Sri Shukadeva Ji sagte: − Raja! Zu der Zeit, als Sri Krishna Chandra geboren werden sollte, entstand solch eine Freude in den Gemütern aller Menschen, dass jeglicher Kummer vergessen wurde. Durch dieses Vergnügen begannen die grünen Wälder und Wäldchen Blumen und Früchte hervor zu bringen; die Flüsse, Bäche und Teiche füllten sich mit Wasser, Vögel aller Art flogen und hüpften umher, in allen Städten, Dörfern, Häusern gab es Jubel, Brahmanas brachten Opfer dar; die Wächter der zehn Himmelrichtungen waren entzückt, Wolken zogen über Vrajabhumi, die Devas in ihren Wagen ließen Blumen vom Himmel regnen; die himmlischen Tänzer, Musiker, und Kapellen schlugen Trommeln und spielten ihre Flöten und begannen, Lobeshymnen zu singen; und Urvashi und all ihre himmlischen Hofdamen tanzten. Unter all diesen Umständen wurde am achten Tag des dunklen Teils des Monats Bhadon, im Sternzeichen Rohini, an einem Mittwoch um Mitternacht, Sri Krishna Chandra Ji geboren.
In vollkommener Gestalt, mit der Hautfarbe einer dunklen Regenwolke, und einem Gesicht wie der Mond, lotusäugig, in einem gelben Umhang, mit einem Diadem auf dem Kopf, geschmückt mit einer Halskette aus Juwelen, die aus den fünf Elementen der Natur bestanden, und Verzierungen, die mit noch mehr Juwelen besetzt waren; in einer Gestalt mit vier Armen, in den Händen eine Muschel, ein Rad, eine Keule und eine Lotosblume: so erschien Krishna vor Vasudeva und Devaki. Als sie ihn sahen, waren sie sehr verwundert und bildeten sich ein, der Tod würde sie überwältigen; dann falteten sie ihre Hände und sagten voller Demut: „Wie groß ist unser Glück, dass Du Dich uns zeigst, und uns von Geburt und Tod erlöst hast.“
Als sie so gesprochen hatten, erzählten sie ihm ihren ersten Teil der Geschichte, wie Kansa sie gequält hatte; dazu sagte Sri Krishna Chandra: „Hört nun damit auf, ängstlich zu sein, denn ich bin auf die Erde hinabgestiegen, um euren Kummer zu zerstreuen, aber jetzt bringt mich nach Gokula; soeben hat Yashoda dort eine Tochter bekommen, die nehmt und gebt sie Kansa; hört zu, ich erkläre euch, warum ich wieder gehe. Nanda und Yashoda haben religiöse Entsagungen ausgeführt, sie richteten ihre Zuneigung auf mich und wünschen sich, ein glückliches Kind zu sehen: deswegen werde ich gehen und einige Tage bei ihnen bleiben. Danach, und nachdem ich Kansa getötet haben werde, komme ich zu euch zurück – behaltet eure Zuversicht.“
Nachdem er Vasudeva und Devaki diese Erklärung gegeben hatte, verwandelte sich Sri Krishna in einen Säugling, der zu weinen begann, und löste so die Vorstellung auf, die er gerade gegeben hatte. – Dabei vergaßen Vasudeva und Devaki, was sie soeben erfahren hatten und dachten, das Baby wäre ihr eigener Sohn. Während sie dies dachten und im Geiste ein Gelübde abgelegt hatten, zehntausend Kühe darzubringen, nahmen sie das Kind in die Arme und liebkosten es. Sie schauten in sein Gesicht, dabei seufzten beide schwer und sagten zueinander: „Lass’ uns einen Weg finden, dieses Kind zu retten, auf dass es nicht diesem sündigen Kansa in die Hände fallen möge.“ Vasudeva sagte: „Ohne Brahmas Hilfe ist dazu niemand in der Lage; was auch immer in der Vorsehung geschrieben steht, wird geschehen.“ – Da faltete Devaki ihre Hände und sagte: „Dein Freund Nanda lebt in Gokula; Yashoda wird unser Problem lösen, und dann lebt dort Rohini, deine Frau – bringe du das Kind dorthin.“ Als er das hörte, wurde Vasudeva unruhig und fragte: „Wie soll ich diese starken Fesseln loswerden?“ In diesem Augenblick lösten sich ihre Handschellen, und die Ketten an ihren Beinen fielen zur Seite; die Türen an allen vier Seiten das Hauses flogen auf; die Wächter hatten ihre Posten verlassen und waren fest eingeschlafen.
Vasudeva legte Krishna in ein Körbchen, setzte dieses auf seinen Kopf und machte sich sofort auf den Weg nach Gokula. – Über ihm schütteten die Götter den Regen herab, hinter ihm brüllten Löwen. Vasudeva wurde nervös, als er vor sich den breiten Strom der Yamuna erblickte.
Dann stand Vasudeva am Flussufer und überlegte: „Hinter mir brüllen die Löwen, vor mir fließt die tiefgründige Yamuna; was soll ich denn jetzt nur tun?“ Als er das sagte, richtete er seine Gedanken fest auf Bhagavan, und er ging in das Wasser der Yamuna, und der Fluss wurde immer tiefer, je weiter er ging. Als ihm das Wasser um die Nase spülte, erschrak er sehr.
Sri Krishna bemerkte, wie unruhig Vasudeva wurde, deswegen streckte er einen Fuß aus und äußerte den mystischen Ton „Om“, und weil er seinen Fuß ausgestreckt hatte, konnte Vasudeva die Yamuna auf einmal leicht durchqueren. Nachdem er den Fluss durchquert hatte, kam er zu Nandas Haus. Er fand die Türen offen, ging hinein und sah alle Bewohner schlafend. Maya-Devi hatte sie so mit ihrem Schleier bedeckt, dass Yashoda nicht wusste, dass sie ein kleines Mädchen bekommen hatte. Vasudeva legte den schlafenden Krishna an Yashodas Seite, nahm die kleine Tochter mit und begab sich eiligst auf den Heimweg. Wieder überquerte er den Fluss und kam dorthin, wo Devaki gespannt auf ihn wartete. Er gab ihr das kleine Mädchen und erzählte ihr alles, was er auf seinem Ausflug erlebt hatte. Als sie seinen Bericht hörte, war Devaki vor Freude ganz begeistert und rief: „Oh lieber Mann! Jetzt haben wir keine Sorgen mehr, selbst wenn Kansa uns totschlägt, unser Sohn ist seinen Händen entkommen.“
Nachdem er die Geschichte soweit erzählt hatte, sagte Sri Shukadeva Ji zu dem Raja Parikshit: − Raja! Als Vasudeva den weiblichen Säugling gebracht hatte, schlossen sich die Türen ihres Gefängnisses und waren wie zuvor, und beiden legten sich die Ketten und Handschellen wieder an – das kleine Mädchen begann zu weinen. Weil sie dieses Geräusch, das Weinen hörten, erwachten die Wärter, griffen nach ihren Waffen, und wieder auf dem Posten, feuerten sie ihre Musketen. Und als sie dies hörten, begannen die Elefanten zu trompeten, die Löwen brüllten, und die Hunde bellten.
Zu dieser Zeit, mitten in der Dunkelheit der Nacht, bei strömendem Regen, kam ein Wächter zu Kansa, und nachdem er die Hände gefaltet hatte, sagte er: „Oh großer König! Dein Feind wurde geboren.“ Während er das hörte, fiel Kansa bewusstlos um.