Pushpak Mahabharata Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 84 – Nakula gegen Vrishasena

Sanjaya erzählte weiter:
Nach dem Tode Dushasanas griffen zehn deiner Söhne Bhima an, voll des Giftes, welches Wut heißt. Es waren Nishangin, Kavachin, Pashin, Dundadhara, Dhanurgraha, Alolupa, Saha, Shanda, Vatavega und Suvarchasas, welche der Tod des Bruders arg quälte. Gemeinsam beschossen sie den rotäugigen Bhima, welcher strahlte wie der zürnenden Vernichter selbst. Doch mit zehn breiten Pfeilen sandte Bhima sie alle ins Reich Yamas, was die Armee ringsum fliehen ließ. Das war der Moment, als auch Karna den verheerend wütenden Bhima erblickte, und Furcht trat in sein Herz ein.

Shalya, dieses Ornament jeder Versammlung, erkannte an seinen Gesichtszügen wohl, wie es um Karnas Geisteszustand bestellt war, und er sprach zu ihm in angemessenster Weise:
Verzweifle nicht, oh Sohn der Radha. Das ist nicht gut für dich. Aus Furcht vor Bhima fliehen die Könige davon. Und Duryodhana ist völlig gelähmt, denn das gräßliche Ende seines Bruders Dushasana schmerzt ihn sehr. Kripa und die anderen sind noch am Leben, doch mit mitfühlenden Herzen sitzen sie tröstend bei Duryodhana. Doch die Pandava Helden mit Arjuna an der Spitze greifen an. So sammle all deine Kräfte, oh Tiger unter den Männern, führe dir die Pflichten eines Kshatriya vor Augen und ziehe gegen Arjuna. Die Last dieser Schlacht wurde dir von Duryodhana auf die Schultern gelegt. Nun trage sie nach besten Kräften, oh Starkarmiger. Im Sieg liegt großer Ruhm. Und auch in der Niederlage ist der Himmel sicher. Sieh nur, wie dein Sohn Vrishasena an deiner Statt gegen die Pandavas stürmt, weil du verwirrt zögerst.

Karna überlegte eine Weile und kam zu dem unabänderlichen Entschluß, daß der Kampf nun unvermeidbar war. Sein Sohn Vrishasena war wutentbrannt auf seinem Wagen zu Bhima gestürmt, der mit seiner Keule wie der Tod deine Truppen vernichtete, oh König. Nakula empfing den Sohn von Karna mit vielen Pfeilen, wie der siegreiche Maghavat mit freiem Herzen den Asura Jambha bekämpfte. Zuerst fällte Nakula mit einem sehr scharfen Geschoß die juwelengeschmückte Standarte von Vrishasena und danach den Bogen, an dem ein schöner, goldener Gurt hing. Doch mit mächtigen Waffen zeigte Vrishasena seine Achtung vor Dushasana, nahm einen neuen Bogen und beschoß Nakula mit vielen, himmlischen Pfeilen. Auch Nakula konnte Waffen entfesseln, die brennenden Fackeln glichen, und so deckten sich die beiden Helden mit himmlischen Waffen ein. Doch von den Treffern seines Gegners und von der Energie seiner Waffen loderte Vrishasena zornig auf wie ein Feuer, in das Öl gegossen wird. Mit der nächsten Waffe schlug er die schönen, weißen Vanayu Pferde Nakulas, die mit goldenen Tressen geschmückt waren. Schnell sprang da Nakula vom stehenden Wagen ab, packte das blaue Schwert und auch sein Schild mit den goldenen Monden und bewegte sich so schnell und sprunghaft wie ein Vogel über das Schlachtfeld. Mit eleganten Wendungen glitt er durch die Menge und tötete so manchen Krieger und Elefanten und so manches Pferd auf seinem Weg. Sie fielen zu Boden wie vom Opferschwert zerteilt, welches der Priester in Ausübung seiner Pflicht schwang. Zweitausend kriegserfahrene Helden aus aller Herren Länder fielen so unter Nakulas Schwertstreichen, die Glieder noch mit schöner Sandelpaste geziert. Doch Vrishasena griff den siegreich kämpfenden Schwertkämpfer weiter an, und beschoß ihn von vielen Seiten mit seinen spitzen Pfeilen. Nakula wehrte sich erfolgreich, und unter dem Schutz seines Bruders Bhima gelangen ihm Meisterstücke im Kampf. Dann traf der heftig kämpfende Vrishasena seinen Gegner mit achtzehn Pfeilen, obwohl dieser leichtfüßig, agil und ganz allein sich schlachtend unter vielen Feinden bewegte. Doch nun erfüllte auch Nakula Zorn, und er griff Vrishasena ernsthaft und pfeilschnell wie ein niederstoßender Falke an. Zwar beschoß Vrishasena den Näherkommenden, doch Nakula rannte so flink und elegant, daß er alle Geschosse abwehren konnte. Schließlich zertrümmerte Vrishasena den schönen Schild Nakulas und ohne eine Sekunde zu verlieren mit sechs extrem scharfen Pfeilen noch das nackte Schwert, welches glänzend poliert und so schneidend war, daß es schnell gewirbelt mit einem Streich einen Körper ganz durchtrennen konnte. Danach traf Vrishasena noch den ungeschützten Nakula mit wohlgezielten und spitzen Pfeilen in die Brust. Und Nakula mußte sich zu Bhimas Wagen zurückziehen, nachdem er höchst lobenswert gekämpft und heldenhafte Taten vollbracht hatte, wie sie von einem Mann nur schwer zu vollbringen sind. Wie ein Löwe einen Berg hinanspringt, so sprang er auf Bhimas Wagen unter den beobachtenden Blicken Arjunas. Vrishasena beschoß nun beide Söhne des Pandu, und auch viele Kuru Krieger schlossen sich zusammen, um Bhima und Nakula auf dem einen Wagen zu bekämpfen. Doch wie zwei brennende Feuer kämpften die Brüder gegen die Schar der Angreifer und verstreuten ihre schrecklichen Pfeile in alle Richtungen.

Und Bhima rief Arjuna zu:
Sieh, wie Karnas Sohn dem Nakula Wagen und Schwert genommen hat. Er hat keine Furcht vor uns. Geh und kämpfe mit ihm.

Arjuna näherte sich, und auch Nakula sprach zu ihm:
Geh, und töte unverzüglich diesen dort.

Arjuna folgte der Bitte seines Bruders, und Krishna lenkte den Wagen in Richtung Vrishasena.


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