Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 32 - Die Verteilung der Schätze

Diese edle Rede vermittelte einen freundlichen Wunsch und Lakshmana gehorchte. Mit schnellen Schritten und strebsamen Gedanken suchte er das Heim des weisen Suyajna auf, fand ihn in der Halle des Feuers und verbeugte sich tief vor ihm: "Oh Freund, komm mit mir zu Ramas Haus, der gerade eine äußerst schwierige Aufgabe durchführt." Und als die Mittagsriten vollbracht, folgte jener Sumitras Sohn und erreichte Ramas helle Wohnstatt, reich an Lakshmis Liebe. Mit gefalteten Händen begegneten ihm Rama und seine Dame und zeigten ihm gemäß den Schriften die Verehrung, die Agni gebührt. Mit Armreifen und Ketten, Kolliers und Ringen, mit kostbaren Perlen an goldenen Schnüren und vielen Juwelen für Hals und Glieder ehrte der Sohn des Raghu den Brahmanen. Und auf Bitte seiner Frau sprach Rama den weisen Suyajna wie folgt an: "Nimm noch eine goldene Halskette an, die den Nacken deiner Gattin zieren soll. Und Sita wäre froh, noch einen Gürtel der Gabe zuzufügen, mein Freund. Viele fein gearbeitete Armbänder und manche reiche und seltene Armreifen gibt meine Gemahlin dir gern, bevor wir in den Wald abreisen. Auch ein von geschickten Handwerkern gemachtes Bett mit Gold und verschiedenen Edelsteinen besetzt möchte sie dir, oh heiliger Freund, übergeben, bevor sie geht. Dein sei mein Elefant, das berühmte Geschenk meines Onkels, mit Namen Victor. Und laß noch tausend goldene Münzen dem Geschenk beigefügt sein, großer Brahmane." So sprach Rama und der Brahmane lehnte die ihm angebotenen noblen Geschenke nicht ab, sondern bat um hohes Glück für Rama, Lakshmana und Sita.

Dann gab Rama dem Lakshmana, prompt und tapfer, seinen Befehl mit freundlichen Worten, so wie Brahma zu Indra spricht, der die himmlische Göttersphäre regiert: "Eile zu den beiden Besten der Brahmanen, bring Agastya und Kusiks Sohn, und überschütte sie mit kostbaren Geschenken wie das Korn mit nährenden Fluten. Oh langarmiger Prinz des Raghu-Geschlechts, erfreue sie mit tausend Kühen, vielen schönen und kostbaren Juwelen und gib ihnen Gold und Silber. Und gib ihm, dem zutiefst Schriftgelehrten, der Königin Kausalya immer treu war und sie mit Gebeten und Respekt gesegnet hat, dem Obersten der Taittiriya Sekte(1), einen Wagen reich an Ornamenten, weibliche Sklavinnen und kostbare Kleidung aus Seide, bis der Weise zufrieden ist. Verleihe Chitraratha, meinem treuen und lieben Sänger und Wagenlenker, Edelsteine, Kleidung und viel Reichtum, dem alten Freund und Berater.

Und diejenigen, die mit dem Stab in der Hand gehen, in Grammatik gelehrt, die nur ihr Studium schätzen und sonst an nichts anderes denken, die sich nicht um die Liebe zu leckerer Kost plagen und deren Lob sogar die Götter verkünden - diesen übergib achtzig Wagen und belade einen jeden mit wertvollen Schätzen. Reiche ihnen tausend Bullen, zweihundert preisgekrönte Elefanten und laß für jeden noch tausend Kühe für die Leckerbissen einer jeden Mahlzeit sorgen.

Die Schar, die heilige Gürtel trägt und mit Eifer auf Kausalya wartet, soll mit tausend goldenen Münzen zufriedengestellt werden, und zwar für jeden. Laß alle im Gefolge, lieber Lakshmana, dieses spezielle Ehrengeschenk erhalten. Meine Mutter wird sich freuen zu hören, daß ihre Brahmanen so geehrt wurden."

Als er so mit seinem Reichtum allen jenen, die den Hof füllten, ihren Unterhalt gewährt hatte, sprach Raghus Sohn traurig zur Menge, die ihn umgab und laut weinte: "Verbleibt in Lakshmanas Haus und in dem meinen und bewacht alles, bis ich wiederkomme." Mit liebevollen Worten sprach so das Oberhaupt und bat dann seine Schatzmeister Gold, Silber und alle kostbaren Stücke herzubringen. Geradewegs eilten die Diener davon, um reich beladen wiederzukehren, und vor den Augen der Menge erglänzte ein Berg von wunderbaren Dingen zum Anschauen. Der Prinz der Menschen teilte die ausgestellten Schätze mit Lakshmanas Hilfe und gab den Armen, den Jungen, den Alten und den Zweifachgeborenen Edelsteine und Gold.

Ein Brahmane namens Trijat aus dem Geschlecht der Garga lebte schon lange in üblen Verhältnissen im Walde und suchte mit Spaten und Pflug sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Die junge Gattin, die ihm seine Kinder geboren hatte, litt mehr und mehr unter der Dürftigkeit. Und so sprach sie zu ihrem alten Ehemann: "Höre auf meine Worte und nimm meinen Rat an. Komm, wirf Pflug und Spaten beiseite und gehe heute noch zum tugendhaften Rama, um ihn um eine kleine Gefälligkeit zu bitten." Er hörte die Worte, die sie sprach, und wand seine zerlumpten Kleider um seine Glieder. Dann machte er sich auf den Weg, der ihn zu Ramas schöner Wohnstatt führte. Bis zum fünften Innenhof schritt er, ohne daß den Brahmanen irgend etwas gehindert oder aufgehalten hätte. Bhrigu und Angiras(2) konnten nicht strahlender mit heiligem Licht ausgestattet sein. Trijat trat vor Rama hin und sprach zum edlen Prinzen: "Oh Rama, arm und schwach bin ich, und um mich schreien viele Kinder. Ich lebe kärglich im Walde, bitte wende ein mitfühlendes Auge auf mich." Und Rama, Spaß und Scherz zugeneigt, antwortete dem demütigen Brahmanen: "Oh alter Mann, nur noch tausend Kühe sind unverteilt und mein. Ich werde dir so viele Kühe übergeben, so weit wie du deinen Stab werfen kannst." Das hörte der Brahmane und hastig band er seine Kleidung um die Hüfte fest. Dann wirbelte er seinen Stab um den Kopf herum und warf ihn mit kraftvollster Anstrengung weit weg. Von seiner Hand geworfen flog der Stab davon und sank an Sarjus fernem Ufer nieder, wo Herden von tausenden Kühen grasten, ganz nahe am wohl bestückten Ochsenstall. Und all die Kühe, die über die Wiesen bis zum fernen Sarjustrande wanderten, wurden von den Hirten auf Ramas Geheiß zu Trijats Hütte im Wald getrieben. Rama zog den Brahmanen an seine Brust und sprach zu ihm mit beruhigenden Worten: "Sei nicht zornig, Herr, ich bitte dich. Mein Scherz war nur ein Spiel. Diese tausend Kühe sind nun nicht allein dein eigen, ich gebe die Hirten mit dazu. Und ich gebe dir noch mehr Reichtum, sprich. Dir soll alles gehören, was dein Herz begehrt." So sprach Rama. Und Trijat bat um Mittel für seine Opfer. Da übergab ihm Rama so viel Reichtum, daß er seine Opfer wie gewünscht darbringen konnte.


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(1) die Schüler und Lehrer des Taittiriya Teils der Yajur Veda
(2) göttliche Wesen, die Brahma mit als erste geschaffen hatte