Pushpak Markandeya PuranaZurück WeiterNews

Kapitel 104 - Die Hymne von Aditi an die Sonne

Markandeya sprach:
Nachdem Brahma dieses Weltall wie zuvor geschaffen hatte, entstanden damit auch die Ozeane, die Berge und Inseln, sowie die Wirkungsbereiche der Wesen und ihre Lebenszyklen. So entfaltete der lotusgeborene Gott auch wieder die Funktionen und Formen der Götter, Dämonen und Nagas in dieser Welt.

Der Sohn, der dem Brahma geboren wurde, war als Marichi bekannt. Sein Sohn war Kasyapa, und Kasyapa hatte die dreizehn Töchter von Daksha als seine Gattinnen (Aditi, Diti, Danu, Vinata, Khasa, Kadru, Muni, Krodha, Rishta, Ira, Tamra, Ila und Pradha). Mit ihnen bekam er viele Söhne unter den Göttern, Dämonen und Nagas. Aditi gebar die Götter als die Herren der drei Welten, Diti die wilden Daityas und Danu die Danavas mit dämonischen Kräften. Vinata gebar Garuda und Aruna, Khasa die Yakshas und Rakshasas, Kadru die Nagas, und Muni die Gandharvas. Krodha brachte die Kulyas (Flüsse) und Rishta die Apsaras zur Welt. Oh Zweifachgeborener, Kasyapas Gattin Ira gebar Airavat und andere Elefanten, Tamra gebar viele Töchter, unter anderem Sweni, welche wiederum verschiedene Vögel wie Swany, Bhasa und Suka (Falken, Geier, Papageien) zur Welt brachten. Von Ila wurden die Bäume (und andere Pflanzen), und von Pradha die Vögel (und viele andere Tiere) geboren. Durch die Nachkommenschaft von Kasyapa und seinen Frauen, durch ihre Söhne, Töchter und Enkel, sowie durch deren Söhne und Töchter, wurde diese ganze Welt bevölkert, oh Muni.

Unter den Söhnen von Kasyapa waren die Götter die Ersten. Sie lassen sich in drei Klassen einteilen, entsprechend den Qualitäten der Güte, Leidenschaft und Dunkelheit (Sattwa, Rajas und Tamas). Der große Patriarch Brahma, der Erste von denen, die das Brahman kennen, bestimmte die Götter als Empfänger von Opfergaben und als die Herren der drei Welten. Ihre Stiefbrüder, die Daityas und Danavas, vereinigten sich als ihre dämonischen Gegenspieler und begannen, ihnen Hindernisse in den Weg zu türmen. Die Rakshasas schlossen sich ihnen ebenfalls an, und daraufhin wurde ein höchst schrecklicher Krieg geführt. Nach tausend himmlischen Jahren wurden die Götter besiegt, und die siegreichen Dämonen wuchsen übermäßig an. Als daraufhin Aditi ihre eigenen Söhne sah, die von den Dämonen besiegten Götter, vertrieben von der Herrschaft über die drei Welten und ihrer Opfergaben beraubt, wurde sie vom Kummer überwältigt und begann, oh Erster der Munis, mit intensivster Hingabe den Sonnengott anzubeten. Sie enthielt sich der Nahrung und übte Selbstkontrolle. Mit einem ganzheitlichen Geist erfreute sie den Sonnengott, wie er als Ansammlung von Licht am Himmel erscheint.

Aditi sprach: „Heil und Verehrung sei dir, der du diese erhabene goldene Form angenommen hast. Du bist die Energie, der Herr aller Kräfte und die ewige Stütze der Welt. Du bist die Quelle der Hitze. Ich verbeuge mich vor deiner Form, die du während der Schöpfung zum Wohle der Welt entfaltest. Ich verbeuge mich vor deiner feurigen Form, die du annimmst, um acht heiße Monate lang den Saft des Mondes anzusammeln. Oh Sonne, ich verbeuge mich vor deiner höchst freundlichen Wolkenform, welche du während der fruchtbaren Regenzeit trägst. Ich verbeuge mich vor deiner wärmenden Lichtform, die du annimmst, um jene Pflanzen reifen zu lassen, die durch deinen Regen zu wachsen beginnen. Ich verbeuge mich vor deiner kalten Form, die du als Schnee trägst, um die Samenkörner in jener Zeit zu bewahren. Ich verbeuge mich wieder und wieder, oh Gott der Sonne, vor deiner sanften Form im Frühling, die weder zu heiß noch zu kalt ist. Ich verbeuge mich vor deiner Form, welche höchst strahlend unter den Göttern und Ahnen ist, und alle Arten der Früchte zur Reife bringt. Ich verbeuge mich vor deiner Form, die den Wesen das Leben gibt, die mit dem Soma (Mondlicht) identisch ist, und die zur Quelle des Ambrosia wird, den die Götter und Ahnen trinken. Verehrung sei deiner Form, oh Sonne, die mit dem Opfer identisch ist und zusammen mit dem Doppelwesen des Agnistoma (Agni und Soma) dieses Universum geschaffen hat. Oh Strahlender, Verehrung sei deiner Form, die mit dem Rig, Yajur und Saman gemeinsam dieses Weltall entfaltet hat und deshalb auch dreifacher Veda genannt wird. Verehrung sei deiner Form, welche sogar noch jenseits der als OM bezeichneten Form ist, höchst subtil, endlos, ewig, vollkommen und rein.“

Markandeya fuhr fort:
Oh Muni, so begann diese Göttin, während sie ihre Gelübde beachtete und sich übermäßiger Nahrung enthielt, die Sonne zu verehren und diese Hymne Tag und Nacht zu rezitieren. Oh Erster der Zweifachgeborenen, nach einer langen Zeit erschien die göttliche Sonne vor den Augen von Dakshas Tochter am Himmel. Sie sah ein mächtiges Licht, das sich gleichzeitig über die Erde und den Himmel ausbreitete, und unbändig immer größer wurde, um sich mit allen Strahlen zu einem höchsten Glanz zu vereinen. Bei diesem Anblick wurde die Göttin von großer Furcht erfasst und sprach: „Oh Sonne, sei gnädig, ich kann dich nicht mehr erfassen (unterscheiden). Mich der Nahrung enthaltend, betrachtete ich dich zuerst am Himmel. Du warst schwer anzuschauen, als du Hitze und Licht zur gleichen Zeit verströmtest. Dann gewahrte ich diesen gleichen konzentrierten Glanz überall auf der Erde. Oh Sonnengott, sei besänftigt, denn ich möchte dich erkennen. Du zeigst allen Mitgefühl, die dich verehren. Oh Herr, ich verehre dich. Bitte rette meine Söhne. Du bist Schöpfer und Beschützer dieses Universums. Mit der Bewahrung beschäftigt, beschützt du diese Welt. Und zur Zeit der Auflösung endet das ganze Weltall wieder in dir. So rette uns, denn es gibt keine andere Zuflucht für die Wesen. Du bist Brahma, Hari, Mahadeva, Kuvera, Yama, der Herrscher der Verstorbenen, und Varuna, der König der Gewässer. Du bist die Luft, der Mond, das Feuer, der Himmel, das Festland und der Ozean. Du bist die Seele und die Form von Allem. Wie kann ich dich loben?

Du bist der Herr aller Opfer. Gelassen dem Pfad ihrer Taten folgend, verehren dich die Zweifachgeborenen jeden Tag und preisen dich mit verschiedenen Hymnen. Mit kontrolliertem Geist und im Yoga beständig meditieren sie über dich. Indem sie diese Form des Yogas annehmen, gelangen sie zu Höherem. Du erwärmst, reifst, bewahrst und verdaust das Weltall. Indem du dein Licht ausbreitest und deine Strahlen sendest, erscheint die Wirklichkeit dieser Welt. Deine Lichtstrahlen tragen das fruchtbare Wasser zum Wohle der Welt in sich. Die Götter und Menschen verehren dich, der du ohne Feinde bist.“


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