Pushpak Markandeya PuranaZurück WeiterNews

Kapitel 70 - König Uttama auf der Suche nach der Frau des Brahmanen

Markandeya sprach:
Dann grüßte er den großen Muni, stieg auf seinen Kampfwagen und erreichte damit den Utpalavatam Wald. Dort erblickte der Herr der Menschen die Ehefrau des Zweifachgeborenen, wie von ihrem Mann beschrieben, beim Essen der Früchte vom Bel Baum.

Er fragte: „Warum bist du, oh Gute, in diesem Wald? Sprich deutlich, bist du die Frau von Susharma, dem Sohn von Bishala?“

Die Brahmanin sprach: „Ja, ich bin die Tochter des Zweifachgeborenen Atiratra, der im Wald lebt, und die Frau des Sohnes von Bishala, dessen Namen du nanntest. Ich bin es, die vom übelgesinnten Rakshasa Valaka entführt wurde, als ich in meinem Haus schlief. Er hat mich von meinem Bruder und meiner Mutter weggetragen. Möge dieser Rakshasa zu Asche verbrannt werden, durch den ich von Mutter, Bruder und den anderen Verwandten getrennt wurde und hier in großem Elend lebe. Er brachte mich hierher und verließ mich in diesem dichten Wald. Ich weiß nicht, warum er mich weder zu seiner Freude begehrte noch zu seiner Sättigung auffraß.“

Der König sprach: „Weißt du, wohin der Rakshasa gegangen ist, nachdem er dich hier zurückgelassen hat? Oh Tochter der Zweifachgeborenen, ich wurde von deinem Mann hierher gesandt.“

Die Brahmanin antwortete: „Dieser Wanderer der Nacht lebt nur in den Grenzen jenes Waldes. Gehe hinein und erblicke ihn, wenn du keine Furcht vor ihm hast.“

So ging der König den Weg, der von ihr aufgezeigt wurde, und erblickte den Rakshasa inmitten seiner Familie. Doch sofort, als der Rakshasa ihn kommen sah, verneigte er sich schnell, bis sein Kopf den Boden berührte, und näherte sich demütig den Füßen des Königs.

Der Rakshasa sprach: „Eine große Gunst erweist du mir heute, dass du mein Haus besuchst. Sei mir gnädig und sprich, was ich für dich tun kann, da ich in deinem Königreich lebe. Akzeptiere das Arghya und nimm diesen Sitz an. Wir sind deine Diener, du bist der Herr, gebiete mir!“

Der König sprach: „Von dir wurden alle gebührenden Riten für einen Gast durchgeführt. Doch sprich, warum hast du die Frau des Brahmanen entführt, oh Wanderer der Nacht? Sie ist nicht besonders lieblich und hat keine schönen Glieder, um von dir als Frau begehrt zu werden. Und wenn du sie als Nahrung geholt hast, warum wurde sie von dir nicht verzehrt? Erzähle mir dies!“

Der Rakshasa antwortete: „Wir sind doch keine Kannibalen, oh König. Dies sind andere Dämonen. Wir ernähren uns, oh König, von der Frucht unserer Verdienste. Wir leben von der Gesinnung der Männer und Frauen, welche uns verachten oder würdigen. Wir verzehren keine lebenden Geschöpfe. Wenn wir die Kraft der Menschen zur Entsagung auffressen, dann kommen jene unter die Herrschaft des Zorns. Doch wenn wir ihre übelgesinnten Neigungen verspeisen, dann entfalten sich die guten Eigenschaften in ihnen. Oh König, wir haben Ehefrauen, die uns erfreuen und in ihrer Schönheit den Apsaras gleichen. Wenn es solche Rakshasis gibt, welchen Grund hätten wir für das Verlangen nach menschlichen Frauen?“

Der König sprach: „Wenn diese Frau, oh Wanderer der Nacht, nicht zum Vergnügen noch zur Speise von dir geraubt wurde, warum hast du dann das Haus des Brahmanen betreten und seine Frau gestohlen?“

Der Rakshasa sprach: „Oh König, dieser Beste unter den Zweifachgeborenen ist vorzüglich in den Zaubersprüchen gelehrt. Durch die Kraft jener Sprüche zur Zerstörung der Rakshasas vertreibt er mich von jedem Opfer, dem ich beiwohnen möchte. Deshalb leiden wir unter großem Hunger durch seine Sprüche zur Vertreibung (von Rakshasas). Wohin sollen wir noch gehen? Dieser Zweifachgeborene wird zum Priester in allen Opfern berufen. Deshalb haben wir für seine Schwächung gesorgt. Denn ohne ihre Frauen vernachlässigen die Männer ihre Opferpflichten.“

Als nach diesen Worten dem König die Tatsache der Schwächung des hochbeseelten Brahmanen bewusst wurde, begann er äußerst traurig zu werden und überlegte: „Indem er von der Schwächung des Brahmanen erzählte, hat er auch mich verurteilt. Selbst jener Beste der Munis sprach davon, dass ich nicht würdig bin, das angemessene Arghya eines Gastes zu erhalten. Die Schwächung dieses Brahmanen und auch die von mir, wurde vom Rakshasa klar ausgesprochen. So bin ich wohl infolge der Trennung von meiner Frau in diese große Notlage gekommen.“

Markandeya fuhr fort:
Oh Muni! Als der König so überlegte, verneigte sich der Rakshasa erneut und sprach mit gefalteten Händen: „Oh Herr der Menschen, gebiete mir, was ich tun soll. Sei mir gnädig, der ich dein gehorsamer Diener bin und in deinem Königreich lebe.“

Da sprach der König: „Das, was von dir, oh Wanderer der Nacht, ausgesprochen wurde, dass ihr die Gesinnung der Menschen verzehren könnt, genau das erwarten wir von euch. Höre von mir die Aufgabe, mit der du meine Wünsche erfüllen mögest: Verzehre noch heute die schlechte Gesinnung jener Brahmanin, so dass sie ohne ihren üblen Charakter ihr freundliches Wesen entfalten kann. Und dann soll sie von dir, oh Wanderer der Nacht, wieder in ihr Haus gebracht werden. Damit wäre alles für mich, als Gast in deinem Haus, getan.“

So trat der Rakshasa mittels seiner eigenen okkulten Mächte in jene Frau ein und verzehrte entsprechend dem Gebot des Königs ihre üble Gesinnung durch seine Kraft. Und diese Frau des Zweifachgeborenen sprach, erleichtert von ihrem äußerst grimmigen Charakter, zum Herrscher der Welt: „Auf Grund meiner eigenen Handlungen wurde ich von diesem Hochbeseelten, meinem Ehegatten, getrennt. Dieser Rakshasa war nur ein Instrument in den Händen des Schicksals. Es war nicht die Schuld des Rakshasa, noch die meines hochbeseelten Mannes. Es war allein meine Schuld, nicht die von anderen. Die Wesen ernten immer die Früchte ihrer eigenen Handlungen. Bestimmt habe ich in einer vorherigen Geburt die Trennung von einem Ehepaar verschuldet. So ist es nun auch mir geschehen. Welche Schuld sollte jener Hochbeseelte daran haben?“

Der Rakshasa sprach: „Oh Herr, ich werde nun entsprechend deinem Wunsch diese Frau zum Haus ihres Ehemannes bringen. Gebiete mir, oh König, was sonst noch von mir getan werden soll.“

Der König antwortete: „Oh Wanderer der Nacht, mit dieser Tat hast du vorerst alles für mich getan. Mögest du, oh Mutiger, wieder zu mir kommen, wenn ich an dich denke, um weitere Aufgaben zu erfüllen.“

Der Rakshasa sprach „So sei es!“ und brachte diese zweifachgeborene Frau, welche von ihrer üblen Gesinnung gereinigt wurde, zum Haus ihres Ehemannes zurück.


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