Pushpak Markandeya PuranaZurück WeiterNews

Kapitel 31 - Über die Riten für die Ahnen

Der Ur-Urgroßvater hat keinen Anspruch mehr auf das Sapindakarana, denn die Vorfahren väterlicherseits des vierten Grads und aufwärts sind vom väterlichen Pinda nicht mehr abhängig. Das Opfer von Lepa und Reis durch den Sohn für jemanden jenseits der dritten Generation gilt als ohne Beziehung und nur zur Freude am Opfern. Der Vater, der Großvater und der Urgroßvater - diese drei Generationen werden als abhängig vom Pinda (den Reisbällchen) betrachtet. Die drei Erbgenerationen jenseits des Urgroßvaters können nur das Lepa Opfer empfangen (Lepa ist der Reis, der dem Opfernden noch an den Fingern klebt). Für sie wird der Ausführende des Opfers als Siebenter im Bunde betrachtet. Diese Abhängigkeit zwischen den sieben Verwandten wurde von den Asketen aufgezeigt. Weitere Vorfahren des Opfernden können das Anulepa Opfer (was nach dem Lepa geopfert wird) annehmen.

Höre, oh mein Sohn, ich werde jetzt die verschiedenen Sraddhas (Ahnenopfer) beschreiben, die ein Opfernder für die Befriedigung der Vorfahren ordnungsgemäß durchführen sollte, die in der Hölle leben oder als Tiere oder andere Wesen geboren wurden.

Diejenigen, die als Pisachas (Gespenster) geboren sind, erhalten Befriedigung durch Nahrung, die vom Menschen auf den Boden gelegt wird. Diejenigen, die in Bäume verwandelt wurden, werden durch die Wassertropfen befriedigt, die von der nassen Kleidung nach dem Reinigungsbad auf die Erde fallen. Die unter Göttern geboren wurden, werden von den Wassertropfen befriedigt, die vom Körper einer Person auf die Erde fallen. Diejenigen, die als wilde Tiere geboren wurden, erhalten Befriedigung von den Krümeln, die während des Ergreifens der Pindas auf die Erde fallen. Diejenigen, welche zwar den Riten würdig, aber in ihrer Kindheit ohne die Weihe zu erhalten verbrannt wurden, erfahren Befriedigung durch verstreutes Essen und durch das Wasser, das bei der Reinigung vom Besen tropft. Andere werden vom Wasser befriedigt, das herabtropft, wenn die Brahmanen ihre Münder spülen oder ihre Füße waschen. So werden die Vorfahren des Opfernden, die in anderen Formen geboren wurden, durch Nahrung oder Wasser, rein oder weniger rein, welches durch den Opfernden oder durch Brahmanen dargebracht wird, befriedet. Wenn jemand das Sraddha seines Vorfahren mit unrechtmäßig erworbenen Mitteln leistet, dann findet der Vorfahre Befriedigung, der in der Kaste der Chandalas oder Pukkas geboren wurde.

So werden, mein Kind, die in anderen Formen geborenen Vorfahren mit Nahrung und Getränken befriedigt, die ihre Angehörigen während eines Sraddhas darbringen. Auch viele andere Ahnen erhalten Befriedigung durch die Wassertropfen und Essenskrümel, welche die Verwandtschaft anlässlich des Sraddhas fallen lässt. So sollte man der Ordnung gemäß mit Hingabe das Sraddha durchführen, sei es auch nur mit vegetarischer Nahrung. Solange die Sraddhas lebendig sind, muss keiner in der Familie Elend ertragen.

Ich werde dir jetzt die richtigen Zeiten für die Ausführung der Nitya und Naimittika Riten durch die Menschen beschreiben. Höre über die Regeln: In der Phase des abnehmenden Mondes sollte das Sraddha am Tag des Neumondes sowie am achten Tag der dunklen Monatshälfte durchgeführt werden. Höre von mir auch die anderen möglichen Zeiten dafür. Wenn ein ausgezeichneter Brahmane anwesend ist und alle Artikel für das Sraddha beschafft wurden, oh mein Sohn, kann ein Sraddha je nach Wunsch zelebriert werden, während einer Sonnen- oder Mondfinsternis, zur halbjährlichen Sonnenwende, wenn die Sonne in eine neues Tierkreiszeichen eintritt, bei der Erscheinung schlechter Omen, bei der Vision eines schlechten Traums, beim Aufsteigen des Geburtssterns oder während des schädlichen Einflusses irgendeines Planeten. Ein Weiser, ein Gelehrter in den Veden, ein Yogi, ein Sänger des Yhestha Saman, ein Kenner der drei Nachiketas, der drei Madhus, der drei Suparnas oder der sechs Angas (Zweige des Lernens), der Sohn einer Tochter, ein Priester, ein Schwiegersohn, der Sohn einer Schwester, der Schwiegervater, ein Kenner der fünf Feuerrituale, ein Askeseübender, ein Bruder der Mutter, jemand, der seine Eltern verehrt, ein Schüler, ein Bruder der Frau oder andere Verwandte - alle diese bedeutenden Zweifachgeborenen sind fähig, das Sraddha durchzuführen. Ein Zweifachgeborener, mein Sohn, der kein Brahmacharya (Enthaltsamkeit) übt, der krank ist, der Extraglieder oder nicht die natürliche Zahl seiner Glieder hat, der von einer wiederverheirateten Frau geboren wurde, der nur ein Auge hat, der das uneheliche Kind einer Frau ist, der seine Freunde verletzt hat, der kranke Nägel hat, der unfähig ist, der von dunklen und gelbbraunen Zähnen gezeichnet ist, der eine hässliche Erscheinung hat, der durch seinen Vater verflucht wurde, der hinterhältig oder böswillig ist, der den Soma verkauft, der seine Tochter besudelt hat, der ein Quacksalber ist, der seinen Vater oder Lehrer verlassen hat, der gegen Vergütung unterrichtet, der ein Feind ist, der der Mann einer Witwe ist, der die Veden oder das Feuer verachtet, der mit einem zwölfjährigen Mädchen verheiratet ist, die kaum ihre Pubertät erreicht hat, oder in übermäßiger Sünde lebt - diese und andere Zweifachgeborenen, die das Dharma missachten, sollten für die Leistung der Begräbnisriten der Vorfahren gemieden werden.

In diesem Sinne sollte ein geeigneter Brahmane am Vortag eingeladen und mit den Zeremonien für die Ahnen und Götter beauftragt werden. Diese sollten, inspiriert durch den Ausführenden des Sraddhas, in einem Geist der Selbstbeherrschung bezüglich aller Neigungen durchgeführt werden. Die Ahnen eines Mannes, der kurz nach der Verteilung von Gaben in einem Sraddha und der Einnahme seiner Mahlzeit eine Frau besucht, haften für einen guten Monat an seinem Samen. Die Ahnen eines Mannes, der gleich nach dem Verkehr mit einer Frau zu einem Sraddha geht und dort seine Mahlzeit einnimmt, leben ebenfalls für einen guten Monat von seinem Samen und Urin. Deshalb sollte ein kluger Mensch diese Leute rechtzeitig einladen. Selbst, wenn an diesem Tag kein Brahmane anwesend ist, aber auf jene, die kürzlich mit Frauen verkehrt haben, sollte verzichtet werden.

Nach gebührlicher Begrüßung sollte man die selbstbeherrschten Asketen aufmerksam bewirten, welche zur rechten Zeit zur Teilnahme erschienen sind. Wie sich die Ahnen im Allgemeinen mehr zur dunklen Hälfte des Monats neigen als zur hellen, so lieben sie auch mehr den Nachmittag als den Vormittag. Mit ordnungsgemäßer Begrüßung verehrt, sollte er mit gereinigten Händen die eingeladenen Gäste in seinem Haus ihre Plätze einnehmen lassen, nachdem sie ihre Münder gespült haben. In der Zeremonie für die Vorfahren sollte die Zahl der gebildeten Brahmanen ungerade und in einer Zeremonie für die Götter gerade sein. Wenn dies aber nicht in seiner Macht steht, so kann auch ein einzelner Brahmane für beide Riten verpflichtet werden. Dies gilt auch für die Riten, welche bezüglich der Ahnen mütterlicherseits und auch im Vaishwadeva (dem umfassenden Nahrungsopfer) durchzuführen sind. Manche Menschen bevorzugen allerdings andere Methoden für diese Zeremonien.

Die Riten für die Götter sollten von einer Person mit dem Gesicht ostwärts und die Riten für die Ahnen mit dem Gesicht nach Norden zelebriert werden. Das ist auch die Praxis in den Riten für die mütterlichen Ahnen, wie sie von den Weisen empfohlen wurden. Der kluge Mann möge (den Zweifachgeborenen) Kusha-Gras für die Sitze anbieten und sie mit Arghya usw. verehren. Dann opfert der weise Zweifachgeborene reine Gaben und lädt mit Zustimmung der Brahmanen die Götter mittels entsprechender Mantras ein. Nachdem das Arghya aus Gerste und Wasser den Viswadevas gewidmet wurde, sollte man alle Zeremonien für die Ahnen nach der Darbringungen von Girlanden, Duft, Lichtern und Wasser auf der rechten Seite durchführen. Danach möge man eine doppelte Menge von Kusha-Gras opfern und mit ihrer Zustimmung sollte eine kluge Person seine Ahnen durch Rezitation einiger Mantras anrufen.

Oh Großer, wer wünscht, seine Ahnen zu befrieden, sollte auf der rechten Seite ein Arghya aus einer Mischung von Sesam und Gerste widmen. Wenn dann der Brahmane die Feier des Feuerritus anordnet, dann möge er nach dessen Anweisungen Reis ohne Curry und Salz ins Feuer opfern. Die erste Gabe sollte mit den Worten „Dem Träger der Opfergabe im Feuer - Swaha“ dargebracht werden. Die zweite Gabe mit den Worten „Dem Soma-Mond der Ahnen - Swaha“. Was vom Opfer noch übrigbleibt, sollte in die Töpfe der Brahmanen gegeben werden. Mit dem freundlichen Spruch „Ernähre dich nach deinem Wunsch davon!“ sollte er ihnen das in die Töpfe gelegte Essen ordnungsgemäß anbieten. Und jene werden konzentriert und schweigsam die Nahrung nach Bedarf zu sich nehmen. Freundlich und ohne jeglichen Groll möge man ihnen das Essen anbieten, welches sie am meisten lieben. Dann sollte er die Mantras zur Überwindung der Rakshasas rezitieren und Sesam sowie weiße Senfkörner für sie auf die Erde streuen, denn es kann viele Hindernisse in einem Sraddha geben. Danach sollte er die Brahmanen fragen „Seid ihr mit nahrhaftem und köstlichem Essen befriedigt worden?“ und sie können antworten „Das sind wir“.

Dann mag man nach ihrer Zustimmung überall Reis auf den Boden streuen und ordnungsgemäß Wasser anbieten, um ihre Münder zu spülen. Und ebenfalls mit ihrem Einverständnis sollte er mit zurückgehaltenem Körper, Geist und Rede die Reisbällchen mit Sesam formen und diese auf Kusha-Gras Richtung Süden für seine Ahnen darbringen. Dann sollte er ihnen mit konzentriertem Geist reines Wasser aus jenen heiligen Behältern anbieten, die den Vorfahren einst gehörten. So möge er handeln, oh Prinz, der mit Hingabe ein Opfer im Auftrag seiner Ahnen durchführen möchte.

In gleicher Weise sollte er die Pindas für die Ahnen mütterlicherseits anbieten. Danach gebe er das Wasser zur Reinigung, zusammen mit Düften, Girlanden, usw.. So mag er nach seinen Möglichkeiten Geschenke an die Brahmanen verteilen und sprechen „Mögen diese Dinge ein angenehmes Swadha (ein Euter der Ahnen) sein.“ und wenn sie dann zufrieden antworten „So sei es“, dann sollte er sie die Vaishwadeva Mantras rezitieren lassen: „Oh Viswadevas, möget ihr zufrieden sein. Möge es euch wohl ergehen!“. Und nachdem sie dann „So sei es.“ gesprochen haben, möge er um ihren Segen bitten. Danach sollte er sie mit freundlichen Worten und lieben Grüßen entlassen. Er folge ihnen bis zur Tür und erst, wenn sie sich verabschiedet haben, kehre er zurück. Dann sollten die täglichen Riten durchgeführt werden und der Opfernde mag seine Gäste bewirten.

Einige gute Menschen lassen die Riten für ihre väterlichen Ahnen täglich zelebrieren. Andere meinen, dass dies nicht nötig sei. Der restliche Teil des Opfers sollte auf die weiter oben erwähnte Weise dargebracht werden. Einige sagen, dass es keine Notwendigkeit für ein getrenntes Kochen in den väterlichen Riten gibt, während andere meinen, dass es getan werden muss. Am Ende sollte der Mann diesen Reis zusammen mit seinen Dienern verzehren.

Oh du im Glauben Gebildeter, auf diese oder auf jede andere Weise mögest du das Sraddha für deine Ahnen aufmerksam durchführen, so dass die führenden Zweifachgeborenen zufrieden sein können. Dreierlei ist in einem Sraddha wirklich heilig: der Sohn der Ahnen, der Zeitpunkt(1) und die Opfernahrung (z.B. Reis und Sesam). Und dreierlei sollte gemäß den führenden Brahmanen vermieden werden, nämlich Ärger, Unaufmerksamkeit und Hast. Mein Sohn, im Sraddha sind Silberbehälter die Besten. Silber sollte gezeigt und weggegeben werden. Es ist auf Erden bekannt, dass das Swadha (Euter) durch die Ahnen in eine Silberschale gemolken wird. Deshalb ist der Silberbehälter für sie nützlich und vergrößert ihre Zufriedenheit.


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(1) z.B. Kutapa, der achte Muhurta oder Teil des Tages. Es ist eine günstige Zeit für die Ausführung der Ahnenriten.