Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 8 - Mantharas Rede

Die Brust der Magd brannte vor Zorn, und sie antwortete, während sie das Geschenk verschmähte: "Wann ist die Zeit, naive Königin, für leere Träume und eingebildetes Glück? Hast du keinen Verstand, deinen Zustand zu erkennen, der in Ozeanen mit überwältigendem Leid ertränkt wird? Ich bin ganz krank vor Trauer und Schmerz, doch meine Lippen können kaum ein Lachen zurückhalten, wenn ich dich sehe, wie du mit unpassender Freude eine ungeheuer zerstörerische Gefahr bejubelst. Ich weine um diejenige, die so blind vor Liebe ist: Welche Frau mit besonnenem Geist würde sich über den heimlichen Feind freuen wie über den Tod, der sich zum finalen Schlag rüstet, und die Herrschaft des Sohnes einer Rivalin gutheißen, so wie du es eben tatest? Ich sehe, wie Rama deinen Bharata immer fürchten muß, denn er steht seinem Thron zu nahe. Darum ist mein Herz beunruhigt, denn die sich ängstigen, sind jene, die wir fürchten müssen. Lakshmana, der den mächtigen Bogen spannt, dient mit ganzer Seele dem Rama, und gleichstarke Ketten binden Shatrughna an Bharata mit Herz und Verstand. Nun, schöne Dame, nach Rama folgt als nächster dein Bharata als rechtmäßiger Thronfolger. Und es liegt viel ferner, so denke ich, daß die Macht von den beiden Jüngeren je erlangt werden mag. Ja Königin, diesen Rama fürchte ich, so weise, unerschrocken und im Kampfe erzogen, wie er ist, und oh, ich zittere, wenn ich daran denke, wie dein liebes Kind am Rande des Ruins steht.

(H.P.Shastri: ...Der starkarmige Lakshmana ist Rama völlig ergeben, und gleichermaßen fühlt Shatrughna für Bharata. Obwohl Bharata durch seine Geburt einen Anspruch auf den Thron hat, oh liebliche Prinzessin, werden er und Shatrughna beiseite gelassen, weil sie jünger sind...)

(Dutt: Rama fürchtet deinen Bharata, was das Königreich anbetrifft, denn beide haben dieselben Ansprüche... Was den Grad der Geburt angeht, liegt bei Bharata die wahrscheinlichere Gunst im Gewinnen des Königreichs. Doch nur weil (Rama der Ältere) der beiden ist, wird Bharata nicht erwählt...)

Sie, Kausalya, ist mit einem stolzen Schicksal gesegnet, denn ihr Sohn wird von Brahmanen auf den königlichen Stuhl gesetzt werden, wenn der Mond und Pushya sich vereinigen. Und du mußt als Sklavin in demütiger Haltung auf Kausalyas Augenwink warten, während sie in all ihrem Reichtum und Glück beruhigt und glorreich vor ihren Feinden gesichert ist. Als Sklavin wirst du wie wir, die wir dir dienen, deinen Sohn sich vor Rama verbeugen sehen und Sitas Freunde werden über alle frohlocken, während Bharatas Gattin Bharatas Fall teilen wird."

Als die Magd so wütend klagte, bemerkte Kaikeyi Schmerz in ihrem Herzen, und sie antwortete mit Eifer, Ramas Wert und Vorzüglichkeit zu verteidigen: "Nein, Rama ist der geborene Thronerbe. Er wurde von heiligen Vätern mit Sorge erzogen, ist tugendhaft, dankbar, rein und wahrhaft. Ihm gebührt die rechtmäßige Herrschaft. Er wird wie ein Edelmann jeden Bruder, Minister und Freund ewig beschützen. Warum nur, oh Bucklige, bereitet es dir so große Pein zu hören, daß Rama den Thron gewonnen hat? Sei gewiß, wenn Ramas Reich einmal endet, dann geht das Königreich nach hundert verflossenen Jahren an meinen Sohn über, und er wird auf seines Vaters Thron sitzen. Warum ist dein Herz so traurig über die Freude, die jetzt regiert und lange währen wird? Und über dieses Glück, das durch Besitz gesichert, und diese Hoffnung, die wir als fest ansehen können? So lieb wie mein eigen geborenes Kind ist mir Rama; ja, vielleicht sogar lieber. Er ist sehr pflichtgetreu zu Kausalya und noch pflichtgetreuer zu mir. Wie auch immer er regieren wird, wir brauchen uns nicht zu ängstigen. Weil seine Brüder seiner Seele lieb sind, wird Bharata das Reich dennoch mit ihm teilen, auch wenn Rama den Thron ausfüllt."

Sie verstummte. Die verstörte Magd stieß lange und schwere Seufzer aus und erwiderte dies: "Welch Wahnsinn hat deinen Geist heimgesucht? Du bist zu jeder Warnung taub und aller Gefahr blind gegenüber! Kannst du die Wogen des Kummers nicht sehen, die gerade über deinem Haupt zusammenschlagen? Erst wird sich Rama den Thron aneignen, und dann wird Ramas Sohn seinem Vater nachfolgen, während Bharata mit vergeblichem Sehnen von der königlichen Linie ausgeschlossen wird. Nicht alle Söhne teilen sich in das Königreich des Monarchen, oh schöne Dame: Denn wenn alle regierten, würde sich wilder Tumult im Staate erheben, sobald der Herrscher stirbt. Der Älteste, sei er gut oder böse, ist der Herrscher nach des Vaters Willen.

(Dutt: Nach des Monarchen Willen wird der älteste Sohn zum Herrscher bestimmt, wenn er würdig ist, und wenn nicht, dann ein jüngerer Sohn mit mehr Verdienst.)

Und so erkenne, daß dein Sohn, oh zärtliche Mutter, ohne einen Freund und ganz unerfüllt sein wird. Als Fremder seines eigenen Geschlechtes wird er fern der fröhlichen Behaglichkeit seiner Heimat wandern. Ich eilte zu dir, denn mein Herz schlägt für dich, doch dein nachsichtiges Herz mißversteht meinen Eifer. Deine Hand will ein Geschenk übergeben, weil deine Rivalin triumphiert. Wenn Rama einmal seine Herrschaft beginnt, ohne einen Feind, der seinen Willen stoppen kann, dann wird er deinen Liebling Bharata in ferne Länder senden, wenn er ihn überhaupt am Leben läßt. Durch dich wurde dein Kind zu seinem Großvater geschickt. Auch wenn mit Stock und Stein erzwungen rührt Freundschaft nun einmal von Verwandtschaft her. Der junge Shatrughna wird Bharata begleiten, denn er liebt ihn so, wie Lakshmana immer an Rama hängt. Es wird die alte Geschichte erzählt, von dem Förster, der einen Baum fällen wollte. Doch der Baum ward gerettet durch das ihn umstehende Schilfrohr, denn Liebe entspringt der Nähe. So wird Lakshmana den Rama verteidigen, denn jeder hängt von eines anderen Hilfe ab. Solchen Ruhm gewinnt ihre Freundschaft auf Erden, wie der, der die beiden himmlischen Zwillinge verbindet. Und Rama wird niemals den Lakshmana hintergehen, denn ihre Liebe ist stark. Doch Bharata, oh und sei dir dessen sicher, muß Böses von seiner Hand erfahren.

Komm, und vertreibe Rama von seinem Heim und verbanne ihn zu einem Leben in den Wäldern. Der Plan, oh Königin, den ich dir rate, sichert dir dein Wohl, wenn du weise bist; und wir und deine ganze Familie werden von deinem Gewinn einen Vorteil haben. Soll Bharata, dem ein glücklicheres Schicksal bestimmt ist, dazu geboren sein, den Haß seines Rivalen zu erdulden, sich seines Glückes beraubt niederzuhocken und seines Bruders größere Macht zu fürchten? Auf Königin, rette deinen Sohn und erhebe dich. Er liegt bereits hingestreckt zu Ramas Füßen. So erliegt der stolze Elefant, der seine Herde durch das Schilf führt, dem Sprung des Löwen und seinen mörderischen Zähnen im Schatten des Waldes. Von dir in Stolz und Glückseligkeit verachtet, ist Kausalya schon lange gereizt. Und wird sie nun davon ablassen, rachelüsternen Groll wie ein Feind zu zeigen? Oh Königin, dein Liebling ist erledigt, wenn Rama einmal begonnen hat, die Stadt Ayodhya zu regieren. Komm, gewinne deinem Kind das Königreich und verbanne noch heute den Fremden in die Wildnis."


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