Pushpak Mahabharata Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 79 – Gespräch zwischen Shalya und Karna

Sanjaya sprach:
Auch Arjuna hatte sich mit Blutströmen und großem Gemetzel unter den vier Arten des feindlichen Heeres in Sichtweite Karnas vorgekämpft, und die Spur, die er hinterließ, war gräßlich anzusehen. Köpfe von Kriegern rollten am Boden, Elefanten und Pferde stapelten sich als Leichname, und über den Knochen der Krieger kreisten die kreischenden Geier und Krähen. Zerbrochene Waffen mischten sich unter einst schöne Schirme und Ornamente, die nun zerschmettert und unbeachtet auf der von Blut schlammigen Erde lagen. Feiglinge konnten den Anblick dieser Verwüstung kaum ertragen, doch Helden ließen sich davon nicht abschrecken.

Und Arjuna sprach zu Krishna:
Sieh Krishna, dort drüben kann ich Karna sehen. Bhima und die anderen Großen kämpfen gegen den mächtigen Wagenkrieger. Die Panchalas können die Stellung nicht mehr halten, denn auch Duryodhana mit dem weißen Schirm über seinem Haupt kämpft an Karnas Seite gegen sie. Kripa, Kritavarman und Aswatthaman beschützen den strahlend aussehenden Duryodhana, und sie alle werden von Karna beschirmt. Schau nur, wie elegant und hervorragend der strahlende Shalya die Zügel hält und Karnas Wagen aufs Trefflichste lenkt. Bring mich zu diesem großen Helden, denn das ist der Wunsch meines Herzens. Ohne Karna zu schlagen, werde ich diese Schlacht nicht verlassen. Und ich kann nicht zulassen, daß Karna vor meinen Augen die Pandavas und Srinjayas vernichtet.

Krishna fuhr schnell zu Karna, damit zwischen den beiden Helden ein Duell stattfinden möge. Und schon die deutliche Absicht beruhigte die Pandava Truppen, und das laute Rattern von Arjunas Wagen klang ihnen herrlich, obwohl es so erschreckend laut wie Donner war. Und dein Heer litt unter seiner Heldenmacht, als er sich Karna entschlossen und mit unermeßlicher Seele näherte.

Als Arjunas hohes Banner in Sicht kam, sprach Shalya zu Karna:
Dort kommt der große Wagenkrieger mit den weißen Pferden und Krishna als Wagenlenker, seine Feinde vernichtend schlagend. Dort naht sich, nachdem du verlangt hast. Dort steht der Sohn der Kunti und hält seinen Bogen Gandiva fest in Händen. Wenn du ihn heute besiegen kannst, wirst du uns Großes und Gutes tun. Er kommt, oh Karna, und ist für den Zweikampf mit dir bereit. Auf seinem Weg vernichtet er alle unsere großen Anführer. Ihm kann keiner anderer widerstehen. Stell dich dem Helden, oh Sohn der Radha. Aus Furcht vor ihm flieht unser Heer nach allen Seiten davon. Dabei meidet er alle großen Krieger, damit er schnell näher kommen kann und mit dir kämpfen. Das verrät mir seine Haltung und die Energie, die er zeigt. Er lodert vor Zorn und wird mit keinem anderen kämpfen wollen, außer dir, vor allem, weil du Bhima so zusetzt. Auch wird er erfahren haben, wie du König Yudhishthira den Wagen abgenommen und ihn verwundet hast. Und dann kennt er die Machtlosigkeit von Sikhandin, Satyaki, Dhrishtadyumna, der Söhne von Draupadi, Yudhamanyu, Uttamaujas und den Zwillingen dir gegenüber. Deshalb kommt er so schnell und furios näher, ohne groß mit anderen zu kämpfen. Oh fahre ihm entgegen, Karna, denn es gibt keinen anderen Gegner für ihn. Ich kenne keinen Bogenkrieger, der dem zornig kämpfenden Arjuna erfolgreich Einhalt gebieten könnte. Auch sehe ich keine Vorkehrungen für seinen Schutz an den Seiten oder im Rücken. Er kommt ganz allein auf seinem Wagen, also suche jetzt den Erfolg. Du allein kannst dich den beiden Krishnas stellen, und es ist deine Pflicht und Aufgabe. So fahre Arjuna entgegen. Du bist Bhishma und Drona ebenbürtig, und auch Kripa und Aswatthaman. Stell dich ihm und halte ihn auf. Besiege den Krieger, der so gefährlich ist wie ein züngelnde Schlange, ein brüllender Stier und ein angreifender Tiger im Dschungel. Sieh, wie unsere Könige schon seinen Anblick meiden. Nur du kannst diese Angst von ihnen nehmen, oh Held. Alle Kurus haben dich als Zuflucht in dieser Schlacht, sie hängen von dir ab und brauchen deinen Schutz. Kämpfe gegen den Sohn des Pandu, sammle jetzt all deinen Mut, wie du es auch getan hast, als du die beinahe unbesiegbaren Videhas, Amvashtas, Kambojas, Nagnajits und Gandharas besiegt hast. Sammle all deinen Heldenmut und all deine Kräfte, oh Starkarmiger, und zieh auch gegen Krishna, dem Arjuna immer aufwartet.

Karna antwortete:
Du scheinst ja wieder in ganz normaler Gemütsverfassung zu sein, denn was du sprichst, ist mir angenehm. Oh Starkarmiger, hab keine Furcht vor Arjuna. Denk an meine Macht und mein Geschick. Ganz allein werde ich das ganze, gewaltige Heer der Pandavas vernichten und auch Krishna und Arjuna. Das sage ich dir aufrecht. Ich werde mich niemals vom Schlachtfeld abkehren, bis ich die beiden Helden geschlagen habe. Oder, wenn die beiden mich vernichten, werde ich mich auf die Erde zum Schlaf niederlegen. Der Sieg im Kampf ist ungewiß. Ob siegreich oder geschlagen, heute erfülle ich meinen Zweck.

Shalya entgegnete:
Alle großen Kämpfer sagen, daß Arjuna bereits allein unbesiegbar ist. Und wenn ihn dann Krishna beschützt, wer würde es wagen, ihn zu fordern?

Karna meinte dazu:
Ja, auch ich habe von keinem größeren Wagenkrieger auf Erden gehört. Und doch wirst du heute meinen heldenhaften Mut erleben, wenn ich mit ihm kämpfe. Er bewegt sich leicht in der Schlacht, wenn ihn seine weißen Pferde ziehen. Vielleicht gehe ich heute ins Reich Yamas ein, und das hieße die Vernichtung der Kurus. Die beiden Arme von Arjuna sind niemals von Schweiß bedeckt und zittern nie. Sie sind massig und mit Narben geziert. Er ist fest in Waffen gegründet, außerordentlich geschickt und leichthändig. Es gibt keinen Ebenbürtigen für ihn. Er nimmt eine große Anzahl Pfeile und schießt sie ab, als wenn es nur einer wäre. Schnell hat er sie auf die Sehne aufgelegt und kann sie bis zu 2 Meilen weit treiben. Dabei verfehlen sie niemals den Feind. Welch Krieger auf Erden ist wie er? Mit Krishna hat dieser Atiratha zur Freude Agnis im Khandava Wald seine Künste gezeigt. Dafür erhielt Krishna seinen Diskus und Arjuna den Bogen Gandiva. Die Macht des Mächtigen kennt keinen Verfall, und so gewann er sich auch den furchteinflößenden Wagen, die weißen Pferde, die beiden unerschöpflichen Köcher und viele himmlische Waffen vom Gott des Feuers. Als er im Bereich Indras war erhielt er seine Muschel Devadatta und besiegte zahllose Daityas und Kalakeyas. Wer auf Erden könnte ihn übertreffen? Mit großer Seele erfreute er Mahadeva im fairen Kampf und erhielt von ihm die schreckliche und gewaltige Waffe Pasupata, welche alle drei Welten vernichten kann. Die Regenten der Welten gewährten ihm ihre Waffen von unermeßlicher Energie, mit denen der Held die Asuras Kalakhanjas vernichtete. Und in Viratas Stadt hat er ganz allein und auf nur einem Wagen uns alle vertrieben. Er nahm uns die Kühe wieder ab und sammelte von den großen Kriegern die Kleider ein. Diesen wahrhaft Großen herauszufordern, der Krishna zu seinem Verbündeten hat und über solche Energie und vorzüglichen Eigenschaften verfügt, bedeutet für mich ein Übermaß an Mut, über welches ich vorzügliche Person verfüge. Und ja, Arjuna wird von Krishna beschützt, diesem Narayana mit der grenzenlosen Energie und ohne jeden Ebenbürtigen, diesem immer siegreichen Vishnu mit Diskus, Muschel und Keule, dessen Eigenschaften nicht einmal alle vereinten Welten in zehntausend Jahren erschöpfend aufzählen können. Wenn ich die beiden auf einem Wagen zusammen betrachte, fühle ich Ehrfurcht und Mut zugleich. Arjuna ist der beste Bogenkrieger und Krishna ohne Rivalen im Gebrauch des Diskus. Wenn sich auch die Berge des Himavat von der Stelle bewegten, aber nicht diese beiden Krishnas. Sie beide sind Helden, die alle Waffen beherrschen. Mit ihren Adamant- Körpern sind sie mächtige Wagenkrieger. Wer, außer mir, oh Shalya, würde gegen sie ziehen? Ohne zu zögern, erfülle ich mir nun diesen langgehegten Wunsch – die Schlacht mit Arjuna. Bald wird dieses wunderbare, unvergleichliche und schöne Duell stattfinden. Entweder werde ich die beiden Helden schlagen, oder sie mich.

Nach diesen Worten zu Shalya ließ Karna sein lautes Löwengebrüll ertönen. Dann trat er vor deinen Sohn, diesen Ersten der Kurus, grüßte ihn respektvoll und sprach auch zu Kripa und Kritavarman, diesen beiden mächtigen Kriegern, zu Shakuni mit seinem Sohn, zu Aswatthaman und seinem jüngeren Bruder, und all den anderen Kriegern, Reitern und Elefantenführern:
Stürmt gegen Krishna und Arjuna, verschließt alle Wege rings um die beiden und ermüdet sie durch aufreibende Angriffe, ihr Herren der Erde, damit ich die beiden müheloser schlagen kann, nachdem ihr alle sie zutiefst zermürbt habt.

Alle gegen Arjuna

Die Helden stimmten zu: „So sei es.“, und rückten unverzüglich aus, um dem Gebot Karnas folgend zahllose Schauer an Waffen auf Krishna und Arjuna niedergehen zu lassen. Und wie der unergründliche und große Ozean alle Flüsse empfängt, so empfing Arjuna alle Krieger in der Schlacht. Seine Feinde konnten nicht ausmachen, wann er seine vorzüglichen Pfeile auf die Bogensehne legte, und wann er sie abschoß. Alles, was zu sehen war, waren die leblos zu Boden sinkenden Männer und Tiere rings um ihn, in denen seine Pfeile steckten. Und wie Kranke manchmal nicht in die Sonne blicken können, so konnte niemand mehr Arjuna ansehen, welcher die Energie der alles verbrennenden Sonne am Ende der Yugas zur Verfügung zu haben schien, wobei seine Pfeile die Sonnenstrahlen waren und der gespannte Gandiva der schönen Sonnenscheibe glich. Gelassen lächelnd zerschnitt Arjuna alle auf ihn zufliegenden Geschosse und traf noch seine Angreifer vom zum Kreis gespannten Gandiva. Wie die unbarmherzige Sonne in den Monaten Jaishtha und Ashara flugs alles Wasser aufsaugt, so verschwanden die Schauer an Geschossen auf Arjuna nebst deinen Truppen, oh König der Könige. Auch Kripa, Kritavarman und sogar dein Sohn Duryodhana griffen Arjuna an. Und gleichzeitig entließ Aswatthaman seine heftigen Pfeile wie Regenschauer auf die beiden Helden. Doch sehr schnell und energisch wehrte Arjuna alles ab und bohrte jeweils drei Pfeile in seiner Gegner Brust. Dabei strahlte er wie die glänzende Sommersonne, und Gandiva bildete die glänzende Korona um ihn herum. Aswatthaman konnte zehn Treffer auf Arjuna landen, drei auf Krishna, vier auf die Pferde und weitere auf Arjunas Affen im Banner. Doch dafür zerschnitt Arjuna den vollgespannten Bogen seines Gegners mit drei Pfeilen, köpfte dessen Wagenlenker mit einem scharfen Pfeil, tötete die Pferde mit vier Geschossen und fällte mit drei weiteren die Standarte Aswatthamans. Zornig nahm Aswatthaman einen neuen, kostbaren Bogen zur Hand, der so glänzend wie der Körper Takshakas und mit Juwelen und Perlen bestückt war, daß er einer großen Schlange aus den Bergen ähnelte. Fest auf dem Boden stehend spannte er den Bogen und entließ eine Waffe nach der anderen auf Krishna und Arjuna aus geringer Entfernung. Auch die anderen, wie Kripa, Kritavarman und Duryodhana kämpften immer weiter fort und verdeckten mit ihren Pfeilen die beiden Helden, wie Wolken die Sonne verdunkeln. Doch wie der tausendarmige Kartavirya beschoß Arjuna Kripas gespannten Bogen, Pferde, Standarte und Wagenlenker mit der Macht von Indra, wenn er seinen Blitz schleudert. Mit vernichteten Waffen und zersplitterter Standarte erging es nun Kripa wie zuvor Bhishma, als Arjuna tausende Pfeile auf ihn regnen ließ. Als nächstes zerschmetterte Arjuna Bogen und Standarte deines brüllenden Sohnes, um dann sogleich die schönen Pferde Kritavarmans und auch dessen Standarte zu Fall zu bringen. Schon einen Moment später fielen die Elefanten der sich nähernden feindlichen Truppen, nebst den Wagen und Kriegern mit ihren Pferden, Standarten und Waffen. Das zermalmte deine Armee an vielen hundert Stellen, so daß Arjuna seinen Wagen wieder freibekam und Krishna flugs die Pferde in Bewegung brachte, so daß alle Angreifer zur Rechten blieben. Die noch verbleibenden Krieger deiner Armee folgten dem schnell Davoneilenden mit ihren hohen Standarten. Doch Sikhandin, Satyaki und die Zwillinge warfen sich dazwischen und hielten mit spitzen Pfeilen die Verfolger von Arjuna fern. So brandete die Schlacht zwischen den Kurus und Srinjayas erneut auf, und wie bei den Asuras und Göttern vor langer Zeit, so flogen auch hier die geraden Pfeile von großer Energie von Seite zu Seite. Alle Krieger begehrten den Sieg und waren ungeduldig, in den Himmel aufzusteigen. Und unzählige fielen auf dem Schlachtfeld. Laut brüllend und kraftvoll kämpfend gingen sie aufeinander los, und all die hoch über den Köpfen hinzischenden Waffen verdunkelten den Himmel, so daß die Sonne nur noch trübe zu scheinen schien.


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