Nach vielen, vielen Jahren näherten sich die Götter im Himmel dem großen Asketen, denn sie befürchteten, daß er die Früchte seiner glühenden Riten und heiligen Pein doch wirklich erlangen könnte, und baten ihn, Mühe und Gelübde zu beenden. Brahma sprach für alle, als er dem Weisen liebliche Worte gab: 'Heil dir, Asket! Deine Riten haben den großen und heiligen Namen gewonnen, den dein Verdienst erfordert.' Sprach’s und suchte seine himmlische Sphäre wieder auf, der Herr, dem die Götter dienen. Doch Vishvamitra hatte mehr im Sinn und beugte seinen Geist noch strengerer Askese.
So zogen viele Jahreszeiten vorüber, als Menaka, die schöne Nymphe, eines Tages das Paradies verließ, um ihre perfekten Glieder in Pushkars Wellen zu baden. Der glorreiche Sohn des Kusik erblickte die makellose Gestalt ohne jeglichen Fehler, die durch die durchscheinenden Fluten schimmerte, wie ein Lichtstrahl durch eine Wolke blinzelt. Er schaute sie in ihrem einsamen Zufluchtsort, wie sie so wunderschön war von Kopf bis Fuß. Und von Kandarpas (des Liebesgottes) Macht überwältigt, sprach er sie an, während er sie anschaute: 'Willkommen, süße Nymphe. Oh geruhe, ich bitte dich, in diesen ruhigen Schatten für eine Weile zu bleiben. Erweise mir deine wohlwollende Gunst, denn Liebe hat meine Brust zum Glühen gebracht.' So sprach er. Und die Schönste der Schönen blieb für eine Weile bei ihm, während Tag für Tag wilde Leidenschaft die schweren Eide und strengen Riten zum Erliegen brachte. Während die anziehende und liebreizende Frau ihre Zauber um ihn wob und ihn mit einer goldenen Kette band, vergingen fünf süße Jahre wie im Fluge, und gleich noch einmal fünf. Da erwachte Vishvamitra beschämt und voll Qual, und mit sogleich aufflammendem Zorn erkannte er im Nu, daß all die Unsterblichen dies geplant hatten, um seine sorglose Seele in Bequemlichkeit einzuwickeln und seine lange Askese zu verderben.
'Zehn Jahre sind vergangen, jeder Tag ohne Bedeutung in wahnvollem Fluge. So lange habe ich schwere Askese geübt, um nun hier zu liegen, von Wollust betrogen.' Als solcherart der Eremit lange Seufzer ausstieß und von tiefer Reue durchdrungen trauerte, sah er die Schöne nahe bei ihm stehen mit demütig gefalteten Händen und bangendem Auge. Mit sanften Worten bat er sie zu gehen und suchte darauf die schneeigen Hügel im Norden auf.
Mit festem Entschluß gelobte er, die Macht dieser Liebe mit Füßen zu treten. Dann wanderte er weiter immer nordwärts zu den fernen Ufern der Kausiki und gab sein Leben wieder der Buße und schwer zu ertragenden Askese hin. Tausende Jahre vergingen und immer noch plagte er sich mit Schmerzen, welche so schrecklich und trüb waren, daß alle Götter vor Furcht erzitterten und sich mit allen himmlischen Heiligen in den Hallen des Paradieses zur eiligen Beratung versammelten. Ernennt Kusiks Sohn durch gerechten Entscheid zum mächtigen Heiligen.' berieten sie. Der allwissende Herr der Welten leihte diesem Beschluß sein Ohr. Und er sprach zu ihm, der so reich an langen Opfern war, mit süßen, angenehmen Worten: 'Heil dir, mächtiger Heiliger. Lieber Sohn, all Heil. Deine Leidenschaft gewinnt, deine Mühe hat sich gelohnt. Durch deine Gelübde und deinen durchdringenden Eifer hast du mich überzeugt. Ich verleihe dir diese hohe Stellung.'
Weder traurig noch völlig zufrieden erwiderte Vishvamitra dem Großen Herrn: 'Wenn du, oh Brahma, mir den unvergleichlichen Titel des heiligen Brahmanen zugestehst, als würdigen Lohn für viele heilige Mühe, dann werde ich mich als beruhigt und alle Sinne des Körpers als gut kontrolliert betrachten.' Da rief Brahma: 'Noch nicht, noch nicht: bemühe dich weiter, oh Asket.' Und verschwand. Vishvamitra erneuerte fest entschlossen seine Anstrengungen, die noch strenger und schrecklicher wurden. Ohne Ruhepause und mit erhobenen Armen preßte er nur einen Fuß auf den Boden. Mit Luft als seiner Nahrung stand der Eremit so still wie eine Säule aus Holz. Rings um ihn begannen in jenen Sommertagen fünf große Feuer zu lodern. In den Fluten des Regens ward kein Schirm außer den Wolken über ihm ausgebreitet, der sein Haupt überdachte. Tag und Nacht stand der Einsiedler im naßkalten Tau und lagerte im Strom. Und dann, nachdem tausend Jahren vorübergezogen waren, reiften die Mühen seiner schweren Buße.
Vishnu und die Götter sahen mit Grausen auf die Mühen des Asketen. Shakra, der Herr der Himmel, bekannte mit geplagter Brust seine Furcht. Und begann über einen Plan nachzugrübeln, der die Verdienste der mühseligen Anstrengungen des Einsiedlers zerstören sollte. Unterstützt vom Gott des Windes rief er Rambha, die Schöne, herbei und gab ihr Worte von Kummer und Wohl, um den Heiligen zu stoppen und den Gott zu heilen.