Pushpak Ramayana Buch 1Zurück WeiterNews

Canto 25 - Die Einsiedelei der Liebe

Sobald das Morgenlicht herandämmerte erhob sich der mächtige Eremit und sprach zum jugendlichen Rama, der auf seinem Lager aus Blättern lag: "Hoher Ruhm ist denen, die dich Sohn nennen; erhebe dich, es ist Tagesanbruch, steh auf, du Großer, und laß uns die morgendlichen Riten durchführen." Auf Anweisung des großen Weisen sprang das Prinzenpaar auf, um das rituelle Bad und die heiligen Gebete vorzunehmen. Als sie ihre morgendlichen Aufgaben beendet hatten, traten sie zu Vishvamitra, um ihm Ehrerbietung zu zollen. Alsdann begaben sie sich auf den Weg entlang des schönen Ufers der Sarju zu dem heiligen Ort, an dem sich ihre Wasser mit denen der dreiarmigen Ganga mischen(1). Dort war eine geheiligte Einsiedelei, wo Asketen mit frommem Geist ihr Leben für viele, viele Lebensalter der Buße gewidmet hatten. Als die Prinzen die reine Wohnstatt erblickten, da riefen sie dem Heiligen mit ungezügeltem Entzücken freudig zu: "Wessen ist die Einsiedelei, die wir dort erblicken? Wer lebt hier? Wir sind voller Verlangen, dies zu erfahren, oh Heiliger, sag uns die Wahrheit." Lächelnd antwortete der Einsiedler den beiden: "Höre Rama, wer vor langer, langer Zeit diesen stillen Zufluchtsort erfüllte. Kandarpa offenbarte sich einst, von den Weisen wurde er Kama (Gott der Liebe) genannt. Er wagte es, den mit Uma neuvermählten Gatten anzugreifen (Shiva), um sich dessen Gottheit zu gewinnen. Mit harter Askese und fest entschlossenen Gelübden, so wird es erzählt, erhob er seine kühne Hand voreilig gegen den Gott, obwohl Shiva rief: 'Hinfort!'. Aber der verächtliche Blick des Gottes kam schrecklich über ihn, löste seine so angenehme Form auf und verbrannte jedes Glied. Da der fürchterliche Zorn des großen Gottes seinen Körper zerstört hatte, wurde Kama in allen Zeitaltern Ananga genannt (der Körperlose). Und dort, wo seine liebliche Gestalt sich auflöste, nennt man das Land Anga, wo diese uralten Schatten geheiligt und die Einsiedler unbefleckt sind. Hier leben die in den Schriften bewanderten Alten mit gezügelten Sinnen, und viele Buße-Rituale haben alle Sünden von jeder Seele gewaschen. Wir werden hier eine Nacht verbringen, du lieber Junge, an jeder Seite einen reinen Strom. Und das Morgenlicht wird unsere Schritte an das andere Ufer lenken. Laßt uns hier baden und unbefleckt das reine Wäldchen betreten, welches den Kama heiligt, und die Nacht dort behaglich verbringen."

Die heiligen Männer bemerkten mit von Buße weitreichendem Blick ihr Kommen und mit großer Freude füllte sich jede heilige Brust. Sie boten dem Sohn des Kusik die Willkommensgabe, die geehrte Gäste grüßen sollte, nebst Wasser zum Waschen der Füße und große Ehren an. Auch Rama und Lakshmana bekamen ihren angemessenen Anteil. Die Gäste blieben in liebliches Gespräch vertieft und entzückten jeden Zuhörer. Und als die abendlichen Gebete mit stillen und tiefen Stimmen gesprochen waren, da bettete ein jeder sein Haupt auf den Boden und schlief bis zur Morgendämmerung.



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(1) ein Flußarm im Himmel, einer auf und einer unter der Erde