Pushpak Ramayana Buch 1Zurück WeiterNews

Canto 56 - Das Gelübde des Vishvamitra

Doch Vishvamitra rief, auf die Drohung des ruhmreichen Brahmanen hin: 'Steh, so steh doch.', während er eine furchtbare Waffe mit sicherer Hand abschoß. Darauf erhob Vasishta, wild vor Zorn und Erregung, seinen mächtigen Brahmanenstab, als wäre es die Schlinge des Schicksals selbst, und antwortete dem Vishvamitra: 'Bleib du stehen, du Krieger, und zeige, was Krieger eben können gegen einen brahmanischen Gegner. Oh Gadhis Sohn, deine Tage sind gezählt, dein Stolz gezähmt und dein Pfeil erkaltet. Wie kann eines Kriegers Stärke es wagen, sich mit der schrecklichen Kraft eines Brahmanen zu messen? Heute sollst du erfahren, du gemeiner Kämpfer, daß die von Gott gesandte Macht stärker ist als Stahl.' Er schwang seinen Brahmanenstab, traf den grausamen Pfeil, der vor ihm zischte, und die furchtbare Waffe fiel als stilles Flämmchen in die wogende Dünung. Da zog Gadhis Sohn voller Wut die Waffe des Gottes Varuna und die des Rudra auch, Indras schrecklichen Donner, der alles zerstört und die der Gott der Herden verwendet, das Menschliche, welches die himmlischen Sänger bewahren, den tödlichen Köder, den endlosen Schlaf, den Gähner und den Pfeil, der verzaubert, Jammer und Qual, alles schreckliche und furchtbare Waffen wie den Pfeil, der austrocknet, und den Blitz, der ungestillt fliegt, auch des Schicksals angstvolles Netz und Brahmas Schlinge, nebst denen, die auf Varunas Gebrauch warten: Die Pfeile, die der Träger des Bogens Pinaka liebt, die Zwillingsblitze, die wütend glühen, wenn sie aufleuchten und fliegen, die unstillbare Flüssigkeit und die Trockenheit, die Waffe der Rache, welche schnell tötet, den Pfeil des Kobolds und den Schnabel des Brachvogels, den Diskus des Schicksals und auch der Gerechtigkeit, Vishnus Waffen von unfehlbarem Flug, des Windgottes Pfeil, die Angst der Verwirrung und die Waffe, die Pferdekopf genannt wird. Seine grausamen Hände warfen zwei Speere, nebst der großen Keule, die Knochen zermalmt, den Pfeilen der Geister der Lüfte und der Waffe, welche das Schicksal frohlockend trägt, auch den Dreizack, der die Feinde schlachtet, und den Pfeil, der hängende Schädel sammelt.

All diese schrecklichen Waffen schleuderte Vishvamitra in dichten Schauern gegen den Heiligen mit aller Kraft. Es war wie ein grausames Wunder anzusehen. Doch als der unaufhörliche Strom auf den Weisen einstürzte, schluckte der Asket mit gottgesandter Kraft den ganzen Sturm einfach hinunter. Nach diesem Fehlschlag sandte Gadhis Sohn den Pfeil des Brahma und griff damit seinen Gegner an. Die verzagten Götter, mit Indra an ihrer Spitze, und die Nagas nebst Heiligen und Gandharvas waren voller Unruhe, als sie sahen, wie der König diese vernichtende Waffe zog. Und die drei Welten erzitterten vor Angst, während das Geschoß flog.

Doch der Heilige, mit der Kraft des Brahmanenstabes und durch göttliches Gesetz, verschlang den Pfeil. Die dreifache Welt konnte ihre angespannten Augen nicht von diesem schrecklichen Anblick lösen. Denn als er den Pfeil des Brahma verschluckte, sprangen Funken aus jedem Teil seines Körpers, und jede feinste Pore und jedes Härchen waren in einen Schleier von Rauch gehüllt. Der Stab, den er schwang, glühte so hell wie das Zepter des Herrn der Unterwelt oder wie das grelle Feuer des Schicksals, dessen Zorn die Welten vereinsamen wird. Die himmlischen Weisen, die der Anblick ganz verstört hatte, rühmten den Heiligen mit Hymnen und Lobreden: 'Deine Kraft, oh Weiser, ist niemals vergebens. Doch ziehe mit deiner Kraft deine Macht auch wieder zurück und erlaube in deinem Wohlwollen den Welten, sich von dieser Unruhe zu erholen. Denn Vishvamitra, der starke und furchtbare, ist von dir zutiefst erschüttert worden.' So angesprochen ward der Heilige besänftigt und sein Zorn verrauchte. Der König, besiegt und beschämt, erklärte mit einer ganzen Reihe von tiefen Seufzern: 'Weh, die Kraft des Kriegers ist armselig und schwach. Nur die Kräfte der Brahmanen sind wahrhaft mächtig. Dieser Stab, den der Brahmane hielt, unterdrückte die Raserei meiner Waffen ganz und gar. Diese Wahrheit hat sich tief in meine Brust eingegraben. Mit kontrollierten Sinnen und ruhiger Brust werde ich meine schwerste Aufgabe beginnen: Ich will die Brahmanenschaft erlangen.'


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