Pushpak Mahabharata Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 76 – Bhima inmitten der Feinde

Sanjaya erzählte weiter:
In dieser gräßlichen Schlacht stellte sich Bhima ganz allein seinen Feinden, die ihn in Scharen umringten. Furchtlos gebot er seinem Wagenlenker:
Bring mich in die Mitte des Heeres, oh Wagenlenker. Schnell, treibe die Pferde an. Ich werde all diese Söhne Dhritarashtras vor Yama senden.

Der Wagenlenker folgte und heftig preschte Bhima gegen das Heer deines Sohnes. Ihm stellten sich eine große Schar Kaurava Truppen mit Elefanten, Pferden und Wagen entgegen, die ihn und seinen trefflichen Wagen von allen Seiten mit vielen Pfeilen angriffen. Doch der hochbeseelte Bhima zerschnitt mit seinen goldbeschwingten Pfeilen alle anfliegenden Geschosse. In drei oder zwei Stücken fielen die Pfeile der Feinde zu Boden, und als nächstes bekamen die Angreifer Bhimas Pfeile zu spüren, so daß sich lautes Wehgeschrei erhob, als ob ein Berg vom Blitz gespalten wird. Doch bewegungsreich griffen die Krieger Bhima an, wie frisch geschlüpfte Vögel in einen Baum einfallen. Nun zeigte Bhima seine ganze wilde Kraft, wie der Vernichter am Ende der Yugas mit seiner Keule wütet. Deine Krieger konnten ihm nicht widerstehen, und stürzten dem Tod in den weit geöffneten Rachen. Die Verbliebenen verließen ihre Schlachtordnung und rannten verwundet und verbrannt in alle Richtungen davon.

Und völlig im Rausch des Kämpfens sprach Bhima wieder zum Wagenlenker:
Schau, oh Suta, ob die Wagen dort drüben unsere sind oder feindliche. Wenn ich kämpfe, kann ich das nicht mehr unterscheiden. Halte mich davon ab, wenn ich unsere Reihen mit Pfeilen eindecke. Oh Visoka, ich sehe nur noch feindliche Standarten und Krieger um mich herum, die alle angreifen. Das bringt mich in Bedrängnis. Außerdem leidet der König Schmerzen, und Arjuna ist nirgends zu sehen. Das erfüllt mein Herz mit Sorge. Es bekümmert mich, daß König Yudhishthira ging und mich inmitten der Feinde allein ließ. Auch weiß ich nicht, ob Arjuna noch lebt. Das vergrößert noch meinen Kummer. Doch nichts desto trotz werde ich diese feindlichen Truppen vernichten und den Triumph mit dir teilen. Untersuche sorgfältig meine Köcher und Pfeile und sag mir, wie viele Pfeile von welcher Sorte ich noch auf meinem Wagen zur Verfügung habe.

Visoka antwortete:
Insgesamt hast du sechzigtausend Pfeile, oh Held. Davon sind zehntausend rasiermesserscharf und ebenso viele breitköpfig. Pfeile ohne Bart hast du noch zweitausend und dreitausend Pradaras. Das sind viel mehr, als auf sechs Ochsenkarren passen. Schieße und wirf sie nur, denn an Keulen, Schwertern, Lanzen, Dolchen, Wurfpfeilen, Speeren und anderen Waffen sind noch Abertausende vorhanden. Fürchte nicht, daß deine Waffen erschöpft sein könnten.

Bhima sprach:
Dann wirst du heute bezeugen können, wie ich in gräßlicher Schlacht mit meinen wuchtigen Pfeilen vom kräftigen Bogen alles und jeden Feind zerschmettere. Die Sonne wird sich zurückziehen, und das Schlachtfeld wird den dunklen Bereichen des Todes ähneln. Heute werden es alle Kshatriyas nebst ihren Kindern erfahren, daß entweder Bhima fiel oder Bhima ganz allein alle Kurus überwältigt hat. Mögen sie heute alle fallen. Und die Welten werden mein Lob von frühester Jugend an singen. Allein werde ich siegen oder fallen. Mögen mich die Götter segnen, welche den Handelnden helfen, die zum Guten entschlossen sind. Und möge Arjuna, diese Geißel seiner Feinde, bald herkommen, wie Indra, wenn er angemessen zum Opfer gebeten wird.

Doch schau, das Heer der Bharatas bricht. Warum fliehen die Könige davon? Oh, es muß Arjuna sein, der sie mit seinen Pfeilen vor sich hertreibt. Sieh nur Visoka, wie die Standarten, Pferde, Elefanten und ganze Truppen von Fußsoldaten von dannen eilen. Sieh nur, wie die Wagen von Pfeilen gespickt zerfallen. Doch obwohl Arjuna mit seinen goldenen Pfeilen wie mit einschlagenden Blitzen große Breschen schlägt, werden die Lücken von den nachdrängenden Massen schnell wieder gefüllt. Die Fliehenden zermalmen die eigenen Leute, ihre Sinne verwirrt, die Elefanten wie bei einem Waldbrand mit Panik geschlagen und über allem lautes Wehgeschrei. Hör nur, Visoka, wie die riesigen Tiere unter dem Pfeilbeschuß brüllen.

Visoka meinte dazu:
Wie kann es sein, oh Bhima, daß du das laute Donnern vom zornig gespannten Gandiva nicht hörst? Was ist mit deinen beiden Ohren? Alle deine Wünsche wurden eben erfüllt. Dort ist der Affe von Arjunas Banner inmitten der Elefantenabteilung zu sehen. Und sieh, wie die Sehne Gandivas Blitze aussendet. Überall erscheint Arjunas Standarte und zerwühlt die feindlichen Divisionen. Sogar ich fühle Schrecken, wenn ich genau hinsehe. Und dort erstrahlt das Diadem Arjunas in aller Pracht. Ich erkenne nun sogar sein kostbares Juwel mit dem Sonnenglanz. Hörst du auch das laute Dröhnen der weißen Devadatta? Und an der Seite vom Zügel haltenden Krishna sehe ich den strahlenden Diskus, die Nabe so hart wie Donner und der Rand so scharf wie ein Rasiermesser. Diesen Diskus haben die Yadus immer verehrt. Oh, wie die baumgroßen Rüssel der Elefanten von Arjuna abgetrennt zu Boden stürzen! Und dort fallen die riesigen Tiere mitsamt ihren Reitern mit zerfleischten Gliedern krachend nieder. Dazwischen leuchtet die schöne, mondweiße Muschel Panchajanya von Krishna auf, auch das Juwel Kaustubha auf seiner Brust und die prachtvolle Girlande. Es gibt keinen Zweifel: Krishna und Arjuna greifen an und entwurzeln das feindliche Heer auf ihrem Wagen, der von den weißen Pferden gezogen wird. Schau wie dein jüngerer Bruder mit der Energie eines Himmlischen verheerend unter den Wagen und Kriegern des Feindes kämpft. Um ihn herum fallen alle starken Tiere und Männer wie Bäume, die der Sturm unter Garudas Schwingen entwurzelt. Schon hat Arjuna mit seinen mächtigen Pfeilen vierhundert Wagenkrieger mit ihren Pferden und Wagenlenkern geschlagen, siebenhundert Elefanten und zahllose Fuß- und Reitersoldaten. Sich seinen Weg durch die Massen freikämpfend kommt er an deine Seite wie die Sternenkonstellation Chitra. Alle deine Wünsche wurden erfüllt. Der Feind ist hier besiegt. Mögen sich deine Macht und Lebensspanne immer weiter vergrößern.

Und Bhima antwortete voller Freude:
Weil du, oh Visoka, mir diese frohe Botschaft von Arjunas Ankunft verkündet hast, gebe ich dir vierzehn reiche Dörfer, hundert weibliche Sklaven und zwanzig Wagen.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter