Pushpak Prem SagarZurück WeiterNews

47 – Uddhava, Krishnas Botschafter

Sri Shukadeva Ji sagte: − Oh Herr der Erde! Ich gebe dir jetzt einen Bericht darüber, wie Sri Krishna Chandra die Bewohner in Vrindavana zu Verstand brachte; höre bitte aufmerksam zu. Eines Tages sagte Hari zu Balarama Ji: „Bruder! All die Einwohner von Vrindavana sind sicherlich sehr traurig, wenn sie an mich denken, denn die Zeit, zu der ich versprochen hatte zurückzukehren, ist längst verstrichen. Deswegen sollten wir jemanden schicken, der sie über meine Abwesenheit hinwegtröstet.“

Nachdem er seinem Bruder das erzählt hatte, schickte er nach Uddhava und sagte: „Uddhava! Du bist einer meiner besten Freunde! Du bist weise und intelligent, und energisch, deswegen möchte ich dich nach Vrindavana schicken, um Nanda und Yashoda zu trösten, und auch die Kuhhirtinnen. Bitte überbringe ihnen eine Botschaft von mir, und anschließend bringe Mutter Rohini mit hierher.“

Uddhava war sofort bereit, dieser Bitte zu entsprechen. Sri Krishna Chandra sagte: „Zuerst benachrichtige Nanda und Yashoda, und heitere ihre Stimmung auf, rate ihnen, den Kummer aufzugeben und meine Rückkehr als gesichert anzusehen; und sie sollten mich nicht als ihren Sohn betrachten, sondern als ihre Gottheit verehren. Hinterher erkläre den Kuhhirtinnen, die mir zuliebe ihre Bindungen an die Welt und die Veden aufgegeben haben, und Tag und Nacht über meine Taten sprechen, und die bereit sind zu sterben, wenn ich ihren Erwartungen zurückzukehren nicht entspreche, dass sie mich nicht länger als ihren Herrn betrachten sollen, sondern als Bhagavan; und sie sollen die Angst beiseite lassen, die sie durch die Trennung von mir haben.“

Oh großer König! Als sie Uddhava diese Anweisungen gegeben hatten, schrieben die zwei Brüder einen Brief, in dem sie Nanda, Yashoda, den Kuhhirten und Kuhhirtinnen und ihren Kindern ihre Achtung und ihre Grüße, und in einer geeigneten Form ihre Segnungen ausrichteten. Sie gaben den Frauen von Vraja den Rat, Entsagungen auszuführen. Dann gaben sie Uddhava den Brief mit dem Auftrag, ihn vorzulesen, und sobald er alle notwendigen Erklärungen abgegeben hätte, solle er schnell wieder nach Hause kommen. – Nachdem Krishna ihm diese Botschaft übergeben hatte, gab er Uddhava Kleider, die genauso aussahen wie seine eigenen; dazu gab er ihm seine eigenen Juwelen und die Krone, und er holte für ihn seinen eigenen Wagen herbei. So ließ er Uddhava nach Vrindavana abfahren.

Uddhava kam auf seiner Fahrt gut voran und erreichte Vrindavana in kurzer Zeit. Als er dort ankam, hörte er die Melodien der Singvögel, die in dem dichtbelaubten Wald saßen; er sah viele Kühe in allen Farben, die wie Wolken über die Wiesen verstreut lagen; und er sah die Kuhhirtinnen und Kuhhirten mit ihren Kindern, die Loblieder für Sri Krishna sangen.

Er war sehr erfreut über die Schönheit dieses Anblicks und erwies dieser Landschaft, in der Krishna die Taten seiner Jugend vollbracht hatte, seine Ehrerbietung. Danach kam Uddhava zu der Grenze des Dorfes, wo jemand schon aus der Ferne Krishnas Wagen erkannte und kam, um ihn nach seinem Namen zu fragen. Der Junge ging anschließend sofort zu Nanda, der gerade in einer Versammlung der Kuhhirten saß, und berichtete: „Raja! Ein Reisender mit Namen Uddhava ist aus Mathura hierher gekommen. Er sieht genauso aus wie Sri Krishna und fährt auch seinen Wagen.“ – Als Nanda das hörte, kam er, um Uddhava zu begrüßen. Er betrachtete ihn als einen Gefährten von Balarama und Krishna und umarmte ihn mit der größten Zuneigung. Dann erkundigte er sich höflich nach seiner Gesundheit und nach seinem Wohlergehen, und begleitete ihn mit großer Würde und Respekt in sein Haus. Dort ließ er ihm die Füße waschen, dann bot er ihm einen Sitz an, sodass Uddhava anschließend verschiedene Delikatessen probieren konnte. Als Uddhava seine Begrüßungs-Mahlzeit beendete, hatte Nanda bereits eine elegante Couch für ihn vorbereitet, deren Kissen wie der weiße Schaum des Meeres leuchteten, in die sich Uddhava nach einem Nachtisch sehr behaglich hineinfallen ließ, um alle Strapazen seiner Reise zu vergessen.

Nach einiger Zeit wachte Uddhava wieder auf. Nanda, der Anführer der Kuhhirten, kam, setzte sich zu ihm, und erkundigte sich nach seinem Sohn Krishna, und auch nach seinem guten Freund Vasudeva und seiner Familie. Er wollte auch wissen, ob die große Zuneigung und die Familienbande immer noch bestünden. – Nanda fügte hinzu: „Gib mir bitte Nachrichten von meinem Sohn, mit dem du dauernd Umgang hast. Denkt er manchmal an mich, der ich durch seine Abwesenheit so betrübt bin? Er hat uns allen versprochen, zurückzukommen, aber die Zeit für seine angekündigte Rückkehr ist längst vorbei. Yashoda ist ständig damit beschäftigt, zu quirlen und Butter für Krishna herzustellen, die sie für ihn an einen besonderen Platz stellt. Denkt Krishna jemals an sie, und an die Frauen von Vraja, die mit großer Zuneigung an ihn denken?“

Als er mit seiner Erzählung soweit gekommen war, sagte Sri Shukadeva Ji zu dem Raja Parikshit: − Oh Herr der Erde! Auf diese Art und Weise erkundigte sich Nanda Raja nach Sri Krishna Chandra Ji und erinnerte sich an dessen frühere Taten, weil er mit sehr großer Zuneigung für Krishna durchdrungen war. Er fragte: „Krishna hat Kansa und andere starke Männer getötet, warum sollte er uns nun vergessen haben?“ Dann begann er zu schweigen und über Krishna zu meditieren.

In der Zwischenzeit kam die Rani Yashoda zu Uddhava. Sie war sehr aufgeregt, und als sie ihn sah, verlor sie beinahe ihre Sinne und ihren Verstand. Sie weinte bitterlich und begann, sich ebenfalls nach Balarama und Krishna zu erkundigen; sie sagte: „Sag’ mir Uddhava! Wie hat Hari die lange Zeit ohne uns verbracht, welche Botschaft hat er für uns, und wann wird er zu uns zurückkommen?“

Uddhava begann, den Brief vorzulesen, den Sri Krishna und Balarama an Nanda und Yashoda geschrieben hatten, las ihn vor und sagte dann: „Wer kann die Größe von denen beschreiben, in deren Haus Bhagavan geboren worden war, und die er durch seine kindlichen Spiele glücklich machte? Ihr seid sehr vom Glück begünstigt! Denn wie könnte der unsterbliche Krishna, der Gott von Shiva und Brahma, der weder Mutter oder Vater, noch Geschwister oder Angehörige hat; den ihr als euren Sohn betrachtet und an den ihr ständig denkt, und über den ihr meditiert, wie könnte der von euch getrennt sein? Krishna ist immer bei denen, die ihn lieben. Nachdem er um der Menschen willen eine menschliche Gestalt annahm, hat er weder Freunde noch Feinde, weder von hohem noch von niedrigem Stand. Jeder, der Krishna Gebete darbringt und ihn verehrt, wird bei ihm sein und sein Anhänger werden. Genauso wie die große schwarze Hummel ein anderes Insekt fortschleppt, dieses in die eigene Form bringt und in eine Lotosblume einsperrt, aus der es nicht entkommen und wegfliegen kann, obwohl andere Bienen über ihm die ganze Nacht herumsummen, genauso bildet Krishna seine Anhänger nach seinem eigenen Modell, und verlässt dabei niemals die, die ihn lieben und über ihn meditieren.“ Uddhava fügte hinzu: „Betrachtet Krishna nicht länger als euren Sohn, sondern verehrt ihn als die Gottheit. Krishna, der Herr, der die Geheimnisse der Herzen kennt und seinen Verehrern hilft, wird erscheinen und zu euch kommen, um all eure Wünsche zu erfüllen; also seid vollkommen unbesorgt.“

Oh großer König! Mit Gesprächen dieser Art verging die ganze Nacht. Eine Stunde vor Sonnenaufgang sagte Uddhava Ji zu Nanda: „Raja! Bald ist es Zeit, aufzustehen und die Kühe zu melken. Mit deiner Erlaubnis möchte ich nun gehen und in der Yamuna ein Bad nehmen.“ Nanda, der Anführer der Kuhhirten, gab seine Zustimmung. Er selbst blieb jedoch sitzen und dachte über alles nach, was in dieser Nacht besprochen worden war.

Uddhava fuhr mit seinem Wagen zum Ufer der Yamuna. Als er seine Kleider abgelegt hatte, platzierte Staub auf seinem Kopf, faltete seine Hände, stimmte ein Loblied auf die Yamuna an, nahm mit seiner Handfläche einen Schluck Wasser, und ging in den Fluss. Nachdem er gebadet und seine Meditationen, Verehrungen und Trankopfer beendet hatte, begann er zu beten und dabei Holzperlen zu zählen.

Zur gleichen Zeit standen die Frauen in Vraja auf und reinigten ihre Häuser mit Lehm und Kuhdung. Sie verbrannten Parfüm, zündeten Lampen an, und begannen zu buttern. Der Klang, der dadurch entstand, hörte sich wie Donner an und mischte sich mit dem Klingeln ihrer Fußglöckchen. Nachdem sie den Joghurt zu Butter gequirlt hatten, beendeten die wunderschönen Frauen von Vraja ihre Hausarbeit. Sie platzierten Tontöpfe auf ihren Köpfen und gingen zusammen los, um Wasser zu holen.

Oh großer König! Die Kuhhirtinnen wurden durch ihre Trennungsgefühle von Krishna sehr abgelenkt, und da sie so tief von ihrer Liebe zu ihm durchdrungen waren, und seine vielen ausgezeichneten Eigenschaften mit Liedern besangen, begannen sie über ihn zu meditieren, während sie auf ihrem Weg gingen, und sie erinnerten sich an seine Taten. Eine von ihnen sagte: „Ich habe Krishna gesehen –“, und eine andere sagte: „– wie er fortrannte und sich versteckte. Er hat mich von hinten am Arm festgehalten; jetzt steht Hari im Schatten unter einem Feigenbaum.“ Eine andere bemerkte: „Ich sah ihn, wie er eine Kuh melkte“, wieder eine andere sagte: „Ich sah ihn schon sehr früh am Morgen −“, eine weitere meinte: „− während er eine Kuhherde hütete.“ Eine Kuhhirtin sagte: „Hört mal! Er spielt auf der Flöte. Wir gehen nicht diesen Weg entlang, sonst will Krishna Geschenke haben, wenn er uns sieht. Er wird unsere Wassertöpfe zertrümmern und die Knoten aufbinden, mit denen wir sie tragen, und uns mit seinen vielen Blicken die Sinne rauben. Er hat sich irgendwo versteckt und wird hinter uns herrennen; wohin sollen wir dann flüchten?“

Die Frauen von Vraja gingen so ihres Weges und sprachen auf diese Weise miteinander. Ihre Gemüter waren sehr aufgeregt durch ihre Trennung von Krishna.


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