Pushpak Mahabharata Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 59 – Zweikämpfe

Sanjaya sprach:
Es kämpften die Kurus mit Karna an der Spitze und die Pandavas mit Yudhishthira furchtlos gegeneinander, und die Schlacht ließ einem die Haare zur Berge stehen, denn viele Männer wurden zu Einwohnern in Yamas Königreich. Als unter Strömen von Blut nur noch ein kleiner Rest der tapferen Samsaptakas am Leben war, zog Dhrishtadyumna alle Kräfte gegen Karna zusammen. Und ohne Hilfe von irgend jemand anderen empfing Karna die enthusiastisch angreifenden Krieger so gelassen, wie ein Berg einen Regenschauer. Und wie die Wassertropfen am Felsen abprallen, so wurden die Angreifer von Karna zerrieben und abgeschüttelt. Dhrishtadyumna schoß einen geraden Pfeil auf Karna ab und rief: „Warte! Warte nur!“. Zornig schwenkte Karna seinen vorzüglichen Bogen Vijaya, zertrennte sowohl Bogen als auch alle tödlichen Pfeile seines Gegners und traf Dhrishtadyumna selbst mit neun Pfeilen. Diese durchbrachen die goldene Rüstung und wurden mit Blut getränkt, so daß sie wie rote Käfer glänzten. Dessen ungeachtet packte Dhrishtadyumna einen neuen Bogen und siebzig gerade Pfeile und deckte Karna damit ein. Karna schoß zurück und die beiden hüllten sich gegenseitig in einen dichten Geschoßhagel. Plötzlich nahm Karna einen goldenen Pfeil und schoß ihn so heftig auf seinen Gegner ab, daß Satyaki eingriff und diese heransausende Waffe noch in der Luft abschoß und in sieben Teile zerstückelte. Nun wandte sich Karna dem bravourös kämpfenden Satyaki zu und traf ihn mit sieben Knotenpfeilen. Doch Satyaki antwortete mit vielen, goldenen Pfeilen, die ein so heftiges Duell zwischen den beiden Helden einleiteten, daß alle Zuschauer große Furcht verspürten und gleichzeitig die Schönheit des Kampfes staunend bewunderten. In der Zwischenzeit hatte der mächtige Sohn Dronas, Aswatthaman, mit alle Wucht Dhrishtadyumna angegriffen und rief ihm dabei zu: „Warte! Warte! Du Mörder eines Brahmanen, du sollst mir nicht mit dem Leben davonkommen!“ Und mit ganzer Kraft und großem Geschick beschoß er seinen Gegner, der sich mit ebenso heftiger Anstrengung und spitzen Geschossen wehrte. Und wie Drona vor wenigen Tagen Dhrishtadyumna ansah, und meinte, den Tod zu sehen, so schaute nun Dhrishtadyumna auf Dronas Sohn und dachte an den Tod. Doch dann erinnerte er sich, daß ihn keine Waffe in der Schlacht töten konnte und kämpfte so gewaltig wie der Vernichter zur universalen Auflösung am Ende der Yugas. Beide Helden atmeten schwer und spürten großen Zorn.

Und als Aswatthaman nah genug war, sprach er zu Dhrishtadyumna:
Oh du Lump eines Panchala, heute werde ich dich ins Reich Yamas senden. Die Sünde, welche dich ereilte, als du meinen Vater Drona schlugst, soll dich heute mit Reue erfüllen und dir zum Bösen gereichen, falls du ohne Arjuna als Beschützer gegen mich kämpfst und nicht fliehst. Das versichere ich dir, du Narr!

Bestimmt gab Dhrishtadyumna zurück:
Dieselben Worte, welche ich deinem Vater zur Antwort gab, sollen nun deiner Rede entgegnen. Wenn Drona durch mich untergehen konnte, oh du, der du nur dem Namen nach ein Brahmane bist, warum sollte ich dann nicht auch hier und jetzt meinen Heldenmut zeigen und dich ebenso schlagen?

Sprach’s und beschoß Aswatthaman mit spitzen Pfeilen. Daraufhin deckte Aswatthaman alle Seiten seines Gegners mit geraden Pfeilen ein, so daß ringsum nichts mehr erkannt werden konnte, kein Himmel, keine Richtung und schon gar keine Krieger. Doch auch Dhrishtadyumna sandte direkt vor Karna dichte Pfeileschauer ab. Dieser, nämlich Karna, kämpfte mit den Panchalas, Pandavas, fünf Söhnen der Draupadi, Yudhamanyu und Satyaki auf so herausragende Weise, daß alle bewundernden Blicke auf ihm ruhten. Nun, es gelang Dhrishtadyumna den starken Bogen Aswatthamans zu zerstören nebst all seinen gefährlichen Schlangenpfeilen. Doch in nur einem Augenblick hatte Dronas Sohn den Wagen, Bogen, Speer, Keule und Standarte seines Gegners vernichtet, und dessen Pferde und Wagenlenker getötet. Dhrishtadyumna war nur noch ein großer Säbel mit Schild geblieben, welche er nun ergriff. Doch auch diese Waffen fielen unter dem Beschuß des mächtigen und zielsicheren Aswatthaman, noch bevor Dhrishtadyumna vom zertrümmerten Wagen abspringen konnte. Das schien uns allen wahrlich wunderbar. Und obwohl Aswatthaman sich bis zum Äußersten anstrengte, konnte er Dhrishtadyumna mit Pfeilen nicht töten, auch wenn dieser keinen Wagen und keine Waffen mehr hatte und von vielen Pfeilen verletzt war. Also legte Aswatthaman Bogen und Pfeile nieder und rannte zu Dhrishtadyumna mit so schnellen und geschmeidigen Bewegungen, als ob Garuda auf eine Schlange niederstößt.

In dem Moment sprach Krishna zu Arjuna:
Schau, oh Partha, wie heftig Aswatthaman zum Wagen Dhrishtadyumnas eilt. Er wird ihn ohne Zweifel töten! Oh Starkarmiger, rette Dhrishtadyumna, der schon in den Fängen des Todes zappelt.

Schnell kamen da Krishna und Arjuna heran, während Aswatthaman schon mit Dhrishtadyumna rang und ihn schleifte. Schnell schoß Arjuna einige goldene Pfeile auf Aswatthaman ab, die ihn tief und schmerzhaft trafen. Aswatthaman ließ von seinem Opfer ab, sprang wieder auf seinen Wagen auf und beschoß nun Arjuna mit vielen Pfeilen von seinem trefflichen Bogen. Und der heldenhafte Sahadeva schaffte schnell Dhrishtadyumna außer Reichweite. Schon bald traf Aswatthaman Arjuna in Brust und Arme, was Arjunas zu einem Langpfeil reizte, der dem Tode selbst glich. Der Pfeil drang tief in Aswatthamans Schulter ein, und der Sohn des Brahmanen mußte sich niedersetzen und verlor kurz das Bewußtsein vor Schmerz. Sein Wagenlenker fuhr ihn davon. Nun jubelten die Panchalas, denn Dhrishtadyumna war gerettet und Aswatthaman vorerst außer Gefecht gesetzt. Zwar schwenkte Karna wütend seinen Bogen und starrte Arjuna an, sich nun endlich den Zweikampf mit ihm wünschend. Doch die Panchalas spielten auf tausend lieblich klingenden Instrumenten und freuten sich über die außerordentlichen Leistungen ihrer Helden. Und Arjuna wandte sich an Krishna und bat:
Bring mich zu den Samsaptakas, oh Krishna, denn dort zieht es mich hin.

Was Krishna mit großer Schnelligkeit und fliegenden Bannern tat.


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