Der glorreiche Heilige machte sich bereit, die schneeigen Gipfel des Himalaya zu verlassen und im fernen Osten sein Lager aufzuschlagen, um dort seine Buße und Anstrengung fortzusetzen. Tausend Jahre hielt er seine Lippen verschlossen, seinem unvergleichlichen Schwur folgend. Und andere Wunder wirkte er, die jenseits der Gedanken und unerreicht in der Welt waren. In all den tausend Jahren trocknete sein Körper aus wie ein Stück Holz. Obwohl von vielem Bösen und Störenden geplagt, hatte seine Brust kein Zorn heimgesucht. Mit eisernem Willen, den nichts beugen konnte, brachte er seine Aufgabe bis zum Ende. Und als die schweren Jahre vorüber waren, sein so strenger und schmerzender Eid beendet war, da setzte sich der Einsiedler, der all seine Buße getan, nieder und aß sein Mahl von Brot. Da erschien Indra als Brahmane verkleidet und fragte ihn mit hungrigen Augen nach Nahrung. Der mächtige Eremit gab dem falschen Brahmanen mit ruhiger Seele alles hin, und als kein Krümel für ihn, den vom Fasten geschwächten und der Sprache beraubten, übrig blieb, brach er nicht sein Schweigegelübde. Keinen Seufzer stieß er aus, kein Wort kam über seine Lippen. Doch dann, als er seinen Atem anhielt, bewahre! Um seine Augenbrauen wälzten sich dicke Rauchwolken und die drei Welten waren wie mit tobenden Flammen überzogen und von Grauen erfüllt. Da versammelten sich die Götter, Heiligen und himmlischen Barden. Auch Nagagötter, Schlangen und Dämonen riefen zum Großen Vater besorgt, traurig und erschreckt: 'Gegen den Eremiten, welcher das Leiden erträgt, halfen weder Verlockung, Vernichtung noch Verachtung. Auch bei der Versuchung durch Zorn und tückische List bewahrt er sein Gelübde mit unbewegtem Herzen. Wenn seine Anstrengung ihm nicht den Segen bringt, den seine Seele sucht, wird er den Welten Zerstörung senden und alles Belebte und Unbelebte vernichten. Das Land ist verdunkelt vom Schicksal, keine freundlichen Strahlen erleuchten die Düsternis. Die Ozeane schäumen mit trauriger Flut, die schrumpfenden Berge versinken in Angst. Die Erde zittert in fiebrigen Schauern, und der Wind bläst mit unruhigen Sturmböen. Mit besorgten Augen sehen wir keine andere Heilung: es könnte sich eine gottlose Brut auf Erden erheben. Die drei Welten sind außer sich vor Sorge oder geistlos in dumpfer Verzweiflung. Vor diesem Heiligen scheint die Sonne fad, und sein gesegnetes Licht verfinstert ihres. Bevor der Heilige sich entschließt, Zerstörung über jedes lebende Wesen zu bringen, laß ihn uns besänftigen, solange wir es noch vermögen. Ihn, der so hell wie das Feuer ist, sollten wir wie Feuer löschen. Ja, wie die brennende Flut des Schicksals alle Kreaturen zum Erliegen bringt, könnte er über die besiegten Götter regieren. Oh gewähre ihm, was er so lange begehrt.'
Daraufhin näherten sich all die Gesegneten dem Eremiten mit Brahma an der Spitze und jener sprach sanft: 'Heil dir, heiliger Brahmane! Denn dies ist jetzt dein Platz. Deine schweren Gelübde haben unser Wohlwollen gewonnen. Deine harte Askese und die endlosen Anstrengungen gaben dir den Rang eines Brahmanen. Ich stimme mit dem Beschluß der Sturmgötter überein. Dir, oh brahmanischer Heiliger, sei ein langes Leben. Mögen Frieden und Freude in deiner Seele wohnen, geh in Zufriedenheit, wohin es dir beliebt.'
Nach diesen Worten des Großen Gottes erfüllte Freude und höchster Triumph des Vishvamitras Brust. In Verehrung neigte er sein Haupt und sprach zur versammelten Menge der Unsterblichen: 'Wenn ich, ihr Götter, endlich beides erreicht habe: ein langes Leben und die Brahmanenkaste, dann gewährt mir auch den höchst mystischen Namen, die heiligen Veden, und die Formel, die das Opfer segnet und seinen Herrn anerkennt (die Silben OM und Vashat). Und möge Vasishta, der unübertroffen ist in kriegerischen Künsten, mystischen Zaubern und seiner makellosen Liebe in Gott, diesen Segen bekräftigen, den ihr hier versprecht.'
Die Götter wandten sich an Brahmas Sohn Vasishta, den Besten unter denjenigen, die mit gesenkter Stimme beten, und dieser pries seinen neugewonnenen Freund: 'Dein Titel ist nun sicher und gut gemäß den Rechten der heiligen Brahmanenschaft.' So sprach der Heilige, und die Götter kehrten in vollem Einverständnis in ihre himmlischen Wohnstätten zurück. Und Vishvamitra mit der frommen Seele, nun den heiligen Brahmanen beigetreten, bestand darauf, dem verehrten Vasishta alle Ehren eines heiligen Gastes angedeihen zu lassen. Nun wandert der Weise mit der entschlossenen Buße, der in seinem hohem Ziel erfolgreiche, pilgernd durch das ganze weite Land von Ufer zu Ufer. So hat der Heilige, oh Rama, sich seinen Platz unter Brahmanen gewonnen. Er ist der Beste unter den Einsiedlern, Prinz, erblicke in ihm die inkarnierte Buße. Er ist der Freund der Gerechten, der vor jeder Sünde zurückweicht, und in ihm ruhen immer noch heroische Kräfte."
So beendete der in altem Wissen bewanderte Brahmane seine Geschichte und schwieg. Und Kusiks Sohn rief dem Satananda zu: "Gut gemacht, gut erzählt!". Dann sprach König Janak, den die Geschichte verwundert hatte, mit gefalteten Händen: "Ein großes Schicksal ist mir, oh Weiser, denke ich, und ich schulde dir Dank für das hohe Glück, da du und Raghus Kinder zu meinem Opfer gekommen seid. Dich mit gesegneten Augen anzusehen reinigt und erhöht meine Seele. Ja, dir Auge in Auge gegenüber zu stehen, bereichert mich mit Unmengen von Gunst. Deiner heiligen Askese von einst und der ausführlich erzählten mächtigen Buße haben wir, Rama und ich, mit großem Entzücken gelauscht, oh glorreicher Einsiedler. Deine asketischen Taten sind ohne Vergleich, und deine Macht übersteigt alles, oh Heiliger. Die Tugend, die man in dir findet, kann kein Gedanke erfassen und keine Grenze einschränken. Die Geschichte deines wunderbaren Schicksals kann den Durst meiner Ohren niemals stillen. Doch die Abendstunde ist nahe, und die Sonne neigt sich schnell auf ihrer Bahn. Am frühen Morgen, oh Einsiedler, laß mich dein Gesicht wiedersehen. Bester der Asketen, du Teil der Glückseligkeit, entlasse nun deinen Diener."
Der Heilige stimmte zu, und entließ froh und freundlich den König mit zufriedenem Geist. König Janak umrundete den Weisen demütig mit Priestern und Gefolge. Und Vishvamitra, solcherart geehrt von diesen Hochbeseelten, erhob sich und suchte mit den Prinzen seine Unterkunft auf.