Pushpak Prem SagarZurück WeiterNews

89.1 – Bhrigu erfüllt einen Auftrag

Sri Shukadeva Ji sagte: − Oh großer König! An einem Tag im Hochsommer saßen all die Weisen und Heiligen an den Ufern der Saraswati und gaben sich frommen Entsagungen hin. Während sie religiöse Opferungen darbrachten, bat einer von ihnen all die anderen, ihm zu verraten, welche der drei Devas Brahma, Vishnu, oder Shiva, die Höchste Gottheit sei. Einer von ihnen sagte Shiva, ein anderer Vishnu, und ein dritter sagte Brahma; aber sie waren nicht in der Lage sich zu einigen, und einen der drei Devas als den Höchsten Herrn zu bestimmen. Schließlich schlugen mehrere der Heiligen und Weisen vor: „Wir werden nicht mit diesen oder jenen Meinungen zufrieden sein, doch wenn jemand von uns hingeht, um die drei Devas auf die Probe zu stellen und so herausfindet, welche von ihnen Tugend, Religion und Gerechtigkeit in Person ist, dann werden wir glauben, was uns berichtet wird.“

All die Anwesenden stimmten diesem Vorschlag zu, und sie bestimmten Bhrigu, den Sohn Brahmas, er solle die drei Devas auf die Probe stellen und hinterher darüber berichten. Nachdem Bhrigu der Weise diese Anweisungen erhalten hatte, reiste er zuerst in die Welt Brahmas und setzte sich dort am Rande des Weges zu Brahmas Palast auf eine Parkbank und schwieg, ohne irgend jemanden der vorbeigehenden Palastbewohner zu begrüßen. Er betrachtete den schönen Garten, die grünen Wiesen, die farbigen Blumen und die großen Bäume, schenkte aber niemandem von denen, die ihm begegneten, seine Aufmerksamkeit, und er brachte auch niemandem seine Ehrerbietungen dar.

Oh Raja! Als Brahma von dieser Ungehörigkeit im Benehmen seines Sohnes hörte, wurde er sehr ärgerlich und war kurz davor, ihn mit einem Fluch zu bestrafen; doch durch ein Gefühl natürlicher Zuneigung zu seinem Sohn sah er davon ab. Nachdem Bhrigu gesehen hatte, wie Brahma durch seine Leidenschaft erzürnt worden war, stand er auf, und ohne ein weiteres Wort machte er sich auf den Weg zum Kailasa-Gebirge, der Residenz Shivas und seiner Gemahlin Parvati.

Shiva Ji erhob sich, als er Bhrigu sah, und er freute sich sehr, seinen Bruder zu sehen, doch als er seine Arme ausstreckte um ihn zu umarmen, trat Bhrigu zur Seite; schüttelte sich und sagte: „Du hast dich mit viel zuviel Asche beschmiert!“ Danach setzte er sich auf den Boden und starrte Shiva vorwurfsvoll an. Shiva wurde durch diese Ungehörigkeit sehr zornig; er griff auf der Stelle nach seinem Dreizack, um Bhrigu zu töten. – Zum Glück erkannte Parvati Ji sofort, was vor sich ging; sie fiel ihrem Gemahl in die Arme und redete auf ihn ein: „Dies ist Dein jüngerer Bruder, sei so gut und verzeih’ ihm seinen Fehler! Es heißt doch, wenn ein Kind einen Fehler macht, wird sich ein Heiliger nichts dabei denken!“

Oh großer König! Nachdem Parvati Ji auf diese Weise den Zorn Shivas abgekühlt hatte, stand Bhrigu auf und ging. Er hatte gesehen, dass Shiva anscheinend in der Eigenschaft der Dunkelheit und Unwissenheit gefangen war. − Als nächstes besuchte er die Insel Shvetadvipa, auf der Sri Vishnu mit seiner Gemahlin Lakshmi ewig residiert. Zielstrebig eilte Bhrigu der Weise auf einer breiten und wunderschön mit blühenden Bäumen geschmückten Allee dem Palast Bhagavans entgegen. Ungesehen kam er an den Torhütern vorbei und betrat das prachtvolle Gebäude. In einem der wunderschön eingerichteten Gemächer lagen Vishnu und Lakshmi schlafend auf einer goldenen Bettstadt, umgeben von bunten Blumen und kostbaren Vorhängen aus weißer Seide, umrandet von glitzernden Juwelen.

Bhrigu erinnerte sich an seinen Auftrag und gab dem schlafenden Vishnu einen kräftigen Tritt auf die Brust, so dass dieser erschrocken aus dem Schlaf hochfuhr. Als er Bhrigu erkannte, begann er jedoch zu lächeln und begrüßte Bhrigu auf die Art und Weise, wie Brahmanen begrüßt werden sollten. Vishnu erklärte: „Oh Größter der Weisen! Oh Brahmana! Bitte sei so gut und entschuldige meinen Fehler; ich habe unbeabsichtigt deine Lotus-gleichen Füße mit meiner harten Brust berührt; bitte sei so gut und denke nicht mehr an dieses mein Vergehen.“

Nachdem Sri Vishnu, der Herr, auf diese Weise gesprochen hatte, war Bhrigu Ji sehr erleichtert und erfreut; er wollte sich schon verabschieden, doch Vishnu hielt ihn auf, indem er erklärte: „Oh großer Weiser, erlaube mir, deine Füße zu massieren, die so sanft wie die Lotusblumen sind; während die Haut auf meiner Brust so hart wie Stein ist; auf diese Weise werde ich deine Schmerzen lindern.“ Und Sri Vishnu begann, die Füße des Weisen zu massieren, so, als ob es die größte Selbstverständlichkeit wäre.

Nachdem Bhrigu sich von Sri Vishnu und Lakshmi Ji, dem Herrn und seiner Gefährtin, mit einer aufrichtigen Ehrerbietung verabschiedet hatte, reiste er zurück zu den Ufern der Sarasvati, wo all die Heiligen und Weisen, die er vor kurzer Zeit zurückgelassen hatte, auf ihn warteten.

Nach seiner Ankunft dort erzählte Bhrigu Ji seine Erlebnisse ganz genau so, wie sie sich bei seinen Besuchen bei den drei Devas zugetragen hatten. „Brahma hängt an seiner Eigenschaft der Leidenschaft, Shiva ist von der Eigenschaft der Unwissenheit durchdrungen, aber Sri Vishnu ist das Haupt aller Tugendhaften, keine andere Gottheit ist größer als Er.“

Die Zweifel aller anwesenden Weisen und Heiligen verschwanden, als sie Bhrigu dies erzählen hörten. Sie freuten sich sehr und ließen einen lang anhaltenden Applaus für Sri Vishnu hören. In ihren Herzen festigte sich ein neues Vertrauen zu Sri Vishnu, welches unerschütterlich war und niemals enden wird.


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