Pushpak Mahabharata Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 64 – Aswatthaman gegen Arjuna

Sanjaya sprach:
Doch plötzlich fuhr Aswatthaman mit einer großen Wageneinheit zu Arjuna, um ihn zu überwältigen. Doch wie der Kontinent dem wogenden Meer standhält, so empfing Arjuna mit seinem Gehilfen Krishna den heftig angreifenden Sohn von Drona. Zornig streute Aswatthaman seine Pfeile über die beiden aus, so daß alle großen Wagenkrieger erstaunten. Gelassen rief Arjuna eine himmlische Waffe zur Gegenwehr, die der Brahmane Aswatthaman abwehrte. Und so rief Arjuna noch viele andere Waffen herbei, doch alle wehrte der große Bogenkrieger Aswatthaman ab, der uns in dieser Schlacht wie der Vernichter selbst mit weit geöffnetem Schlund erschien. Erst erfüllte er alle Himmelsrichtungen mit seinen Geschossen und dann traf er Krishna mit drei Pfeilen in den rechten Arm. Doch nun beschoß Arjuna die Pferde seines tapferen Angreifers und ließ unter dem Gefolge rings um Aswatthaman einen Strom von Blut entstehen, der gräßlich war und viele Wesen in die andere Welt führte. Mit einem Mal war eine große Anzahl Wagenkrieger mitsamt ihren Wagen vernichtet und zertrümmert. Auch Aswatthaman tötete eine große Anzahl Feinde und ließ viel Blut ins Reich Yamas fließen. Und in dieser grauenvollen Schlacht zwischen Arjuna und Aswatthaman kämpften die Männer wild und bald ohne jegliche Würde oder Achtung voreinander. Ein großes Chaos setzte ein, denn alle Arten von Verwirrung mischten sich: Wagen ohne Pferde und Lenker, Pferde ohne Reiter und Elefanten ohne Treiber und Krieger. Welch Gemetzel verursachten Arjunas Pfeile! Die Wagenkrieger kippten tot von ihren Wagen, und die Pferde rannten ohne ihr Geschirr panisch hin und her. Doch Aswatthaman, dieses Juwel in der Schlacht, griff unbeirrt an, schwenkte seinen hervorragenden Bogen und deckte Arjuna von allen Seiten mit Pfeilen ein. Und noch einmal spannte er seinen Bogen, zielte mit einem geflügelten Pfeil auf Arjuna Brust und war grausam entschlossen. Schwer getroffen zertrümmerte Arjuna mit seinem Gandiva sogleich Aswatthamans Bogen, doch dieser griff zur gestachelten Keule, welche er mit großer Kraft auf den diademgeschmückten Arjuna schleuderte. Doch wieder lächelnd zerschnitt Arjuna die donnergleiche Keule noch in der Luft, so daß sie in Trümmern zur Erde krachte. Doch zornig rief nun Aswatthaman die Aindra Waffe, um Arjuna damit einzuhüllen. Arjuna legte daraufhin eine mächtige Indra Waffe auf die Bogensehne seines Gandiva und zerstreute den himmelsfüllenden Pfeileschauer. Dann beschoß Arjuna wieder den Wagen seines Gegners, doch Aswatthaman tauchte durch diesen Pfeileschauer hindurch und rief die nächste, gewaltige Waffe ins Leben. Diese traf Krishna plötzlich mit hundert und Arjuna mit dreihundert Kurzpfeilen. Arjuna revanchierte sich mit hundert Pfeilen, die sich bei Aswatthaman tief in die lebenswichtigen Organe bohrten. Dann fällte er Aswatthamans Wagenlenker aus seiner Nische mit einem breiten Pfeil. Doch Aswatthaman packte selbst die Zügel und schoß immer weiter und deckte Krishna mit vielen Pfeilen ein. Seine Energie und Agilität beeindruckte uns alle sehr, denn meisterhaft lenkte er die Pferde mit einer Hand und kämpfte doch weiter mit Arjuna. Alle Krieger lobten diese Meisterleistung. Doch nun zerschnitt Arjuna die Zügel von Aswatthamans Pferden mit einem scharfen Pfeil, und die Pferde gingen endgültig durch, was unter deinen Truppen, oh König, einen lauten Aufschrei verursachte.

Karna entfesselt die Bhargava Waffe

Die Pandavas hatten auch an anderen Fronten Siege errungen und setzen entschlossen nach, deine Truppen mit scharfen Waffen verwüstend. Immer wieder brachen die Reihen unseres weiten Heeres direkt vor den Augen deiner kampferfahrenen Söhne, von Shakuni und Karna. Obwohl deine Söhne die Armee zu stoppen versuchten, blieb sie nicht standhaft, denn sie wurde von allen Seiten hart angegriffen und große Konfusion setzte ein. Karna schrie zwar laut: „Bleibt standhaft. Bleibt!“, doch von großen Pandava Wagenkriegern entwurzelt, flohen die Truppen unter dem Siegesgeschrei der Gegner davon.

Da sprach Duryodhana gefühlvoll zu Karna:
Schau, oh Karna, unsere Armee wird tragisch verwüstet und flieht davon, obwohl du hier bist. Erkenne dies und handle, oh Starkarmiger, wie es die Stunde gebietet, du Geißel deiner Feinde. Tausend verletzte und von den Pandavas überrannte Krieger rufen nur nach dir, oh bester Mann.

Nach diesen bedeutungsschweren Worten von Duryodhana sprach Karna gelassen zu Shalya:
Nun schau die Kraft meiner Arme und die Energie meiner Waffen, oh Herrscher der Menschen. Heute werde ich alle Panchalas und die Pandavas besiegen. Treibe die Pferde an und lenke meinen Wagen, oh Tiger unter den Männern. Es wird sein, wie ich es sage.

Und Karna packte seinen uralten und trefflichen Bogen Vijaya, spannte ihn und rieb die Bogensehne. Dann bat er die Truppen, standhaft zu sein, und versicherte sie seiner Wahrhaftigkeit und seines Schwures. Dann legte der Krieger mit der unermeßlichen Seele die Waffe namens Bhargava (nach Rama mit der Axt benannt, seinen Lehrer) auf die Bogensehne, und es flossen Millionen und aber Millionen spitzer Pfeile von seinem Bogen davon. Die Pandava Armee wurde vollkommen eingehüllt von diesen mit Kanka- und Pfauenfedern geflügelten, lodernden und schrecklichen Pfeilen und konnte nichts mehr erkennen. Lautes Wehgeschrei erhob sich unter ihnen, denn die Bhargava Waffe wütete gräßlich. Tausende Pferde, Elefanten, Wagen und Krieger fielen leblos zur Erde, welche zu zittern begann, oh Monarch. Von einem Extrem zum anderen wurde das Pandava Heer geschleudert, während Karna strahlte wie ein rauchloses Feuer. Den Panchalas und Chedis verwirrten sich die Sinne, und sie brüllten laut unter großen Schmerzen und voller Panik und Furcht, wie die Geschöpfe zur universalen Auflösung. Sogar die Tiere waren mit Furcht erfüllt. Alle Krieger auf der Pandava Seite riefen laut und verzweifelt nach Krishna und Arjuna, wie die Geister der Verstorbenen nach Yama um Rettung rufen.

Arjuna hörte wohl ihr Rufen. Er erkannte auch die Bhargava Waffe und sprach zu Krishna:
Schau, oh starkarmiger Krishna, die Macht der Bhargava Waffe. Unter keinen Umständen kann sie aufgehalten werden. Und schau auch, wie Karna mit Zorn erfüllt und wie der Vernichter selbst solch furchtbare Tat vollbracht hat. Er treibt seine Pferde und starrt mich immer wieder an. Ich werde niemals vor ihm fliehen. Wer in der Schlacht kämpft, mag auf Sieg oder Niederlagen treffen. Für den, der kämpfend stirbt, ist auch die Niederlage Sieg. Wie also kann mich Untergang treffen?

Krishna erwiderte ihm:
Der königliche Sohn der Kunti wurde von Karna schwer verletzt. Begib dich erst zu ihm, um ihn zu beruhigen. Und dann wirst du Karna töten, oh Partha.

So fuhr Krishna zu Yudhishthira und meinte, daß Karna in der Zwischenzeit ermüden würde. Und auch Arjuna wollte nun seinen verwundeten Bruder sehen, und umging noch einmal Karna in der Schlacht, dem Wunsch Krishnas folgend. Überall suchte er Yudhishthira auf dem Schlachtfeld, konnte ihn aber nicht entdecken. So verließ er den Ort, nachdem er mit dem Sohn seines Lehrers, Aswatthaman, gekämpft und diesen Helden besiegt hatte, der nicht einmal von Indra überwältigt werden konnte.


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