Pushpak Mahabharata Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 68 – Yudhishthiras Zorn

Sanjaya fuhr fort:
Als Yudhishthira begriff, daß der mächtige Karna immer noch lebte, da brannten in ihm sowohl die Wunden von Karnas Pfeilen als auch der Zorn, und er sprach verärgert zu seinem Bruder:
Oh Herr, deine Armee ist geflohen und in einer Weise geschlagen, die keinesfalls ehrbar ist. Du hast wohl Angst und warst nicht in der Lage, dich Karna zu stellen, daß du sogar Bhima im Stich gelassen hast und herkamst. War es dann ganz fruchtlos, daß du in Kuntis Leib eingetreten bist? Es war unangemessen von dir, Bhima allein zu lassen, weil du nicht gegen Karna kämpfen konntest. Im Dwaita Wald hast du mir versichert, daß du ganz allein auf nur einem Wagen Karna schlagen kannst. Warum hast du nun Angst und meidest ihn? Anstatt zu kämpfen läßt du Bhima im Stich und fährst ins Lager. Wenn du mir damals ehrlich gesagt hättest, daß du Karna nicht gewachsen bist, dann hätten wir andere und vor allem wirksame Vorkehrungen getroffen. Doch nun hast du dein Versprechen nicht erfüllt, oh Held. Erst hast du uns mitten unter unsere Feinde geführt, und nun zerbrichst du uns in Stücke, weil du uns auf hartem Felsen zerschmetterst. Ach, ich habe nur Gutes und Nützliches in dir gesehen und dich immer gesegnet. Doch nun sind alle Erwartungen enttäuscht. Dein Baum trägt nur Blüten und keine Früchte. Du hast uns, die wir ein Königreich ersehnten, auch ein Königreich versprochen. Doch es war nur ein im Köder versteckter Fischhaken, eine bittere Enttäuschung wie im Essen verstecktes Gift. Die ganzen dreizehn Jahre haben wir in der Hoffnung und im Vertrauen auf dich, oh Arjuna, gelebt, wie Samenkörner in der Erde auf Regen warten, den der Gott der Jahreszeiten schickt.

Und auch die Stimme aus dem Himmel hat am siebten Tag nach deiner Geburt unserer Mutter Kunti verkündet:
Dieser deiner Söhne wird die Heldenkraft von Indra habe und alle seine großen Feinde besiegen. Er wird die Madras besiegen, die Kalingas und die Kekayas. Und er wird inmitten vieler Könige die Kurus schlagen. Kein Bogenkrieger wird ihm überlegen sein und kein Geschöpf ihn je besiegen können. Mit gezügelten Sinnen wird er die Zweige allen Wissens meistern, und nur durch seinen aufrechten Wunsch die Wesen unter seine Herrschaft bringen. In Schönheit wird dein hochbeseelter Sohn dem Mondgott Konkurrenz machen, oh Kunti, in Schnelligkeit dem Windgott, in Geduld dem Meru, in Vergebung der Erde, in Glanz dem Sonnengott, in Wohlstand dem Herrn der Schätze, in Mut dem Indra und in Macht dem Vishnu. Er wird alle Feinde schlagen, die sogar Vishnu gleichen. Mit unermeßlicher Energie wird er die Feinde überwerfen, für seine Freunde Siege erringen und dafür gefeiert werden. Und er wird der Gründer eines Geschlechts sein.

Viele Asketen haben die himmlische Stimme damals auf dem Gipfel des Satashringa Berges vernommen. Doch all dies ist nicht geschehen! Und das zeigt deutlich, daß sogar Götter die Unwahrheit sprechen. Weh! Ich habe immer die vielen Lobeshymnen der Rishis gehört, welche sie für dich sangen. Und niemals hatte ich angenommen, daß Duryodhana Erfolg und Wohlstand beschieden sei und du vor Karna Angst haben könntest. Du fährst einen vorzüglichen Wagen, den der himmlische Architekt selbst gebaut hat. Seine Achsen brechen niemals, und deine Standarte trägt den Affen. Du trägst ein Schwert, welches an einem Gürtel aus Gold und Silber hängt. Dein Bogen Gandiva ist volle sechs Ellen lang. Und Krishna ist dein Wagenlenker. Warum nur hast du Angst vor Karna und fliehst die Schlacht? Oh deine Seele muß niedrig sein. Gib lieber Krishna deinen Bogen und lenke du seinen Wagen, denn Krishna hätte den gräßlichen Karna schon längst geschlagen, wie Indra, der Herr der Maruts, mit seinem Blitz den Asura Vritra schlug. Wenn du heute nicht in der Lage bist, dich dem überlegenen Karna zu stellen, dann gib deinen Gandiva einem würdigeren König. Dann wird die Welt uns nicht ohne Söhne und Ehefrauen und ohne Königreich sehen, und wir versinken nicht verzweifelt in der tiefen Hölle des Elends. Ach, es wäre besser gewesen, du wärest nie im Leibe Kuntis geboren. Und wenn schon, dann hättest du lieber deine Geburt im fünften Monat als Fehlgeburt genommen, denn dann bräuchtest du nie kämpfen, oh du mit gemeiner Seele. Schande über deinen Gandiva! Schande über die Kraft deiner Arme! Schande über deine unerschöpflichen Waffen! Schande über dein Banner mit dem riesigen Affen! Und Schande über den Wagen, welchen der Feuergott dir gab!


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