Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 70 - Bharatas Abreise

Noch während er sprach, erreichten die Boten auf schwachen und reisemüden Pferden den Palast. Sie erhielten eine Audienz beim König und wurden vom Prinzen ehrenvoll begrüßt. Sie rührten demütig an des Königs Füße und sprachen als nächstes folgende Worte zu Bharata: "Die Priester des Palastes und alle Adligen senden dir durch uns Gesundheit und Grüße. Komm schnell zurück in deines Vaters Haus und weile nicht länger in Abwesenheit. Nimm diese Kleidung an, so reich und rar, den teuren Schmuck und die Juwelen, und überreiche jede kostbare Robe und jedes Ornament deinem Onkel hier. Es ist für ihn und den König reichlich vorhanden. Das hier ist zweihundert Millionen wert. Und das andere, welches hundert Millionen wert ist, wurde uns für dich selbst, oh großäugiger Prinz, mitgegeben."

Mit Herz und Seele seine Freunde liebend nahm der freudige Prinz alles an, ehrte würdig die Boten und antwortete ihnen: "Gibt es gute Nachricht von meinem alten Vater? Ist mit Dasaratha alles in Ordnung? Sind Rama und Lakshmana mit der hohen Seele auch frei von Krankheit? Und was ist mit ihr, die von der Pflicht geführte und für ihre herrlichen Taten bekannte Kausalya, Mutter des Rama und liebende Gemahlin, die an ihren Herrn durch wohl bewahrte Gelübde gebunden ist? Und Lakshmanas Mutter, die Dame Sumitra, die in den Forderungen der Tugend Geübte, die auch den tapferen Shatrughna gebar, die Zweitälteste - erzähl mir über ihre Gesundheit. Und sie, die in eigenem Dünkel am meisten geprägte, die mit selbstsüchtigem Herzen am ehesten zur Wut neigt, meine Mutter, ist sie wohl? Hat sie Botschaft mitgegeben, die mir befiehlt?"

So sprach Bharata mit der mächtigen Seele. Doch die Boten erwiderten nur kurze Nachricht: "Alle, nach denen du fragtest, oh löwenhafter Herr, sind wohlauf und sicher. Dir ist jedes Lächeln des Schicksals sicher, mach dich fertig, und laß den Wagen anspannen." So gedrängt von den königlichen Boten sprach Bharata erneut: "Ich gehe mit euch, kein langes Verweilen. Ich bitte euch nur, eine einzige Stunde zu warten." Dies war die Antwort von Bharata, dem Sohn dessen, der Ayodhyas Reich einst beherrschte. Gleich darauf wandte er sich an den Vater seiner Mutter, sein Herz zu beruhigen: "Ich gehe zu meinem Vater, König, denn die Boten haben mich dringend gerufen. Wenn deine Seele deinen Enkel wiedersehen möchte, dann wird er zu dir zurückkehren." Der König küßte seinen Enkel auf das Haupt und sprach: "Geh nur, mein Kind. Wie gesegnet ist sie, die Mutter eines Kindes wie dir! Grüße deinen Vater, auch deine Mutter grüße, oh du, dessen Arme den Feind besiegen. Grüße auch den Hauspriester Vasishta, und all die Übrigen unter den besten und obersten Zweifachgeborenen, sowohl Rama und den mutigen Lakshmana, der den langen Pfeil mit sicherem Ziel abschießt."

Der König zeigte ihm hohe Ehre und übergab ihm einen großen Vorrat an Reichtümern und Geschenken, den auserlesensten Elefanten zum Reiten, Felle und geschickt gefärbte Decken, tausend goldene Perlenschnüre und sechzehnhundert feurige Pferde. Grenzenlosen Reichtum häufte Kekaya vor Kaikeyis Kind auf. Dann gab König Asvapati dem Bharata gute und ausgesuchte Berater mit, auf deren feste Treue er vertraute und die ihn auf seinem Wege führen sollten. Edle Elefanten, stark und jung, die von Vätern aus Indrasira stammten, und andere großgewachsene und schön anzusehende aus der Airavat Linie und wohl gezähmte Esel mit schnellen Gliedern gab sein Onkel dem Prinzen mit. Auch gab er Hunde mit, die im Palast gezogen, mit großem Körper, massivem Schädel und mächtigen Fängen für die Jagd ausgestattet waren, kühne Tiere, die es mit einem Tiger an Stärke aufnehmen konnten. Doch Bharatas Brust erglühte kaum in Anbetracht des großen Reichtums, den der König ihm gab, denn er wollte noch diese Stunde abreisen. Dies war die Sorge, die sich auf seine Brust legte. Die eifrigen Boten trieben ihn an und auch der Einfluß seiner traurigen Vision.

Er verließ den nun mit Elefanten und Pferden und Menschen gefüllten Hof und kam, unerreicht an unsterblichem Ruhm, zur großen königlichen Allee. Als er davonging erblickte er die wunderbarsten inneren Gemächer und passierte so manche, ihm unverschlossene Tür, wo ihn weder Hindernisse noch Schranke aufhielten. Er bat bei Großvater und Onkel um seinen Abschied, erstieg mit Shatrughna an seiner Seite den Wagen und fuhr davon. Die Wagen mit den kräftigen Rädern waren angespannt, und mehr als hundert rollten los: Diener mit Pferden, Eseln und Kühen folgten ihrem Herrn in endloser Linie. So fuhr der hochbeseelte Bharata von seiner eigenen rechten Hand beschützt davon, umgeben von einem adligen Gefolge, auf das der König vertraute. Neben ihm saß der liebe Shatrughna, die Geißel seiner zitternden Feinde. So verläßt ein Heiliger auf perfekte Weise das Licht von Indras Sphäre.



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