Pushpak Mahabharata Buch 9Zurück WeiterNews

Kapitel 65 - Aswatthaman wird zum Kommandeur geweiht

Sanjaya sprach:
Als Aswatthaman, Kripa und Kritavarman, diese mächtigen Wagenkrieger vom ungeschlagenen Rest der Kaurava Armee, die von den scharfen Pfeilen, Keulen, Lanzen und Speeren äußerst zerfleischt waren, von den Boten über den Fall von Duryodhana erfuhren, kamen sie auf schnellen Rossen sogleich zum Feld des Kampfes. Dort erblickten sie den hochbeseelten Sohn des Dhritarashtra auf dem Boden hingestreckt, wie ein riesiger Sal Baum, der im Wald von einem Gewitter entwurzelt worden war. Sie sahen, wie er sich blutbedeckt auf dem bloßen Boden krümmte, wie ein mächtiger Elefant, der im Wald von einem Jäger niedergestreckt worden war. Sie sahen, wie er sich im Kummer wälzte und in großen Strömen seines Blutes badete. Wahrlich, sie sahen ihn auf dem Boden liegen, wie die Sonne, die auf die Erde gefallen war, oder wie der Ozean von einem mächtigen Wind ausgetrocknet wurde, oder wie der Vollmond am Firmament durch eine Wolke verdeckt wird. Einem Elefanten an Heldenkraft gleich, lag der König mit seinen mächtigen Armen staubbedeckt auf der Erde. Um ihn herum hatten sich viele schreckliche Wesen und fleischfressende Tiere versammelt, wie nach Reichtum begehrende Untertanen um einen Monarchen im Staat. Seine Stirn war wütend in Furchen gelegt, und seine Augen rollten im Zorn. So sahen sie den König, diesen Tiger unter den Männern, so wütend wie einen angeschossenen Tiger. Und als diese großen Bogenschützen zusammen mit Kripa ihren Monarchen solcherart auf der Erde liegen sahen, waren sie schwer betroffen. Schnell stiegen sie von ihren Wagen ab, liefen zu ihrem König Duryodhana und setzten sich um ihn herum auf die Erde. Dann sprach der Sohn von Drona, oh Monarch, mit tränenreichen Augen und wie eine Schlange atmend, folgende Worte zu diesem Führer der Bharatas, dem Ersten aller Könige auf Erden:
Wahrlich, in dieser Welt der Menschen gibt es nichts Beständiges, wenn selbst du, oh Tiger unter den Männern, staubbedeckt auf der bloßen Erde liegen mußt! Du warst ein König, der seine Befehle über die ganze Welt verteilt hatte! Warum, oh Erster der Monarchen, liegst du jetzt allein auf dem bloßen Boden in so einer einsamen Wildnis? Ich sehe Dushasana nicht an deiner Seite, noch den großen Wagenkrieger Karna oder deine vielen hundert Freunde! Was ist das nur für eine Welt, oh Bulle unter den Männern? Zweifellos ist es schwierig, die Wege von Yama zu verstehen, wenn du, oh Herr aller Welten, so staubbedeckt auf der Erde liegen mußt. Ach, du großer Feindevernichter pflegtest an der Spitze aller Kshatriyas zu gehen, deren Locken mit dem Weihwasser der Krönungszeremonie gesegnet wurden. Doch ach, nun mußt du Staub schlucken! Schau nur, wie das Schicksal in seinem Lauf alles umkehrt! Wo ist dein reinweißer Schirm? Wo sind die Fächer aus Yak Schwänzen, oh König? Wo ist deine ausgedehnte Armee hingegangen, oh Bester der Monarchen? Der Lauf der Ereignisse ist sicherlich ein Mysterium, wenn sogar du als Herrscher der Welt in eine solche Notlage gefallen bist. Zweifellos ist der Wohlstand aller Sterblichen höchst unbeständig, wenn sogar du, der dem Indra gleich war, jetzt in ein so sorgenvolles Elend erniedrigt wurdest!

Diese Worte des gramvollen Aswatthaman hörend, antwortete dein Sohn entsprechend. Er wischte sich seine Augen und weinte erneut Tränen des Kummers. Dann sprach der König zu diesen Helden mit Kripa an der Spitze:
Man sagt, der Schöpfer hat es selbst so bestimmt, daß alle Lebewesen dem Tode unterworfen sind. Der Tod kommt zu allen Geschöpfen im Laufe der Zeit. Dieser Tod ist jetzt vor euren Augen auch zu mir gekommen. Ich, der über die ganze Erde regiert hatte, bin jetzt in diese Not gefallen. Doch zum Glück floh ich niemals vor dem Kampf, was auch immer für Katastrophen mich einholten. Zum Glück wurde ich durch diese sündhaften Menschen mittels Betrug geschlagen. Zum Glück zeigte ich während dieser Feindschaft immer Mut und Beständigkeit. Zum Glück bin ich im Kampf gefallen, wie meine Angehörigen und Freunde. Und zum Glück sehe ich euch mit dem Leben aus dieser großen Schlacht entkommen, heil und gesund. Das ist höchst beruhigend für mich. Grämt euch nicht um meinen Tod aus Zuneigung zu mir! Wenn die Veden irgendeine Autorität sind, dann habe ich sicherlich viele ewige Bereiche erworben. Obwohl ich den Ruhm und die unermeßliche Energie von Krishna erfahren habe, konnte er mich nicht von der rechten Beachtung der Kshatriya Aufgaben abbringen. Ich habe sie stets bewahrt, und deshalb muß mich auch niemand beklagen. Auch ihr habt getan, was Männer euresgleichen tun sollten. Ihr habt stets um meinen Erfolg gekämpft, doch das Schicksal war übermächtig.

So sprach der König mit tränenvollen Augen und verstummte, oh Monarch, vom Kummer überwältigt. Und als Dronas Sohn den König in Tränen und voller Kummer sah, flammte in ihm der Zorn auf, wie das Feuer am Ende der Welt. Überwältigt vom Zorn, drückte er die Hand des Königs und sprach zu ihm in einer von Tränen heiseren Stimme:
Mein Vater wurde durch diese Übeltäter auf grausame Weise getötet. Doch diese Tat brennt nicht so stechend im mir, wie die Not, oh König, in welche du geworfen wurdest! Höre meine Worte, die ich dir bei der Wahrheit selbst schwöre sowie bei all meinen frommen Taten, all meiner Hingabe, all meiner Tugend und bei all meinem religiösen Verdienst, den ich gewonnen habe. Ich werde noch heute vor den Augen von Vasudeva die ganze Armee der Panchalas mit allen Mitteln, die in meiner Macht stehen zur Wohnstätte von Yama schicken! Mögest du mir dafür, oh Monarch, die Erlaubnis geben!

Diese Worte vom Sohn des Drona waren dem Herzen des Kuru Königs höchst angenehm, und er sprach sogleich zu Kripa: „Oh Lehrer, bringe mir schnell eine Schale voller Wasser!“ Auf diese Worte des Königs hin, brachte dieser Erste der Brahmanen unverzüglich einen Behälter mit Wasser und näherte sich dem König. Daraufhin sprach dein Sohn, oh Monarch, zu Kripa:
Sei gesegnet, oh Erster der Brahmanen! Wenn du mir Gutes tun willst, so weihe auf meinen Befehl hin den Sohn von Drona zu meinem neuen Generalissimus! Denn auf Befehl des Königs hin, kann sogar ein Brahmane kämpfen, besonders, wenn er die Methoden eines Kshatriyas angenommen hat. Das sagen jene, die in den heiligen Schriften erfahren sind!

Diesen Befehl des Königs hörend, weihte Kripa den Sohn von Drona zum Generalissimus. Und nach diesem Ritus, oh Monarch, umarmte Aswatthaman diesen Besten der Könige und verließ den Ort, während er die zehn Richtungen von seinem Löwengebrüll erschallen ließ. Und Duryodhana, dieser Erste der Könige, der überall mit Blut bedeckt war, begann diese Nacht dort zu verbringen, die für alle Wesen so schrecklich ist, oh König, während die Helden, die dieses Feld des Kampfes (Samantapanchaka) verließen, mit kummervollen Herzen begannen, besorgt und ernsthaft nachzudenken. OM.

Hier enden mit dem 65.Kapitel das Gadayuddha Parva und das Shalya Parva im gesegneten Mahabharata.


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