Pushpak Ramayana Buch 1Zurück WeiterNews

Canto 43 - Bhagirath

Nachdem sich Sagar nun vor seinem Schicksal verbeugt hatte, waren Adel und Volk mit Herz und Verstand dafür, daß Prinz Ansuman den Thron beerben sollte. Er regierte untadelig, der mächtige König, und bekam einen gerechten Sohn, Dilipa mit Namen. Ihm, seinem Kind und würdigen Nachfolger, vermachte er das Königreich, trat zurück und begab sich in des Himalaya angenehme Nähe, um dort strenge Buße zu tun. Strahlend wie ein Gott in klarem Ruhm wollte er die reine Ganga herabbringen. In dieser fruchtlosen Hoffnung und Absicht verbrachte er zweimal sechzehntausend Jahre in der Einsiedelei, bis schließlich die Glückseligkeit des Himmels seine Mühen vergalt.

Sobald Dilipa, der Gute und Große, vom Schicksal seiner Ahnen erfahren hatte, verbeugte er sich in Kummer und überlegte lang mit sorgenvollen Gedanken, ohne eine Heilung zu finden. 'Wie kann ich nur die himmlische Flut dazu bringen, die Asche meiner Ahnen zu reinigen?', so seufzte der Klagende. 'Wie kann ich ihnen Frieden bringen und ihren Geist mit der zu opfernden Welle retten?' Lange ward seine Brust mit diesem Gedanken in heiliger Disziplin erfüllt. Dann ward ihm ein Sohn geboren, Bhagirath genannt, der alle an Tugend überflügelte. Dilipa führte viele Opferriten durch und regierte dreißigtausend Jahre. Aber als der König keine Hoffnung sah, seine Ahnen von ihrem Leid zu erlösen, versuchte diesen Herrn der Menschen Krankheit, und er gehorchte den Regeln des Schicksals und starb. Das Königreich überließ er seinem Sohn und gewann für sich den Himmel, den ihm seine Taten errungen hatten.

Der gute Bhagirath, der königliche Heilige, hatte keinen Sohn, der ihn im Alter erfreute. Ihn, der groß in Herrlichkeit und rein im Geiste war, verlangte es nach Kindern, aber noch waren sie ihm nicht vergönnt. Dann, in einem Wunsch, einem absichtsvollen Gedanken, plante er die Herabkunft des himmlischen Stromes, überließ seinen Ministern die Sorgen und Lasten des Staates und lebte in Gokarna in langer Askese. Mit kontrollierten Sinnen hob er die Arme gen Himmel, während um und über ihm fünf Feuer loderten (vier Feuer und die Sonne). In jedem anstrengenden Monat unterbrach der Eremit nur einmal sein schweres Fasten. In der Kälte des Winters war der Bach sein Bett, und im Regen beschirmten nur die Wolken sein Haupt. Tausende von Jahren erduldete er so, bis er sich die Gunst Brahmas gesichert hatte. Der hohe Herr aller lebenden Wesen schaute freundlich auf seine Leiden. Mit dem Göttergefolge an seiner Seite näherte er sich dem König, der weiter in seiner ernsten Aufgabe verharrte. 'Gesegneter Monarch einer glorreichen Rasse, deine inbrünstigen Riten haben mein Wohlwollen errungen. Gut hast du deine furchtbare Askese gemeistert, tue nun deinen Wunsch kund, oh Einsiedler.' Bhagirath, reich an herrlichem Licht, der Held mit der großen Macht, erwiderte dem Herrn von Erde und Himmel mit gefalteten Händen: 'Wenn du großer Gott geruhst, mir einen Gefallen zu tun und meine lange Buße nun Früchte tragen soll, dann laß Sagars Söhne das Opfer von mir erhalten, das sie so lange entbehren mußten. Laß Ganga mit ihren heiligen Wellen die Asche der Helden reinigend benetzen, so daß meine Ahnen zu himmlischer Glückseligkeit aufsteigen, die niemals enden soll. Und gib mir, ich bitte dich, oh Gott, einen Sohn, damit mein Geschlecht nicht ende. Herr der Welten, sei dies deine Gunst, die du dem Geschlecht der Ikshvakus angedeihen läßt.'

Nachdem der König solcherart gebetet hatte, antwortete ihm Brahma mit lieblichen und freundlichen Worten: 'Hoch sind deine Gedanken, hoch deine Wünsche, Bhagirath aus hohem Hause! Das Geschlecht der Ikshvakus wird durch dich gesegnet und wie du bittest, so soll es sein. Ganga, deren Wasser im Himmel strömen, ist die Tochter des Herrn des Schnees. Gewinne dir Shivas Hilfe, die Herabkunft der Fluten zu mildern, denn die Erde allein wird niemals die reißenden Fluten ertragen, die aus den höheren Regionen hinabstürzen. Und niemand kann ihr Gewicht ertragen außer ihm, der Gottheit mit dem Dreizack.'

So sprach der höchste Herr und kehrte mit all den Göttern und Maruts (Windgötter) zum Himmel jenseits des Firmaments zurück.


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