Pushpak Ramayana Buch 1Zurück WeiterNews

Canto 75 - Die Unterhandlung

"Heldenhafter Rama, die Menschen verkünden die Wunder deines unvergleichlichen Ruhmes, und ich weiß anhand der lautstark kundgetanen Gerüchte von der Großtat des zerbrochenen Bogens. Ja, erst gespannt und dann zerbrochen, mächtiger Prinz, es war eine wunderbare Tat und kaum zu glauben. Von deinem Ruhm angelockt, suchte ich dein Angesicht und habe einen einzigartigen Bogen mitgebracht. Diese mächtige Waffe, stark und wunderbar, gehörte dem großen Jamadagni, meinem Vater. Spanne meines Vaters Bogen mit seinem Pfeil und zeige damit deine Kraft, oh Rama. Laß mich diesen Beweis an Tapferkeit sehen - die Waffe von dir gebogen und gespannt. Dann soll ein einzelner Kampf unsere Kräfte messen, und dies soll deine Herrlichkeit noch erhöhen."

König Dasaratha hörte mit Zagen die prahlerische Rede an und sprach mit erhobenen Händen und demütiger Haltung, mit bleichen Wangen und ängstlichen Blicken: "Die blutige Fehde ist längst vergessen, denn du folgst lange schon asketischer Lebensweise. So halte, oh Brahmane, meine Kinder fern von Ärger und Gefahr. Vom Geschlecht Bhrigus stammend, die belesen sind in heiligen Traditionen und ihren Eiden treu, hast du dem Tausendäugigen geschworen, deine furchtbare Axt beiseite zu legen, hast die Erde der Herrschaft Kasyapas überlassen und dir einen fernen Hain gesucht unterhalb Mahendras Gipfel. Nun, mächtiger Eremit, bist du gekommen, uns alle unserem schweren Schicksal zu übergeben? Wenn auch nur mein Rama fällt, wir alle teilen sein Schicksal und vergehen mit ihm."

Doch den Klagen des alternden Herrschers geruhte der mächtige Herausforderer keine Antwort zu geben. Nur dem Rama rief er zu: "Zwei Bögen, der Stolz der himmlischen Künstler, göttlich, einzigartig, riesig und stark, von allen Welten seit alters her verehrt. Einer ward dem dreiäugigen Gott (Shiva) gegeben, damit er ruhmvoll die Schlacht bestreite und so bewaffnet den schrecklichen Tripura schlug. Dieser ward von dir entzwei gebrochen. Der zweite Bogen, dem nur wenige trotzen mögen, gab der höchste Gott dem Vishnu. Diesen Bogen halte ich in der Hand, vor ihm fallen alle Barrikaden an Türmen und Wällen der Feinde.

Einst baten die Götter den Hohen Herrn, den fehlerlosen Beweis anzutreten, wessen Macht man loben sollte, die des mächtigen Vishnu oder des Blaukehligen (Shiva). Und der mächtige Herr, dessen Lippen immer die Wahrheit sprechen, wußte um ihren Wunsch und veranlaßte die beiden Götter wie Feinde miteinander zu kämpfen. Vor Furcht stellte sich jedes Haar auf, als Shiva mit Vishnu stritt. Doch Vishnu erhob gewaltig seine Stimme, und Shivas Bogensehne sirrte ohne Erfolg. Des Bogens Meister mit den drei strahlenden Augen stand beschämt in Zorn und Überraschung. Dann näherten sich alle Wesen des Himmels, Gandharvas, Heilige und Götter und baten die beiden, mit dem Kampf aufzuhören, und die großen Rivalen waren wieder Freunde. So gesehen, hatte Shivas Bogen entmutigt versagt, als Vishnu seine Kraft zeigte, und so gaben die Götter und himmlischen Heiligen Vishnu den Vorzug. Der glorreiche Shiva gab den Bogen in seiner Wut dem Weisen Devarat, der Videhas fruchtbares Land regierte, und seitdem wurde der Bogen von Hand zu Hand weitergegeben. Doch dieser, mein Bogen hier, dessen Pfeile die verbarrikadierten Türme und Wälle der Feinde bezwingen, ward dem Richika von Vishnu verliehen als Pfand und Zierde. Und dann erbte ihn Jamadagni, der große Brahmane und mein Vater.

Doch Arjun gab sich zu gemeinem Verrat her und erschlug hinterlistig meinen edlen Vater, ihn, dessen Buße ihm furchtbare Stärke gegeben und dessen Hand den vom Gott gegebenen Bogen hielt. Ich erfuhr entrüstet, wie er fiel, durch ein trübes Schicksal, zu traurig, um es zu erzählen. Meine zornige Rache sucht seitdem alle Krieger wegen dieser Untat heim. Wie die Generationen auch ins Leben kamen, ich mähte sie nieder in endloser Schlacht. Die ganze Erde brachte ich unter meine Herrschaft und übergab sie dem heiligen Kasyapa zum Lohne, als damals die von ihm zelebrierten Riten vorüber waren. Anschließend wandte ich mich dem Berge Mahendra zu, um dort stark zu werden an der Kraft, welche Askese verleiht. Dort mühte ich mich auf seinem stolzen Gipfel, und nur die unsterblichen Götter kamen zu Besuch. Als ich vom Zerbrechen des Bogens durch die Gespräche der verwunderten Götter erfuhr, die von deiner Tat sprachen, als sie die luftigen Regionen durchquerten, da kam ich hierher so schnell ich konnte.

Nun, um deiner Ehre als Krieger willen, nimm den Besten aller Bögen, oh Rama. Er gehörte einst Vishnu vor langer, langer Zeit, und mein Vater und Großvater liebten ihn sehr. Spanne die Sehne bis zur Spitze und lege einen städtezerstörenden Pfeil auf. Wenn du das kannst, oh Held, dann werde ich im Einzelkampf deine Stärke testen."


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