Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 37 - Kleidung aus Bast

So sprach der tugendhafte Weise. Da ergriff Rama erneut das Wort und wandte sich unterwürfig an seinen Vater, denn er war in den Regeln des bescheidenen Benehmens erzogen: "König, ich entsage allen irdischen Dingen und werde im Wald vom Walde leben. Was habe ich, gleichgültig gegenüber Luxus, noch mit herrschaftlichem Gefolge und Geleit zu tun? Wer gibt seine Elefanten weg und setzt sein Herz dann noch auf Sattelzeug? Wie kann edler Stoff noch seine Blicke anziehen, wenn er bereits den edleren Preis abgab? Du Bester der Guten, mit mir soll keine Armee mit wehenden Flaggen gehen, mein König. Ich verzichte auf allen Reichtum und alle Herrschaft. Des Einsiedlers Kleid allein soll mir gehören. Bevor ich gehe, habe ich hier einen kleinen Korb und einen Spaten vorbereitet. Allein damit gehe ich zufrieden für vierzehn Jahre in die Verbannung."

Mit ihren eigenen Händen überreichte Kaikeyi die Kleidung aus Bast und rief stolz und ohne jede Verlegenheit vor der Menge: "Schau und zieh dies nun an." Der löwenhafte Führer aller Tapferen nahm von ihrer Hand die Kleidung, warf seine feinen Roben auf den Boden und wand das Kleid um seine Hüften. Schnell streifte auch der heldenhafte Lakshmana seine Kleidung von der Schulter und kleidete sich, vor den Augen seines Vaters, in das rauhe Gewand der Asketen. Doch Sita, in ihre Seidenstoffe gehüllt, warf zitternde und furchtsame Blicke auf die Bastkleidung, die sie tragen sollte, wie ein Reh, das die Schlinge wittert. Beschämt und vor Elend weinend nahm sie das Kleid von der Hand der Königin. Die Schöne rief an der Seite ihres Gatten, der dem König der himmlischen Barden (Chitraratha) glich: "Wie tragen die Einsiedler der Wildnis ihre Kleidung?" Da stand der Stolz von Janaks Geschlecht ganz verwirrt mit traurigem Gesicht. Einen Umhang nahm die Dame in ihre Finger und schwang ihn ungeschickt um ihren Nacken, doch es gelang ihr nicht, wieder und wieder, denn sie war ganz verwirrt von der wilden Kleidung, die sie nie benutzt hatte. Da eilte sich Rama, der Stolz aller, welche die Tugend verehren, ihr zu helfen und band den rauhen Bastumhang über ihrer seidenen Kleidung fest.

Doch nun, während Rama die deftige Bastkleidung um sie wickelte, da strömten Tränen aus den zarten Augen der traurigen, anwesenden Frauen und mit bitteren Klagen riefen sie: "Oh, nicht auf sie, die geliebte, nicht auf Sita dieses beklagenswerte Los. Wenn du deines Vaters Willen getreu sein willst, dann geh fort, aber laß Sita hier. Laß Sita hier bleiben und unsere Herzen durch ihre Liebe erfüllen. Such du, lieber Sohn, mit Lakshmana an deiner Seite die einsamen Schatten auf. Es ist so unpassend, wenn jemand so Gutes und Schönes wie sie als Asket im Wald leben soll. Laß unsere Bitten nicht unerhört, laß die schöne Sita hier bleiben. Denn durch Liebe zur Pflicht gebunden, wirst du selbst hier nicht ausharren."

Als Vasishta, des Königs ehrwürdiger Berater, sah, wie der Umhang Hüfte und Nacken der Dame umschloß, vertrieb er Kaikeyis Eifer mit sanften Worten und sprach zur Königin: "Oh bösherzige Sünderin, Schande über Name und Geschlecht des königlichen Kekaya. Unerreicht in deiner Sünde kannst du deinen Herrn, den König, mit Gemeinheit betrügen. Du hast allen Sinn für Pflicht verloren, denn wisse, Sita sollte nicht ins Exil gehen. Sita sollte, als ob es ihr eigener wäre, Ramas kostbaren Thron anvertraut bekommen. Durch der Heirat liebliche Bande vereint, sind die Seelen der beiden wie eine. Sita sollte unsere Herrscherin sein, denn sie ist Ramas Selbst und seine Seele. Doch wenn sie weiter bei Rama bleibt und das Königreich für die Wälder verläßt, weil nichts ihre liebende Seele abschrecken kann, dann werden wir und die Stadt ihr folgen. Die Wächter der Königin sollen ihre Ehefrauen an die Hand nehmen und um Ramas Willen gehen. Das Volk mit allen Vorräten an Korn und den Reichtümern der Stadt soll den Zug begleiten. Bharata und Shatrughna, beide werden Bastmäntel tragen, seine Wohnstatt teilen, mit ihrem älteren Bruder im wilden Wald leben und ihm wohl dienen. Bleibe du hier allein und regiere deinen Staat, ohne Menschen, unfruchtbar und verwahrlost. Sei Königin von Boden und Bäumen, du Sünderin, der unsere Not gefällt. Das Land, über das Rama nicht regiert, verdient den Namen eines Königreiches nicht mehr. Die von Rama durchwanderten Wälder sollen unser Heim und Königreich sein. Bharata wird niemals über seines Vaters Reich regieren. Nein, wenn er des Königs treuer Sohn ist, wird er nicht mit dir als dein Sohn hier leben. Und wenn du dich von der Erde erheben und deine Botschaft vom Himmel senden solltest, wird er getreu den Bräuchen seiner Vorfahren nicht einen falschen Weg beschreiten. So hast du, durch deinen elenden Fehler, den beleidigt, den du erheben wolltest.

In der ganzen Welt atmet niemand, der den Rama nicht liebt getreu bis zum Tod. Heute sollst du mit ansehen, oh Königin, wie sich Vögel, Hirsche und wilde Tiere aus Büschen und Spalten erheben und Rama in die Wälder folgen. Und nichts als sehnsüchtige Bäume bleiben hier."

(M.N.Dutt:
"Entferne das Asketengewand, edle Dame, und übergib deiner Schwiegertochter elegante Ornamente, denn solch ein Kleid paßt nicht zu ihr." Und mit folgenden Worten hielt Vasishta Kaikeyi zurück: "Oh Tochter des Königs Kekaya, du fordertest für Rama die Heimstatt in den Wäldern. Laß Sita mit Ornamenten ausstatten, damit sie, sich täglich schmückend, mit Raghava im Walde leben kann. Laß die Tochter des Königs in hervorragenden Wagen, mit Dienern, Kleidern und allen sonst noch nötigen Dingen davonziehen. Als du die Erfüllung des Versprechens gefordert hast, war dein Auge nicht auf Sita gerichtet." Nachdem dieser Beste der Brahmanen von unerreichter Macht, der Lehrer des Königs, so gesprochen hatte, ließ Sita nicht von ihrer Asketenkleidung ab, da sie ihrem geliebten Herrn dienen wollte.)


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