Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 47 - Die Heimkehr der Bürger

Als der Morgen wunderbar strahlte, erwachten die Menschen und fanden Rama nicht mehr. Da ergriff Furcht und lähmende Trauer die Sinne der Menge. Kummervolle Tränen rannen ihnen aus den Augen, als sie sich suchend umblickten und verzweifelt keine Spur von Rama fanden, auch als sie jeden Ort durchsuchten. Vom guten und weisen Rama getrennt, machte ein jeder sich elend fühlende Weise mit quälenden Seufzern und weinenden Augen seiner Pein Luft mit wilden Klagen: "Der Schlaf war nur Leides wert, denn er stahl uns die Sinne mit seinem betrügerischen Einfluß. Jetzt suchen wir vergebens nach ihm mit der breiten Brust und den kräftigen Gliedern. Wie konnte der starkarmige Held uns betrügend verlassen? Zu sehen, wie hingebungsvoll sein Volk ist und dann in die Wälder als Eremit fliehen? Wie kann er, unsere Herzen nicht aufheiternd und wie ein geneigter Vater seinen Kindern gewogen, uns verlassen für einen wüsten Ort? Laßt uns hier auf den Tod zugehen oder zumindest die letzte große Reise antreten(1). Von Rama, unserem lieben Herrn getrennt, welch Freude kann uns das Leben noch bieten? Riesige Baumstämme liegen um uns her mit starken und trockenen Wurzeln und Ästen. Kommt, laßt uns das Holz in Brand setzen und unsere Leiber auf den Stapel werfen. Was sollen wir sagen? Wie können wir behaupten, daß wir Rama auf seinem Wege folgten? Dem mächtigen Herrn, dessen Arm stark ist, der lieblich redet und nichts Schlechtes denkt? Das vor Kummer gelähmte Ayodhya wird uns ohne seinen Herrn wiederkehren sehen, und hoffnungsloses Elend wird Ältere, Kinder und Damen gleichermaßen treffen. Wir gingen mit dem unvergleichlichen Helden fort, dessen starkes Herz gleichbleibend gut ist. Wie können wir es wagen, die Stadt wiedersehen zu wollen, ohne ihn, den wir lieben?"

Solcherart jammernd mit vielerlei Klagen warfen sie ihre alten Arme hoch in die Luft. Und ihre traurigen Herzen waren vor Kummer verstört, wie bei Kühen, die um ihre Jungen leiden. Eine Weile folgten sie den Wagenspuren, doch als dann die Spuren verschwanden, breitete sich tiefe Verzweiflung in ihren Herzen aus. Ohne die Wagenspuren weiter erkennen zu können, kehrten die hoffnungslosen Weisen um: "Oh, was ist das? Was können wir noch tun? Das Schicksal stoppt unseren Weg, und alles ist vorüber."

Mit erschöpften Herzen, traurig und beschämt, nahmen sie die Straße, die sie gekommen waren und erreichten Ayodhya, wo überall nur Sorge war. Mit nahezu entmutigtem und verstörtem Geist blickten sie auf die königliche Stadt, und die Tränen begannen erneut aus ihren Augen zu fließen. Ohne Rama schaute die Stadt nicht mehr so wunderschön aus wie zuvor, wie ein schleppender Fluß oder träger See, den Garuda jeder Schlange beraubt hatte. Dunkel, trostlos wie der mondlose Himmel, oder wie die See, deren Bett trocken liegt, blickten sie unruhig auf die Stadt. Die melancholischen Brahmanen wanderten zu ihren hohen und geräumigen Häusern, wo kostbare Reichtümer lagerten, und ihre Herzen waren vor Qual gespalten. Sich von allen zurückhaltend blieben sie sowohl Fremden als auch lieben Verwandten fern, zeigten verständnislose und trübe Mienen und kannten keine Freude mehr.


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(1) die große Pilgerreise zum Himalaya, um dort zu sterben