Pushpak Mahabharata Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 73 – Krishna motiviert Arjuna

Und Krishna mit der unermeßlichen Seele fuhr fort, zum kampfentschlossenen Arjuna zu sprechen:
Heute ist der siebzehnte Tag dieses gräßlichen Massakers von Menschen, Elefanten und Pferden. Zu Anfang war das Heer riesig und gehörte dir. Doch nun ist seine Zahl gewaltig geschrumpft, denn der Kampf hat so viele Leben gefordert. Auch bei den Kauravas ist das so, und weil sie gegen dich gekämpft haben, sind sie beinahe ausgelöscht. Mit dir als unbesiegtem Anführer halten die Srinjayas und Pandavas, all die vereinten Herren der Erde, ihre Stellung. Von dir beschützt haben die Chedis, Panchalas, Matsyas und Karushas eine immense Vernichtung unter den Feinden verursacht. Wer könnte die geeinten Kauravas besiegen, und wer die von dir beschützten Pandavas? Du bist es, der die drei Welten mit ihren Göttern, Asuras und Menschen besiegen kann. Was also von den Kaurava Heerscharen reden? Niemand außer dir, oh Tiger unter den Männern, konnte König Bhagadatta besiegen. Und deshalb können alle Herren der Erde nicht einmal das weite Heer anstarren, welches du beschützt, oh Sündenloser. Nur von dir unterstützt konnten Dhrishtadyumna und Sikhandin die gewaltigen Krieger Drona und Bhishma schlagen. Wer außer dir könnte die grimmig entschlossenen Anführer der feindlichen Akshauhinis besiegen, diese niemals zurückweichenden, kriegserfahrenen Helden wie Karna, Kripa, Aswatthaman und König Duryodhana selbst? Du hast schon zahllose Divisionen von Soldaten zermalmt, und ihre Pferde, Elefanten und Wagen wurden von deinen Waffen zerstückelt. So viele große, zornvolle und schreckliche Kshatriyas aus allen Ländern der Welt wurden von dir vernichtet. All die Clans der Govasas, Dasamiyas und Vasatis, die Stämme aus dem Osten, die Vatadhanas und Bhojas empfanden ihren Stolz mit ganzem Herzen, kämpften gegen dich und Bhima und trafen auf ihre Vernichtung. Schrecklich entschlossen und mit fürchterlichen Taten griffen dich die Tusharas, Yavanas, Khasas, Darvabhisaras, Daradas, Sakas, Kamathas, Ramathas, Tanganas, Andhrakas, Pulindas, Kiratas, Mlechas, die Bergvölker und all die Stämme von der Meeresküste mit zornig und mächtig geschwungenen Waffen an, und wurden doch von dir allein besiegt, wie sehr sie sich auch mit den Kurus zum Wohle Duryodhanas mühten. Wer könnte ohne deinen Schutz sich dem gewaltigen Heer der Söhne Dhritarashtras stellen? Die Pandavas konnten nur in die feindlichen Reihen eindringen und vernichtend schlagen, weil du sie beschützt hast. Sieben Tage sind nun vergangen, nachdem Abhimanyu den mächtigen Jayatsena, diesen Herrscher der Magadhas, schlug. Und seitdem folgten ihm zehntausend gräßliche Elefanten in den Tod und noch zahllose weitere Krieger und Pferde, weil Bhima sie mit seiner Keule zermalmte. Wer immer euch beide, dich und Bhima, angriff, der ging ins Reich des Todes ein.

Als die vorderste Front der Kaurava Armee von den Pandavas vernichtet wurde, schoß Bhishma seine gräßlichen Pfeile, und mit den höchsten Waffen entwurzelte er die Chedis, Panchalas, Karushas, Matsyas und Kekayas. Er erfüllte den Himmel mit goldbeschwingten und geraden Pfeilen von seinem Bogen, die alle Feinde durchbohrten. Mit einem Mal vernichtete er tausend Krieger, und insgesamt führte er hunderttausend Männer und starke Elefanten in den Tod. Sie alle verließen die vielfältigen Wege der Welt und gingen den Weg der Zerstörung, wobei sie unzählige Wagen, Elefanten und Rosse mit sich nahmen. Oh, ungezählt waren die Pfeile, welche Bhishma schoß. Für zehn Tage schlachtete er das Heer der Pandavas, fegte zahllose Wagenterassen leer und entleibte jede Menge Elefanten und Pferde. Er hatte wahrlich die Gestalt von Rudra oder Upendra angenommen und ein immenses Gemetzel im feindlichen Heer verursacht. Auch er wollte dem im Meer versinkenden Duryodhana retten, indem er so viele Herren der Erde unter den Chedis, Panchalas und Kekayas im Kampf tötete. Die meisten, wohlgerüsteten Fußsoldaten unter den Srinjayas konnten den Helden nicht einmal anblicken, denn er war die grell strahlende Sonne selbst, wenn er kämpfte. Doch schließlich stürmten die Pandavas mit allen Kräften gegen den um den Sieg ringenden Helden, der sich ohne Hilfe kämpfend schon längst als Erster und Bester der Helden erwiesen hatte, und weil Sikhandin von dir beschirmt wurde, konnte er Bhishma, diesen Tiger unter den Männern, schlagen. Weil er dich zum Feind hatte, wie Vritra den Indra, liegt der Großvater nun auf seinem Bett aus Pfeilen.

Und der schreckliche Drona metzelte für fünf Tage die feindlichen Heerscharen nieder. Mit seiner undurchdringlichen Schlachtordnung tötete er viele, große Wagenkrieger und beschützte Jayadratha für eine Weile. Und in der nächtlichen Schlacht waren unsere Verluste durch ihn gewaltig. Mit außerordentlicher Energie und Meisterschaft fielen zahllose Krieger unter seinen Pfeilen. Doch schließlich, als er gegen Dhrishtadyumna kämpfte, gelangte auch er zum höchsten Ende. Wenn du nicht all die Wagenkrieger rings um Drona in Schach gehalten hättest, wäre Drona niemals gefallen. Ja, du warst es, der das ganze feindliche Heer auf Abstand hielt, und nur so konnte Drona von Dhrishtadyumna überwältigt werden. Wer außer dir hätte solche Heldentaten vollbringen können, wie den Tod Jayadrathas? Mit dem ganzen Heer hast du es aufgenommen und mit der Energie deiner Waffen Jayadratha geschlagen. Alle Könige konnten darüber nur staunen. Ich wunderte mich nicht, denn ich weiß, welch großer Krieger du bist. Und ich denke nicht gering von den vielen, vielen Kshatriyas, die du an einem Tag alle vernichten könntest. Seit Bhishma und Drona geschlagen sind, erachte ich das schreckliche Heer von Dhritarashtra als heldenlos. Und ohne sie und all die bereits gefallenen Krieger mit ihren Pferden, Wagen und Elefanten sieht die Bharata Armee heute aus wie ein Himmel ohne Sonne, Mond und Sterne. Der Glanz ist ihnen verlorengegangen, ganz wie der Asura Armee, wenn sie unter Indras Heldenmut gerät. Der Rest dieser einst wahrlich großen Helden besteht nur noch aus Karna, Kritavarman, Shalya, Aswatthaman und Kripa. Du solltest diese fünf Helden noch heute schlagen und zum Held werden, der alle seine Feinde auf Erden besiegt. Dann kannst du die ganze Erde mit ihren Inseln und Städten, dem Himmel, den Gewässern und niederen Bereichen König Yudhishthira mit der unermeßlichen Energie und dem unbegrenzten Wohlstand übergeben. Vernichte dieses Heer wie einst Vishnu die Daityas und Danavas schlug, und übergib deinem Bruder die Erde, wie Vishnu die drei Welten Indra übergab. Doch ich weiß, daß du Aswatthaman zugeneigt bist, denn du ehrst immer noch deinen Lehrer Drona, seinen Vater. Und du ehrst und liebst Kripa, deinen respektierten Lehrer. Und vielleicht wirst du auch Kritavarman nicht töten, weil du der Verwandtschaft deiner Mutter alle Ehre erweisen möchtest. Und auch Shalya, den Bruder deiner Mutter (Madri) wirst du Lotusäugiger wohl aus Zuneigung nicht töten. Doch dann bitte ich dich, mit spitzen Pfeilen heute wenigstens den Karna zu schlagen, denn er ist ein Irrender mit sündigem Herzen, der den schlimmsten Haß auf die Pandavas hegt. Dies ist deine edelste Pflicht. Nichts daran ist unangemessen. Wir loben die Tat, in der es keinen Makel gibt. Der übelgesinnte Karna ist die Wurzel dieses Anschlages, in dem deine Mutter mit ihren Kindern verbrannt werden sollte. Und auch das Betragen Duryodhana gegen euch beim Würfelspiel gründet sich in Karna. Denn Duryodhana hoffte immer auf die Rettung durch Karna aus allen seinen Übeltaten. Sogar mich wagte der Wütende anzugreifen. Es ist die unverrückbare Überzeugung Duryodhanas, daß Karna alle Pandavas im Kampf besiegt. Obwohl er deine Macht genauestens kennt, oh Sündenloser, entschied er sich aufgrund seiner Verbundenheit mit Karna für den Krieg mit euch. Karna hat immer versichert, daß er die versammelten Pandavas nebst Krishna schlagen würde. Das gab Duryodhana Auftrieb, und so brüllten sie es in allen Versammlungen der Kurus. Schlage ihn heute, oh Arjuna.

In allen demütigenden Handlungen, die der üble Duryodhana gegen euch verschuldete, war dieser verwirrte Karna mit dabei. Ich sah, wie der heldenhafte Abhimanyu, dein Sohn mit Subhadra, von sechs Wagenkriegern mit grausamen Herzen entwaffnet wurde, die alle zu Duryodhanas Armee gehörten. Er hatte zuvor Drona, Kripa, Aswatthaman und andere Helden sowohl auf Wagen als auch Elefanten aufgerieben. Wie ein Stier hat Abhimanyu den Ruhm deines Geschlechts vermehrt und viele, viele Krieger zu Fuß und auf Pferden geschlagen. Die Reihen der Kurus hat er aufgewühlt und immens viele Männer ins Reich Yamas gesandt. Ich schwöre bei der Wahrheit, mein Freund, daß meine Glieder bei dem Gedanken brennen, daß Karna dem Abhimanyu nur Übles wollte, während der jugendliche Held mit seinen Pfeilen die Heerscharen stürmisch vernichtete. Er selbst konnte nicht vor Abhimanyu bestehen. Blutbedeckt und vor Wut bar aller Vernunft hat er wie eine Schlange gezischt. Und doch mußte er dem Kampf mit Abhimanyu den Rücken kehren, nachdem er für eine Weile verwirrt und von Schmerzen geplagt völlig reglos gestanden hatte. Er hatte keine Hoffnung mehr, war geschwächt und war sehr erleichtert, als er endlich floh. Bis er dann die grausam wirkungsvollen Worte Dronas vernahm: „Karna, zerstückele Abhimanyus Bogen!“ Dies vollbrachte er, und fünf weitere Krieger schlugen den Jüngling hinterhältig, indem sie ihn entwaffneten. Als dein Sohn fiel, trat der Kummer in jedes Herz. Nur Karna und Duryodhana lachten freudig und laut.

Und sicher erinnerst du dich auch an die harten und bitteren Worte, die Karna vor euch zu Draupadi beim Würfelspiel sprach: „Deine Gatten sind tot; sie sanken in eine ewige Hölle. Wähle einen anderen Herrn, oh du mit den runden Hüften und den süßen Lippen. Betritt lieber das Haus Dhritarashtras als Dienerin, oh du mit den geschwungenen Augenbrauen, denn du hast keine Ehemänner mehr. Deine Gatten können dir von heute an mit nichts mehr dienen. Du bist die Frau von Sklaven, und wurdest damit, oh schöne Prinzessin, ebenfalls zur Sklavin. Von heute an gibt es nur noch einen König auf Erden, und dies ist Duryodhana. Und alle anderen Könige erkennen diesen Status ehrend an. Schau nur und erkenne, wie gefallen deine Gatten sind. Von Duryodhanas Energie überwältigt werfen sie nur scheele Blicke und schweigen. Es ist offensichtlich, sie sind alle taube Sesamsamen ohne Kern und in die Hölle gesunken. Sie müssen nun Duryodhana, diesem König der Könige, dienen.“ Genau dies waren die üblen Worte des sündigen Lumpen mit dem gemeinen Herzen, die du selbst gehört hast.

Laß also deine goldverzierten, an Stein gewetzten und tobdringenden Pfeile das Feuer löschen, welches meine Worte und all die Kränkungen des Übeltäters in dir entfacht haben. Mögen deine Pfeile das Leben des Sünders nehmen. Möge er unter der schmerzhaften Berührung der Pfeile von Gandiva sich an die mahnenden Worte Bhishmas und Dronas erinnern. Mögen deine tödlichen Pfeile mit der Wucht des Blitzes seine lebenswichtigen Organe durchbohren und sein Blut trinken. Mögen deine furchtbaren und heftigen Waffen ihn heute noch ins Reich Yamas senden. Sollen alle Könige der Erde niedergeschlagen und hoffnungslos seinen Fall vom Wagen mit lautem Wehklagen betrauern. Mögen seine Gefolgsleute seinen leblosen und blutgetränkten Leichnam schauen, der die Waffen nicht mehr in Händen hält. Möge Karnas hohe Standarte mit dem Elefantenseil flatternd zur Erde sinken, von deinem breitköpfigen Pfeil gefällt. Möge Shalya in Panik fliehen und den goldverzierten Wagen Karnas hinter sich lassen, weil er ohne Krieger und Pferde und von hunderten deiner Pfeile in alle Einzelteile zerlegt ist. Möge der Feind Duryodhana mit anschauen, wie du Karna schlägst und ihn seines Königreichs und Lebens beraubst.

Dort drüben schlachtet Karna mit der Heldenkraft Indras deine Truppen. Die Panchalas greifen ihn trotzdem an, denn sie kämpfen entschlossen für unsere Sache. Doch wisse, Karna ist allen überlegen: den fünf Söhnen der Draupadi, Dhrishtadyumna, Sikhandin, den Söhnen Dhrishtadyumnas, auch Satanika, dem Sohn Nakulas wie Nakula und Sahadeva selbst, ebenso Durmukha, Janamejaya, Sudharman und sogar Satyaki. Wenn er unsere Verbündeten, die Panchalas, hart trifft, hört man den lauten Aufschrei bis hierher. Und doch fühlen sie keine Furcht und wenden ihr Gesicht nicht ab von der Schlacht. Sie sind wahrhaft große Krieger und wagen furchtlos ihr Leben. Nicht einmal vor Bhishma haben sie damals ihr Antlitz abgewendet. Unermüdlich haben sie auch gegen Drona gekämpft, diesen Helden, der immer mit aller Kraft das weite Heer des Feindes verbrannte. Und nicht einmal haben sie ihr Gesicht von Karna abgewandt, obwohl der heroische Kämpfer mit großer Aktivität ihr Leben raubt, wie ein loderndes Feuer Scharen von Insekten vernichtet. Zu Hunderten schlägt er seine Angreifer, und zu Hunderten sinken die für unser Wohl unermüdlich Kämpfenden leblos zu Boden. Es ist deine Pflicht, ihr Rettungsboot und Anker zu sein, und diesen tapferen Kriegern beizustehen, die im bodenlosen Ozean Karna versinken. Er hat bereits diese schreckliche Waffe entfesselt, die ihm dieser beste Weise Rama, der Sohn des Jamadagni aus dem Geschlecht des Bhrigu, verlieh. Diese Waffe verbrennt alle Truppen und wütet mit ihrer ganz eigenen Energie in gräßlichster Weise in unserem Heer. Karnas Pfeile sausen so dicht wie Bienenschwärme von seinem Bogen. Wer seine Seele nicht unter Kontrolle hat, kann diesen Karna nicht bekämpfen und muß fliehen. Sieh, dort greift der immer kampfeseifrige Bhima mit seinen Truppen den Karna an und beschießt ihn mit spitzen Pfeilen. Wenn du die Gelegenheit versäumst, wird Karna alle Panchalas, Srinjayas und Pandavas auslöschen, wie eine vernachlässigte Krankheit, die den Körper befallen hat. Es gibt keinen Krieger in Yudhishthiras Armee außer dir, der nach einem Kampf mit Karna unverletzt und lebend wieder heimkehren könnte. Schlage ihn gemäß deines Schwures, oh Stier unter den Männern, und gewinne dir großen Ruhm. Ich sage dir aufrecht, nur du allein bist in der Lage, Karna inmitten der Kauravas zu schlagen, und sonst niemand, bester Krieger. Vollbringe die Heldentat, erreiche dein Ziel und kröne dich mit Erfolg, oh bester Mann.


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