Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 64 - Dasarathas Tod

Der König beschrieb ausführlich seiner Königin diesen unvergleichlichen Vorfall, den Tod des Einsiedlersohnes bereuend. Dann ging die tragische Geschichte weiter: "Die Tat, die meine unachtsame Hand begangen hatte, erfüllte mich mit reuevollen Gedanken, und ich überlegte einsam und im Stillen, welch gütige Tat das Unrecht wieder heilen könnte. Ich nahm den Krug vom Boden auf und füllte ihn mit klarstem Wasser. Dann folgte ich dem Pfad, den mir der Eremit gezeigt hatte, und erreichte seines heiligen Vaters Heim. Ich kam und erblickte das bejahrte Paar, schwach und blind saßen sie dort wie Vögel mit gestutzten Flügeln, Seite an Seite und mit niemandem mehr, der ihre hilflosen Schritte führen könnte. Das lange Warten vertrieben sich die beiden mit Gesprächen über ihr zurückkehrendes Kind und freuten sich schon an der aufmunternden Hoffnung, einer Hoffnung, die ich zerstört hatte. Dann sprach der Heilige, als der nahende Klang von Schritten sein Ohr erreichte: 'Lieber Sohn, bring schnell das Wasser. Warum verweiltest du so? Deine Mutter dürstet, und du hast gespielt und dich beim Baden im Bach verspätet. Sie weinte schon, da du nicht kamst, nun eile, mein Sohn, schnell in die Hütte. Wenn ich oder sie je etwas getan haben sollten, das dich verletzte, liebster Sohn, dann laß dies nun aus deinem Gedächtnis entschwinden. Sei ein Eremit, gut und freundlich. Von dir hängt unser Leben und alles andere ab, denn du bist der Freund deiner freundlosen Eltern. Du bist das Auge des augenlosen Paares: Warum bist du jetzt so kalt und still?'

Mit schluchzender Stimme und bedrücktem Busen konnte ich kaum meine stockende Zunge bewegen. Mein Geist war angefüllt mit Furcht, als ich den alten Weisen ansah, und während ich Geist, Sinne und Nerven anspannte, um meine zitternde Zunge zu kontrollieren, erzählte ich ihm vom traurigen Schicksal seines Sohnes, von meiner Furcht und meinem Leid: 'Hochgeistiger Heiliger, ich bin nicht dein Kind, sondern ein Krieger mit Namen Dasaratha. Ich trage der Sorge schmerzliche Last, die aus einer Tat hervorging, die gute Menschen verabscheuen. Mein Herr, ich kam zum Ufer der Sarju und trug in meiner Hand den Bogen, um Elefanten oder andere jagdbare Tiere zu erlegen, die in der Nacht ihre Tränke aufsuchen. Da hörte ich vom Strom ein Geräusch, als ob ein Gefäß das Wasser aufwirbelte. Ein Elefant ist nah, dachte ich, zielte und ließ den Pfeil fliegen. Schnell eilte ich zum Ort des Geschehens und sah dort einen verwundeten Einsiedler liegen, nach Luft ringend, und der tödliche Pfeil stak zitternd in seinem jungen Herzen. Von Pein ergriffen rannte ich zu ihm, und er stammelte seine letzten Worte. Und da er mich darum bat, zog ich schnell den Pfeil aus seiner Wunde. Doch als ich den Pfeil aus der Wunde zog, ging der Eremit zum Himmel ein. Noch während er die Erde verließ, klagte er bis zuletzt um seine nun verlassenen, alten Eltern. So ward die unachtsame Tat begangen: Meine Hand hat unbeabsichtigt deinen Sohn getötet. Laß mich nun wissen, wie ich nach der achtlosen Tat deine Vergebung gewinnen kann.'

Als ich die traurige Geschichte voller Sünde erzählte, zeigte der Eremit ungehinderte Qual. Mit übervollen Augen und schwach vor Elend sprach der ehrwürdige Heilige, während ich mit gefalteten Händen stand und seinen Worten und Seufzern zuhörte: 'Wenn du, oh König, nicht mit deiner eigenen Zunge diese grausame Geschichte erzählt hättest, wäre dein Haupt durch die schreckliche Schuld in tausend Stücke zerborsten. Wenn ein Krieger mit absichtlicher Schuld das Blut eines Einsiedlers vergießt, dann stürzt das sogar den König des Donners von seinem hohen Thron. Und der, der einen Pfeil auf einen Anhänger sendet, der sein reines Leben nach den Gesetzen des Himmels verbringt, dessen sündhafter Kopf wird in sieben Teile zerspringen. Du lebst, denn deine unachtsame Hand hat eine Tat vollbracht, die du nicht plantest, denn sonst wären du und alle vom Geschlecht des Raghu durch deine Tat umgekommen. Nun führe uns,' sagte der Einsiedler, 'zu dem Ort, wo er tot darniederliegt. Führe uns, oh Monarch, denn heute wird es das letzte Mal sein, daß wir unseren Sohn sehen mit seinem Kleid aus Häuten, den gelösten Gliedern und mit Blut verschmiert, seinen leblosen Körper und seine Seele im Reich von Yama.'

Ich führte das klagende Paar mit vor Kummer verstörten Seelen und ließ die Dame und den Eremiten ihre Hände auf den atemlosen Leib legen. Der Vater berührte seinen Sohn und drückte ihn an die bejahrte Brust, dann fiel er an der Seite des toten Jungen zu Boden. Er erhob seine Stimme und rief: 'Hast du kein Wort mehr zu sagen, mein Kind? Keinen Gruß für deinen Herrn heute? Warum bist du ärgerlich, mein Liebling? Warum liegst du auf der kalten Erde? Wenn du, mein Sohn, mit mir zornig bist, schau hier, mein pflichtgetreues Kind, auf deine Mutter. Was? Keine Umarmung für mich, mein Sohn? Kein Wort der zärtlichen Liebe, nicht eins? Wessen sanfte Stimme, so weich und klar und meinen Geist beruhigend, soll ich nun am Abend hören, mit süßem Akzent die Schriften und die alten Traditionen aufsagend? Wer, nachdem er das heilige Feuer geschürt und ein Bad genommen hat, wie es die Texte verlangen, wird nun den für seinen Sohn klagenden Vater aufheitern, wenn die abendliche Riten vorüber sind? Wer wird das tägliche Mahl für den armen Teufel bereiten, der keinen Führer mehr hat? Wer wird nun den Hilflosen wie einen lieben Gast mit den besten Beeren und Wurzeln füttern? Wie können diese alten und blinden Hände Nahrung für deine arme Mutter finden? Wie die beklagenswerte Asketin erhalten, die in unaufhörlichem Schmerz ihr Kind beweint? Bleib noch eine Weile, mein Liebling, bleib und geh heute noch nicht in das Reich Yamas ein. Morgen werden ich, dein Vater und sie, die dich trug, mit dir gehen, mein Kind. Und wenn ich dann Yama anblicke, werde ich zum großen Sohn des Vivasvat sagen: Höre, König der Gerechtigkeit, ich flehe dich an, gib unser Kind zurück, damit es uns ernähre. Herr der Welt von mächtigem Ruhm, der du getreu und gerecht bist, gewähre diese Bitte jemandem wie mir und erfülle diesen einen Wunsch, um meine Seele von Furcht zu befreien.

Denn ach, mein Sohn, fiel unbefleckt durch sündige Hand und gewinnt sich, durch deine Aufrichtigkeit, die Sphäre, in der jene ruhen, die durch feindliche Pfeile fielen. Er sucht sich das gesegnete Heim für alle Tapferen, die in der Schlacht fallen, dem Feind gegenüberstehen, niemals umkehren und ruhmvoll auf dem Felde sterben. Erhebe dich zum Himmel, wo die mächtigen Helden Dhundhumar und Nahush sind, wo Janamejaya und der gesegnete Dilipa, Sagar und Salvya ruhen. Das Heim aller tugendhaften Geister verdienen sich durch strenge Riten und das Lernen der Schriften auch die, die heilige Feuer glimmen ließen und deren freigebige Hände gaben: mit dem Verschenken von tausend Kühen, der Liebe zu einer treuen Gemahlin oder dem Dienen eines Herrn und damit dem Abwerfen dieser erdhaften Hülle.

Keiner meiner Familie wird je um die bittere Qual von andauerndem Schmerz wissen. Aber der, dessen schuldige Hand dich getötet hat, ist zu diesem grausamen Schicksal verflucht.'

Mit wilden Tränen klagte der alte Heilige immer und immer wieder bemitleidenswert. Dann begann er mit seiner Frau das Wasser für die Begräbnisriten zu versprühen. Und durch die gewonnenen Verdienste des Jungen erhob sich in himmlischer Gestalt die Seele vom Körper und sprach zu den weinenden Eltern: 'Ein strahlendes Heim in den oberen Bereichen belohnt mich für meine Sorge und Liebe zu euch. Ihr, meine verehrten Eltern, werdet bald an diesem Heim mit mir teilhaben.' So sprach er und erhob sich schnell, mit Indra an seiner Seite, auf einem glänzenden Wagen gen Himmel. Der pflichtbewußte Einsiedler ritt großartig auf einer strahlenden Flamme. Sein Vater entrichtete mit seiner Gefährtin die Begräbnisriten mit Wasser und wandte sich erneut an mich, der ich in demütiger Haltung stand: 'Töte mich an diesem Tag, oh töte mich, König, denn der Tod bedeutet keinen Schmerz mehr. Kinderlos bin ich, denn dein Geschoß hat meinen Liebling getötet, meinen einzigen Sohn. Da ich meinen Sohn so sehr geliebt habe, und er durch deinen achtlosen Pfeil fiel, soll mein Fluch sich mit bitterem Leid schwer auf deine Seele legen. Ich weine um mein gemordetes Kind, und du sollst die Schmerzen fühlen, die mich nun töten. So wie ich einsam und leidend bin, sollst auch du deinen Sohn beklagen und dann sterben. Da deine Hand ohne Absicht den heiligen Eremiten schlug, soll die Zeit, in der du für dieses Verbrechen leidest, fern sein. Doch die Stunde wird kommen, wenn du von Elend erdrückt wirst, welches ich jetzt fühle, und dein Leben wird beendet sein. Die Schuld ist zu zahlen in späten Tagen, wie der Lohn, der an Priester zu entrichten ist.'

Mit diesem Fluch belegte mich der Eremit, doch dies endete seine Tränen und sein Stöhnen noch nicht. Dann warfen die beiden ihre Körper auf den Scheiterhaufen und gingen geradewegs zum Himmel ein.

Nach langem Verweilen in traurigen Gedanken kam die Erinnerung nun wieder zurück, was ich einst in meiner wilden Jugend Böses getan, oh liebe Dame, als ich damit prahlte, nach Gehör zu schießen. Die Tat hat die Frucht geboren, welche nun reif am gebeugten Ast hängt. So gefällt köstliches Essen dem Gaumen und ködert die Schwachen zu schnellem Übel. Meine Seele erinnert sich mit Grausen an die Worte, die der edle Einsiedler sprach. Daß ich um einen lieben Sohn trauern und durch diesen Kummer mein Leben verlieren werde."

So sprach der König unter vielen Tränen und rief dann angstvoll zu seinem Weib: "Ich kann dich nicht sehen, Liebes, ich bitte dich, lege deine sanfte Hand in meine. Weh mir, wenn Rama mich so berühren würde und nach Hause käme und mich um Wohlstand und Regentschaft bäte, dann, so denke ich, könnte meine Seele leben. Mir unähnlich, ungerecht und gemein war ich mit ihm, meine Königin. Aber alles, was mein nobler Sohn mir tat, ist ganz er selbst. Welch besonnener Vater würde seinen Sohn verstoßen, selbst wenn er Unrecht getan hätte? Und welcher verbannte Sohn würde ohne Zorn seinem Vater keinerlei Vorwurf machen? Ich kann nichts mehr sehen, diese Augen erblinden, und Erinnerung läßt meinen verstörten Geist erlahmen. Die Engel des Todes sind um mich her, sie rufen meine Seele eilig zu sich. Was kann schmerzvoller sein, als sich von Licht und Leben zu trennen und vorher nicht meinen tugendhaften Rama zu sehen, so treu und stark? Die Trauer um meinen Sohn, der so mutig und wahrhaft ist und dem es eine Freude war, meinem Willen zu gehorchen, läßt meinen Atem vertrocknen, wie der Sommer die letzten Tropfen im See aufsaugt. Wie gesegnete Götter werden die Menschen sein, deren Augen sein Antlitz an dem Tage erblicken, wenn die vierzehn Jahre vorüber sind und er mit Ohrringen geschmückt wiederkehrt. Mein schwindender Geist vergißt zu denken, tief und immer tiefer sinken meine Geister, und meine Sinne stehlen sich von ihren Plätzen davon. Ich kann nicht hören, schmecken oder fühlen. Diese Lethargie der Seele überkommt alle Organe und betäubt sie, als ob das Öl nicht mehr wirkt, und die Flamme der Fackel schwach und blaß wird. Diese Flut an Schmerz, von eigener Hand gewirkt, zerstört mich bis zur Hilflosigkeit und Unmännlichkeit, widerstandslos wie die Fluten, die einen Durchbruch durch das Flußufer wühlen. Oh mein Sohn, du Starkarmiger, durch dich wurden meine Sorgen besänftigt und verzaubert, an dir erfreute ich mich, und nun bist du aus meinem Blickfeld verschwunden. Kausalya, weh, ich kann nicht sehen. Sumitra, du sanfte Gefährtin! Und oh, Kaikeyi, du grausame Dame, mein bitterer Feind und deines Vaters Schande!"

Kausalya und Sumitra wachten an seiner Seite, während er weinte. Und so starb Dasaratha, um seinen Liebling stöhnend und seufzend.



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