mich hier mit hohen Ehren aufgesucht, denn du allein würdest dich um eine so große Armee sorgen und sie nähren." Mit solch schönen Worten antwortete der Prinz. Dann rief er, auf den Pfad deutend: "Welches ist der rechte Weg, der meine Füße zu Bharadvajas ruhiger Einsiedelei bringt? Denn all dies Land nahe der Ganga scheint schwer passierbar und weglos zu sein." So sprach der Prinz und König Guha hörte entzückt auf jedes besonnene Wort. Dann starrte er in den weiten Wald und antwortete mit demütig erhobenen Händen: "Meine Diener, die alles Land hier kennen, werden mit dir gehen, oh glorreicher Prinz. Mit beharrlicher Achtung werden sie dich des Weges führen, und ich will an deiner Seite reisen. Nur eines, dein sich so weit erstreckendes Herr erweckt in meinem Herzen Zweifel und Furcht und böse Gedanken kommen mir wegen deiner Reise, ob der gute und große Rama bedroht sei." Aber als König Guha besorgt seine Angst in Worten wie diesen erklärt hatte, erwiderte Bharata mit sanfter Stimme und so rein, wie ein wolkenloser Himmel: "Verdächtige mich nicht. Niemals kommt für mich die Zeit, ein solch faules Verbrechen zu planen. Er ist mein ältester Bruder, mir so lieb wie ein Vater. Ich gehe, um meinen Bruder heimzuführen, der im Walde sein Lager aufgeschlagen hat. Kein anderer Gedanke als dieser soll in deinem Herzen sein. Meine Lippen erklären die reine Wahrheit."

Da rief König Guha mit frohem Sinn und höchst zufrieden mit Bharatas Antwort: "Gesegnet seist du! Ich sehe niemanden auf Erden, der sich mit dir, oh Prinz, vergleichen kann. Du kannst aus freiem Willen auf ein Königreich verzichten, das ungewollt dein ist. Dafür soll dein Name niemals sterben und dein Ruhm durch alle Welten fliegen. Denn du willst gern deines Bruders Schmerz lindern und ihn aus dem Exil nach Hause führen."

Als so Guha und Bharata in freundschaftlicher Rede beieinander saßen, neigte sich der Gott des Tages glorreich seinem Ende entgegen, und die Nacht verbreitete sich über den ganzen Himmel. Nachdem König Guhas aufmerksame Sorge die ganze Armee einquartiert hatte, legte Bharata wohl geehrt sein Haupt neben Shatrughna auf das Lager. Doch immer noch bewegte Kummer um Rama des hochbeseelten Bharatas treue Brust. Recht unverdient war solche Qual für den, der noch nie vom Pfade der Pflicht abgewichen war. Das Fieber wütete durch jede Vene und verbrannte ihn mit inwendigem Schmerz. Als wenn im Walde die Flammen frei lodern, und das Feuer einen Baum im Innern vernichtet. Von der Hitze des brennenden Ärgers breitete sich Schweiß über seinen ganzen Körper aus, als ob die Sonne mit leidenschaftlichem Glühen den Schnee auf dem hohen Himalaya zum Schmelzen brächte. Wie ein von der Herde verbannter Bulle allein und klagend wandert, so weinte seufzend und sorgenvoll der Prinz, in bitterem Elend und voller Not, mit fiebrigem Herzen, das sich jeder Ruhe verweigerte, außer sich im Geiste und fand keine Ruhe.

(M.N.Dutt:
... Als Guha dies bemerkte, ermutigte er nach und nach den um seinen älteren Bruder besorgten Bharata.)


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