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1.6 – Kansas Tyrannei und die Geburt der Yadus

Es wird gesagt, wenn in einer Familie ein entarteter Sohn geboren wird, dann verschwinden der gute Name und das Ansehen. Als Kansa acht Jahre alt war, unternahm er einen Angriff auf das Land Magadha. Der König dieses Landes, Raja Jarasandha, war sehr mächtig; Kansa war ihm jedoch überlegen. Jarasandha anerkannte Kansas Stärke und behandelte ihn mit großem Respekt als einen Überlegenen, und er gab ihm zwei seiner Töchter zur Heirat, die Kansa mit zurück nach Mathura brachte; dort begann er, seine Feindschaft mit Ugrasena zu verstärken. Eines Tages bekam er einen Wutanfall und sagte zu seinem Vater: „Hör’ auf damit, den Namen Rama anzurufen, und richte auch deine heimlichen Gebete an Mahadeva (Shiva).“

Der Vater erwiderte: „Rama ist mein Gott, und der Zerstörer meines Kummers, wenn ich ihn nicht verehre, wie soll ich als sündvoller Mensch das Meer dieser Welt überqueren?“ – Als Kansa das hörte, wurde er zornig, und nachdem er seinen Vater eingesperrt hatte, übernahm er die vollständige Kontrolle über dessen Regierung. Sodann ließ er in der Stadt eine Verlautbarung veröffentlichen, dass niemand mehr dem Gott Rama Opfergaben oder Geschenke darbringen oder Gebete an ihn richten dürfte; auch solle sein Namen nicht mehr angerufen werden. Schließlich herrschte solch eine Tyrannei, dass die Kühe, die Brahmanas und die Verehrer Vishnus darunter sehr zu leiden hatten; und die Erde ging fast zugrunde an dieser übermäßigen Last. Nachdem Kansa die Regierungsgewalt aller anderen Rajas an sich gerissen hatte, traf er eines Tages Vorbereitungen, um auch noch den Raja Indra(1) anzugreifen. Bei dieser Gelegenheit sagte einer seiner Minister zu ihm: „Oh großer König! Das Reich von Indra kann nicht ohne Gebete und Hingabe erreicht werden; seien Sie nicht stolz aufgrund Ihrer Stärke – bedenken Sie, dass Ravana und Kumbhakarna durch ihren Stolz so zerstört wurden, dass von ihren Familien heute niemand mehr da ist.“

Nachdem er die Geschichte soweit erzählt hatte, sagte Shukadeva Ji zu dem Raja Parikshit: − Oh Raja! Als diese übergroße Tyrannei auf der Erde stattfand, nahm sie (die Erde) die Gestalt einer Kuh an, und trabte muhend in das Land der Götter – und als sie so in Indras Hof ankam, beugte sie ihren Kopf und erzählte von all ihren Schwierigkeiten: − „Oh großer König! Böse Geister haben angefangen, in der Welt große Verbrechen zu begehen, aus Furcht davor sind Religion und Gerechtigkeit verschwunden. – Sobald ich Ihre Weisung erhalte, werde ich die Welt auch verlassen und in die Gegenden darunter hinab steigen.“

Als er dies gehört hatte, ging Indra, begleitet von allen anderen Devas (Göttern), zu Brahma. – Brahma ging, nachdem er gehört hatte, was sie ihm erzählten, mit ihnen zu Mahadeva (Shiva); nachdem dieser von den Umständen erfahren hatte, ging er in Begleitung all dieser Devas dorthin, wo Narayana(2) in einem Ozean aus Milch liegt und meditiert. Sie wussten, dass er meditiert, deswegen stellten sich Brahma, Shiva, Indra und die anderen Devas in einer andächtigen Haltung auf und brachten Ehrerbietungen dar, und sie begannen, die Lobpreisungen aus den Veden zu singen: „Oh großer und mächtiger König! Wer kann Deine Größe beschreiben? In der Gestalt eines Fisches hast Du die ertrinkenden Veden gerettet; in Gestalt einer Schildkröte trugst Du einen Berg auf Deinem Rücken. Nachdem Du Dich in einen Eber verwandelt hattest, nahmst Du die Erde auf Deine Hauer. In Gestalt eines Zwerges täuschtest Du den Raja Bali. Du kamst auf die Erde als Parashurama, und nachdem Du die Kshatriyas vernichtet hattest, gabst Du die Erde an Kashyapa, den Weisen. Du kamst auf die Erde als Regen, und so zerstörtest Du den großen Dämon Ravana; und immer, wenn irgendwelche Teufel Deine Verehrer plagen, kommst Du ihnen zu Hilfe. – Oh Gott! Die Erde wird sehr gestört durch die Tyrannei Kansas und ruft nach Dir. Bitte sei erfreut und nimm Dich ihrer Sache schnell an, und wenn Du all die Dämonen vernichtet hast, gib allen guten Menschen ihre Freude zurück.“

So fuhren die Götter fort, die Vorzüge Narayanas (Vishnus) zu preisen, als sie eine Stimme vom Himmel hörten. Brahma erklärte den Devas, die Stimme hätte sie alle, Götter und Göttinnen, angewiesen, nach Vrajabhumi zu gehen und in der Stadt Mathura geboren zu werden; danach würde Vishnu, wobei er vier Gestalten annähme, auf die Erde hinabsteigen, in das Haus Vasudevas und in den Leib Devakis; und er würde anschließend durch seine kindlichen Späße Nanda und Yashoda erfreuen.

Als Brahma diese Erklärungen gegeben hatte, wurden all diese Devas, die Weisen, die himmlischen Musiker und Sänger, zusammen mit ihren Frauen in Vrajabhumi auf der Erde geboren. Sie nannten sich die Familie der Yadus und die Familie der Kuhhirten; und die Wächterinnen der Veden(3) gingen ebenfalls zu Brahma und sagten: „Wir wollen auch auf die Erde hinabsteigen, als Kuhhirtinnen und um Vishnu zu assistieren.“ – Nachdem sie das gesagt hatten, kamen sie auch nach Vraja, und sie nannten sich „die Kuhhirtinnen.“ – Nachdem die Devas in Mathura angekommen waren, begann Vishnu im Milchozean zu meditieren; er stellte sich vor, Lakshmana würde Balarama sein; er selbst (Rama bzw. Vishnu) würde den Namen Krishna erhalten; Bharata würde Pradyumna heißen; Shatrugna sollte Aniruddha sein, und Sita käme auf die Erde als Rukmini.


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(1) Gemeint ist hier das Land der Devas (Götter). Indra ist derjenige, in dessen Zuständigkeit sich der irdische Himmel, die Atmosphäre und alle damit verbundenen Umstände befinden.
(2) Narayana ist eine Inkarnation Vishnus.
(3) Die Veden sind vier Bücher, die die ursprüngliche Quelle des Wissens darstellen.