Pushpak Mahabharata Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 56 – Verheerendes Schlachten

Sanjaya fuhr fort:
Zur gleichen Zeit hatte Karna gegen Bhima, die Panchalas, Chedis und Kekayas gekämpft und vor den Augen Bhimas viele große Wagenkrieger unter den Chedis, Karushas und Srinjayas geschlagen. Und Bhima wandte sich von Karna, diesem Besten unter den Wagenkriegern, ab und kämpfte lieber gegen die Kaurava Truppen, wie ein loderndes Feuer einen Haufen Heu verschlingt. So konnte Karna tausende gute Männer und Bogenschützen unter den Panchalas, Srinjayas und Kekayas schlagen. So wie auch Bhima und Arjuna die Samsaptakas und Kauravas zu Tausenden vernichteten. Ach, es war auch deine üble Politik, oh König, die an diesem Tag so viele Kshatriyas unter den brennenden Pfeilen der drei gewaltigen Helden vergehen ließ.

Duryodhana gegen die Madri Zwillinge und Dhrishtadyumna

Auch Duryodhana kämpfte zornig und beschoß Nakula und dessen Pferde mit neun Pfeilen. Als nächstes fällte dein Sohn mit einem extrem scharfen und breiten Pfeil die goldene Standarte von Sahadeva. Nakula schoß zornentbrannt dreiundsiebzig und Sahadeva fünf Pfeile zurück. Duryodhana antwortete mit fünf Pfeilen für jeden der beiden Gegner. Auch die Bögen der Zwillinge fielen einem Paar breiter Pfeile zum Opfer, und dann traf dein Sohn die Brüder mit dreiundsiebzig Pfeilen. Sofort nahmen die furchtlosen Helden neue und starke Bögen zur Hand, welche dem Bogen von Indra glichen, und strahlten dabei herrlich wie zwei himmlische Jünglinge. Dann deckten sie mit großer Behendigkeit ihren Cousin mit gräßlichen Pfeilen ein, oh König. Nun erfüllte deinen Sohn großer Zorn, und auch er schoß Unmengen von geflügelten Pfeilen ab, so daß sein Bogen ohne Pause immer zum Kreis gespannt erschien und die Geschosse nur so nach allen Seiten davonflogen. Dieser Ansturm ließ die Pracht der Jünglinge verblassen, denn die spitzen und goldenen Pfeile deines Sohnes bedeckten den Himmel in allen Richtungen. Viele meinten bei diesem Heldenmut deines Sohnes schon, der Tod stünde den Zwillingen nahe, auch wenn beide dem Vernichter selbst am Ende des Yuga glichen.

Dies war der Augenblick, indem sich Dhrishtadyumna, der Kommandeur der Pandava Heerscharen, dazwischen warf. Er überging die Söhne der Madri und beschoß deinen Sohn mit seinen Pfeilen. Doch mit unermeßlicher Seele war dein Sohn vom Wunsch nach vergeltendem Kampf erfüllt, und lächelnd empfing er den Prinzen der Panchalas mit fünfundzwanzig Pfeilen. Und mit lautem Löwengebrüll sandte er gleich noch sechzig und fünf Pfeile hinterher. Auch zerschnitt er mit scharfem Pfeil sowohl den Bogen als auch den ledernen Fingerschutz seines Gegners. Dhrishtadyumna warf den kaputten Bogen beiseite und nahm sich schnell einen neuen mit starker Sehne. Dabei strahlte er prächtig mit all den vielen Wunden an seinem Körper, der großen Energie, die er zeigte, und den roten Augen vor Kampfeseifer. Mit dem Wunsch, Duryodhana zu vernichten, schoß der Held fünfzehn Knotenpfeile ab, die an Stein gewetzt schöne Kanka Federn trugen. Diese durchschlugen mit großer Heftigkeit die goldverzierte Rüstung deines Sohnes, durchbohrten seinen Körper und versanken im Anschluß tief in der Erde. Und auch dein Sohn sah mit seinen blutenden, tiefen Wunden nun so schön wie ein blühender Kinshuka Baum im Frühling aus. Schmerzlich getroffen, mit zitternden Gliedern und noch mehr Zorn zerschnitt Duryodhana erneut den Bogen seines Gegners und traf ihn anschließend mit großer Schnelligkeit mit zehn Pfeilen zwischen die Augenbrauen. Summend wie Bienen um eine Lotusblüte zierten diese schön polierten Pfeile Dhrishtadyumnas Antlitz, während er wieder seinen zerbrochenen Bogen fortwarf und mit einem neuen flugs sechzehn breite Pfeile abschoß. Mit weiteren fünf tötete er Duryodhanas Pferde und Wagenlenker und unter dem nächsten Pfeil zerbrach sein goldener Bogen. Mit den zehn restlichen Pfeilen zerlegte der Panchala Prinz den Wagen deines Sohnes nebst Schirm, Speer, Schwert, Keule und Standarte. Und alle Könige sahen die schöne Standarte des Kuru Königs mit den goldenen Ringen und dem juwelendurchwirkten Bild des Elefanten fallen. Schnell kamen da die Brüder Duryodhanas heran, um den Wagen- und Waffenlosen zu retten. Drudhara nahm ihn auf seinem Wagen auf und trug ihn schnell von dannen.

Und weiter geht’s mit Hauen und Stechen

Der mächtige Karna hatte eben Satyaki abgedrängt und kam herangeeilt, den Kuru König zu retten, als er direkt vor Dhrishtadyumna geriet, diesen Krieger der gräßlichen Waffen, welcher Drona schlug. Satyaki war aber noch nicht abgeschüttelt und griff Karna mit seinen Pfeilen von hinten an, wie ein Elefant dem anderen die Stoßzähne in die hinteren Glieder rammt. Und in dem Raum vor und hinter Karna entwickelte sich eine furchtbar heftige Schlacht zwischen den hochbeseelten Kriegern beider Armeen. Nicht ein Kämpfer, weder auf der Pandava noch auf unserer Seite, wandte sein Antlitz ab von diesem Kampf. Karna bekämpfte die Panchalas, welche über ihn herfielen wie Vögel in einen Baum. Ein großes Schlachten unter Elefanten, Rossen, Männern und Wagen fand da statt, als die Sonne ihren Zenit erreicht hatte. Sie alle begehrten den Sieg und kämpften mit scharfen Waffen. Mit großer Energie kämpfte Karna grimmig an vorderster Front und griff sich mit seinen spitzen Pfeilen zuerst die Anführer heraus, nämlich Vyaghraketu, Susharman, Chitra, Ugrayudha, Jaya, Sukla, Rochamana und den unbesiegten Singhasena. Die Helden stellten sich unverzüglich dem Angriff Karnas, umzingelten ihn und deckten dieses Juwel im Kampfe mit ihren Geschossen ein. Mit großer Energie traf Karna alle acht Helden mit acht Pfeilen und schlug im nächsten Moment tausend andere kriegserfahrene Männer. Als nächstes tötete er Jishnu, Jishnukarman, Devapi, Chitra, Chitrayudha, Hari, Singhaketu, Rochamana und den großen Wagenkrieger Salabha nebst vielen andern tapferen Chedi Kämpfern. Je mehr er blutete, desto mehr Energie und Stolz entwickelte Karna in der Schlacht wie die alles überragende Gestalt von Rudra und nahm viele, viele Leben von Helden. Vor seinen Pfeilen flohen die Elefanten in Panik davon und verursachten ein riesiges Massaker. Die Getroffenen schrien laut und sanken zu Boden, wie vom Blitz erlegt. Hinter seinem Wagen bildete sich ein Pfad mit toten Tiere und Männern und zerbrochenen und verlassenen Wagen. Weder Bhishma, Drona noch irgendein anderer Krieger deiner Armee hat solche Heldentaten vollbracht, wie Karna in dieser Schlacht. Welches Gemetzel unter dem Feind! Wie ein Tiger furchtlos und ungebremst in einer Herde Rehe wütet, so bewegte sich Karna kämpfend unter den Panchalas. Die Reihen der Krieger wurden von ihm in alle Winde geblasen, und niemand, der sich ihm entgegenstellte, kam mit dem Leben davon. Wie die Menschen sicher verbrennen, wenn sie lodernde Flammen berühren, so verbrannten die Srinjayas im Kontakt mit Karna. Ganz allein schlug er viele Krieger, die als Helden erachtet wurden, und verkündete dabei immer seinen Namen. Als ich Karna beobachtete, meinte ich, daß nicht ein einziger Panchala mit dem Leben davonkommen würde. Wahrlich, er schlug sie vernichtend.

Doch König Yudhishthira wollte dem Abschlachten seiner Truppen Einhalt gebieten und stürmte entschlossen gegen Karna. Dhrishtadyumna, die Söhne der Draupadi und viele andere große Krieger folgten ihm, wie Sikhandin, seine Brüder Nakula und Sahadeva, Nakulas Sohn, Janamejaya, Satyaki und zahllose Prabhadrakas. Sie alle strotzten vor Energie und trafen Karna mit Pfeilen und allen Arten von Waffen. Und wie Garuda über die Schlangen herfällt, so bekämpfte Karna ganz allein die Chedis, Panchalas und Pandavas. Äußerst heftig und unbarmherzig war die Schlacht, wie damals zwischen Göttern und Danavas. Ganz allein und furchtlos verbreitete Karna seine Pfeile gegen all die Helden, wie die Sonne ihre Strahlen ausbreitet.

Und während Karna die größte Schlacht seines Lebens focht, wütete Bhima verheerend unter den Kurus. Auch er stand allein gegen die Valhikas, Kekayas, Matsyas, Vasatis, Madras und Saindhavas und strahlte herrlich dabei. Mit Knotenpfeilen zerfleischte er den Elefanten die Glieder, so daß sie mitsamt ihren Reitern donnernd zu Boden krachten. Auch zahllose Pferde und Fußsoldaten ließ er Blut würgend oder leblos hinter sich. Die Wagenkrieger fielen zu Tausenden, während ihnen die Waffen aus den Händen glitten. Wer nur verwundet wurde, lag blutend und sich vor Bhima fürchtend am Boden. Überall bedeckten die Toten, welche unter Bhimas Waffen gefallen waren, die Erde. Niedergeschlagen, panisch oder hoffnungslos stand die Armee Duryodhanas beinahe wie gelähmt und völlig bewegungslos. Ohne ihren Stolz, ihre Energie und ihren Zorn verlor deine Armee allen Glanz, oh König. Blut tränkte ihre Körper, und verwirrte ihre Sinne, so daß sie schon begannen, sich gegenseitig zu schlagen. So verwüstete Karna die Pandava Einheiten und Bhima die Kurus.

In diesem staunenswerten Gemetzel wandte sich der siegreiche Arjuna, welcher große Mengen von Samsaptakas geschlagen hatte, an Krishna und sprach:
Die Einheit der Samsaptakas ist vernichtet, oh Janarddana. Die letzten großen Krieger fliehen mit ihrem Gefolge, denn sie können meine Pfeile nicht erdulden, wie Rehe das Brüllen eines Löwen. Doch auch die Srinjayas scheinen unterzugehen. Ich sehe das Banner des klugen Karna mit dem Elefantenseil inmitten von Yudhishthiras Abteilung, wo es sich flink hin- und herbewegt. Die großen Krieger unserer Armee können Karna nicht standhalten. Du weißt auch, welch große Energie und Tapferkeit er in der Schlacht zeigen kann. Oh umgehe andere Kämpfer, und eile zu Karna, den mächtigen Krieger. Das wünsche ich mir. Doch handle, wie du es für richtig hältst.

Lächelnd antwortete Krishna:
Töte ohne Verzögerung die Kauravas, oh Sohn des Pandu.

So trugen die windesschnellen, weißen Pferde mit ihren glänzenden Tressen Krishna und Arjuna in die Mitte deines weitreichenden Heeres. Und deine Truppen brachen zu beiden Seiten des voranpreschenden Wagens, den Krishna lenkte. Wie ein himmlischer Wagen, der leicht durch die Lüfte schwebt, fuhr der Wagen mit dem Affenbanner und den wehenden Flaggen durch die feindlichen Reihen, und das Rattern seiner Wagenräder war so laut wie Donnergrollen. Freudig zum Kampf entschlossen mit roten Augen waren die beiden Helden prachtvoll anzusehen, wie die Aswin Zwillinge, welche mit den rechten Riten zum Opfer geladen wurden. Und je mehr Kurus sich auf sie stürzten, desto mehr Energie riefen die beiden zu Hilfe, wie zwei Elefanten im Dschungel, welche das Händeklatschen der Jäger erzürnt. Und einmal in deine Armee eingedrungen, wütete Arjuna wie der Vernichter mit seiner unausweichlichen Schlinge. Verzweifelt befahl dein Sohn den Samsaptakas erneut, gegen Arjuna zu ziehen, und es folgten tausend Wagen, dreihundert Elefanten, vierzehntausend Pferde und zweihunderttausend Fußsoldaten mit allerlei Waffen, viel Erfahrung, Zielsicherheit und großem Mut seinem Gebot. Von allen Seiten griffen sie Arjuna an und entließen ihre Geschosse in wilden Scharen. Und Arjuna zeigte die würdigste Gestalt eines Kriegers, erfüllte das Himmelsgewölbe mit seinen goldenen Pfeilen wie mit Blitzen und vernichtete die Samsaptakas ohne Pause. Von all den Pfeilen, die seine starken Arme entließen, funkelte und glänzte alles um ihn herum, und das laute Knallen seiner Hände und Bogensehne ließ die Menschen meinen, daß sich Erde und Himmel spalten würden. Hier schlug er im Nu zehntausend Kshatriyas, und fuhr schnell zum nächsten, angreifenden Flügel, den die Kambojas begleiteten. Auch dort zermalmte er die Samsaptakas wie Indra die Danavas. Mit breiten Pfeilen trennte er Köpfe, Hände und Arme von Angreifern ab, welche noch die Waffen hielten. Wie Gras mähte er die Reihen der Feinde nieder, als der jüngere Bruder von Sudakshin, einem Anführer der Kambojas, ihn mit spitzen Pfeilen angriff. Doch nur ein Paar Pfeile benötigte Arjuna, ihm die schönen, wohlgerundeten Arme abzutrennen, und mit dem nächsten Pfeil fiel das Haupt mit dem Gesicht wie der strahlende Vollmond. Tot fiel der hochgewachsene und äußerst bezaubernde Jüngling mit den Lotusaugen vom Wagen wie eine goldene Statue, doch der Körper blutbedeckt wie ein vom Blitz getroffener, roter Berg. Gräßlich und gewaltsam ging die Schlacht weiter, und der Zustand der Kämpfer veränderte sich ständig. Arjuna traf einen Krieger oder ein Pferd der Kamboja, Yavana oder Saka Truppen mit nur einem Pfeil, und alles fiel blutgebadet zu Boden, so daß die Erde ein weites, rotes Feld wurde. Verwirrt und ohne ihre Reittiere und Wagen versanken die Männer in einem einzigen Blutbad. Schnell waren die beiden Flügel der Samsaptakas vernichtet, doch Aswatthaman stürmte heran, um dem siegreichen Arjuna Einhalt zu gebieten. Er schwenkte seinen vorzüglichen Bogen und hielt viele gräßliche Pfeile bereit, die er wie Sonnenstrahlen ausbreiten wollte. Mit weitgeöffnetem Mund, die Augen rot vor Zorn und Kampfeseifer kam er strahlend heran und glich dem keulenbewehrten Tode selbst am Ende des Yuga. Mit seinen schrecklichen Pfeilen entwurzelte er die Pandava Truppen, und auch Arjuna und Krishna waren völlig eingehüllt von hunderten verwirrender Pfeile. Da stöhnte das Universum auf, als die beiden Beschützer der Schöpfung so vollkommen unter dem Pfeilehagel Aswatthamans verschwanden. Scharen von Siddhas und Charanas eilten herbei und baten im Geiste: „Möge den Welten Gutes widerfahren!“ Nie zuvor sah ich Aswatthaman solche Heldenkraft entwickeln wie in diesem Augenblick. Ununterbrochen hörte man den Klang von Aswatthamans Bogen wie das Brüllen eines Löwen, und viele Feinde gerieten in Panik. Nach links und rechts flogen die Pfeile davon, und Aswatthamans Bogensehne leuchtete jedesmal auf wie ein Blitz. Und obwohl Arjuna über größtes Können und Standhaftigkeit verfügte, lähmte ihn der Anblick des strahlenden Aswatthaman, und er wähnte sich diesem wagemutigen Angreifer unterlegen. Doch als Aswatthaman so triumphierte und Arjuna alle Kraft verlor, da erhob sich Zorn in Krishna. Er atmete schwer und schien mit seinen Blicken sowohl Aswatthaman als auch Arjuna zu verbrennen.

Doch dann sprach er herzlich zu Arjuna:
Was ich eben mit ansehen muß, oh Partha, scheint mir äußerst seltsam zu sein, denn Dronas Sohn überwältigt dich gerade. Wo sind deine Energie und die Kraft deiner Arme? Fühlst du nicht Gandiva in deiner Hand und stehst du nicht auf deinem Wagen? Sind deine beiden Arme nicht unverletzt? Leidest du unter irgendeiner Wunde? Warum kann es dann geschehen, daß Aswatthaman dich übertrumpft? Oh schone ihn nicht, weil er der Sohn deines Lehrers ist. Dies ist nicht der Augenblick, einen Angreifer zu schonen!

Schnell nahm da Arjuna vierzehn breite Pfeile auf und schoß sie in letzter Sekunde ab. Und es fielen Aswatthamans Bogen, Standarte, Schirm, Banner, Wagen, Speer und Keule. Mit einem Pfeil in Form eines Kalbzahnes traf er Aswatthaman tief in die Schulter, so daß dieser ohnmächtig zusammen sank und am Fahnenmast lehnte. Sein Wagenlenker fuhr den Verletzten beschützend davon, und Arjuna konnte fortfahren, deine Truppen vor den Augen Duryodhanas hinzuschlachten. Es war eine grausame Vernichtung, die auch auf deine üble Politik zurückzuführen ist, oh König. In kurzer Zeit hatte Arjuna die Samsaptakas ausgelöscht, Bhima die Kurus und Karna die Panchalas. So viele kopflose Rümpfe ragten auf dem Schlachtfeld auf, und so viele Helden waren gefallen. Und auch Yudhishthira mußte sich zurückziehen, denn er hatte tiefe und schmerzhafte Wunden, die versorgt werden mußten.


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