Pushpak Mahabharata Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 51 – Bhima tötet sechs Söhne Dhritarashtras

Da fragte Dhritarashtra:
Oh, das war eine wahrlich schwer zu vollbringende Meisterleistung von Bhima, oh Sanjaya, daß der starkarmige Karna die Länge seines Wagens ausmessen mußte. Ach, Duryodhana hat oft zu mir gesagt: „Es gibt nur eine Person, welche die Pandavas und die Srinjayas schlagen kann, und das ist Karna!“ Doch wenn ich nun erfahren muß, daß Bhima schon wieder den Karna besiegte, frage ich mich: Was tat mein Sohn Duryodhana als nächstes?

Sanjaya sprach:
Als Duryodhana sah, wie Karnas Wagen die Schlacht verließ, sprach er zu seinen Brüdern:
Seid gesegnet und eilt schnell dem Karna zu Hilfe, der aus Furcht vor Bhima in großer Gefahr steckt.

Die Prinzen zogen zornig gegen Bhima ins Feld und glichen dabei Insekten, die sich ins lodernde Feuer stürzen. Es waren Srutarvan, Durddhara, Kratha, Vivitsu, Vikata, Soma, Nieshahngin, Kavachin, Pashin, Nanda, Upananda, Duspradharsha, Suvahu, Vatavega, Suvarchasas, Dhanurgraha, Durmada, Jalasandha, Sala und Saha, die mit einer großen Einheit den Bhima umzingelten und ihn mit allen Arten von Waffen eindeckten. Mit großer Stärke schlug Bhima sogleich fünfzig der vorzüglichen Wagenkrieger und fünfhundert andere, unter ihnen auch einige deiner Söhne, oh König. Als erster fiel Vivitsu durch einen breitköpfigen Pfeil, der ihm das mit Ohrringen und Helm geschmückte Haupt mit dem Vollmondgesicht vom Rumpf trennte. Deine anderen Söhne stürmten daraufhin heftig gegen Bhima, der mit zwei weiteren breitköpfigen Pfeilen Vikata und Saha das Leben nahm. Die beiden glichen himmlischen Jünglingen, als sie gemeinsam auf der Erde lagen wie vom Sturm entwurzelte Bäume. Ohne auch nur einen Moment zu verlieren schickte Bhima den Kratha mit einem spitzen Langpfeil ins Reich Yamas. Und als dieser Prinz leblos vom Wagen fiel, erhob sich lautes Wehgeschrei, weil deine heldenhaften Söhne, alles große Bogenkrieger, solcherart hingeschlachtet wurden. Inmitten deiner wogenden Heerscharen tötete Bhima sodann deine Söhne Nanda und Upananda, oh Monarch. Deine anderen Söhne rannten panisch vor Furcht davon, denn Bhima erschien ihnen wie der Vernichter selbst in dieser gräßlichen Schlacht.

Karna erneut gegen Bhima

Traurig mußte Karna erkennen, daß in der Zwischenzeit deine Söhne gefallen waren, und lenkte seine Pferde zurück zu Bhima. Und auch diesmal war die Begegnung der beiden Helden gewaltig, schrecklich und von gräßlichem Getöse untermalt. Ich war sehr neugierig, wie der Zweikampf verlaufen würde, oh König, und beobachtete alles ganz genau. Bhima sandte voller Stolz auf seine Kriegskünste ganze Scharen von geflügelten Pfeilen auf Karna ab, direkt vor den Augen deiner Söhne. Und Karna, der um die höchsten Waffen wußte, traf Bhima mit neun eisernen und geraden Pfeilen. Bhima revanchierte sich mit sieben Pfeilen, die von einer bis zum Ohr gespannten Bogensehne angezischt kamen. Schwer getroffen und wie eine Schlange zischend schickte nun Karna einen dichten Schauer an Geschossen los, was Bhima ihm mit lautem Löwengebrüll gleichtat. Stärker packte da Karna seinen Bogen und entsandte zehn an Stein gewetzte Pfeile mit Kanka Federn, und mit einem breitköpfigen, sehr scharfen Pfeil zerschmetterte er Bhimas Bogen. Dieser ergriff eine schreckliche Keule, die mit Hanfseilen umwunden und Gold verziert war und einem zweiten Stab des Todes glich. Mit lautem Schrei schleuderte er die gewaltige Waffe, um Karna auf der Stelle zu töten. Doch mit Pfeilen, die giftigen Schlangen glichen, zertrümmerte Karna die gestachelte Keule im Flug. Bhima hatte sich einen stärkeren Bogen genommen und deckte Karna wieder mit Pfeilen ein, und ihr Zweikampf wurde für einen Moment so furchtbar, als ob zwei Löwen aufeinander losgehen. Karna spannte seinen Bogen bis zum Ohr und traf Bhima mit drei Pfeilen. Tief getroffen warf Bhima, dieser vorzügliche Kämpfer und Beste aller Männer, einen gräßlichen Speer, der durch Karnas Rüstung drang, ihn schwer verletzte und mit einem schlangengleichen Zischen in der Erde verschwand. Großer Schmerz wühlte Karna auf. Er zitterte auf seinem Wagen wie ein Berg während eines Erdbebens. Voller Zorn konterte er mit fünfundzwanzig und mehr Pfeilen. Ein Pfeil fällte Bhimas Standarte, ein anderer sandte Bhimas Wagenlenker zu Yama. Dann brach Bhimas Bogen, und sein Wagen fiel in Stücken auseinander.

Bhima allein gegen alle

Bhima packte schnell eine Keule, sprang von den Resten des Wagens ab und landete mit solcher Wucht unter deinen Truppen, daß er unverzüglich begann, die Reihen feindlicher Krieger zu verwüsten wie der Wind die Herbstwolken. Siebenhundert kampferfahrene Elefanten fielen unter seinen Schlägen mit Stoßzähnen so groß wie Pflugscharen. Mit großer Kraft und dem Wissen um ihre verletzlichen Stellen schlug er auf ihre Stirnen, Schläfen, Augen und Kiefer (wörtlich: die Stellen oberhalb des Zahnfleischs) ein. Angstvoll und verwirrt liefen die Tiere panisch davon, doch ihre Treiber lenkten sie zurück gegen Bhima. Und wie Indra Berge spaltet, so fielen die siebenhundert Elefanten nebst Reitern, Waffen und Standarten unter Bhimas Schlägen. Als nächstes warf Bhima fünfzig Elefanten zu Boden, die zu Shakunis Einheit gehörten, vernichtete hundert Wagen und siebenhundert Fußsoldaten in einem Zug. Von der Sonne gequält und vom hochbeseelten Bhima zermalmt schrumpfte deine Armee wie ein Stück Leder über offener Flamme. Angstvoll und vorsichtig mieden deine Krieger Bhima im Kampf und flohen lieber vor ihm davon. Bis fünfhundert Wagenkrieger mit vorzüglichen Rüstungen und Waffen gegen ihn stürmten und ihn von allen Seiten angriffen. Doch wie Vishnu die Asuras vernichtet, so zermalmte Bhima mit seiner Keule all diese wagemutigen Krieger nebst Wagen, Lenkern, Bannern, Standarten und Waffen. Shakuni sandte dreitausend Reiter mit Speeren, Lanzen und Schwertern gegen Bhima aus, alles tapfere Männern, doch auch sie fielen unter den geschickten und vielfältigen Kampfeszügen Bhimas mit seiner Keule. Laute Schreie der fallenden Kämpfer umgaben diese Geißel seiner Feinde dabei, als ob eine Elefantenherde in einen Gesteinshagel gerät.

Nachdem er die dreitausend Reiter geschlagen hatte, stieg Bhima wieder auf einen neuen Wagen und griff Karna erneut an. Dieser hatte in der Zwischenzeit gegen Yudhishthira, den Gerechten, viele, dichte Pfeileschauer abgesandt und dessen Wagenlenker getötet. Und während Karna den sich zurückziehenden König mit geraden Pfeilen verfolgte, kam Bhima wütend über ihn mit dichten Pfeileschauern, die den ganzen Himmel erfüllten. Karna wandte sich schnell von Yudhishthira ab und beschoß Bhima mit spitzen Pfeilen. Auch Satyaki war nun herangekommen, nahm seine Stellung neben Bhima ein und griff Karna ebenfalls an. Doch obwohl Satyaki gefährliche Angriffe startete, beschoß Karna nach wie vor Bhima allein. Strahlend und schön sahen die energischen Helden dabei aus, wie sie sich gegenseitig angriffen und ihre eleganten Pfeile abschossen. Und gleichzeitig erschienen uns ihre himmelserfüllenden Schwärme an Pfeilen, die wie Kraniche ihre Bahnen zogen, auch furchtbar und gräßlich. Sie verdeckten die Sonne in allen Richtungen, so daß kein Sonnenstrahl mehr durchkam und keiner der Krieger, weder Freund noch Feind, irgendetwas erkennen konnte. Wahrlich, die lodernde Sonne am Mittag war wegen Karna und Bhima nicht mehr zu sehen. Da auch Shakuni, Kritavarman, Aswatthaman und Kripa entschlossen gegen die Pandavas kämpften, faßten die Kaurava Truppen wieder Mut, sammelten sich und kehrten zurück zum Schlachtfeld. Ohrenbetäubend wurde der Lärm, als das Heer wieder gegen den Feind stürmte, so laut und grollend, als ob die Ozeane von Regenstürmen anschwellen. Und heftig kämpften die Krieger mit frohen Herzen, stellten und packten einander in tödlichen Duellen. Nie zuvor sahen wir solche Schlacht wie an dem Tag zur mittäglichen Stunde. Wie riesige Wasserströme prallten die großen Heere aufeinander und vermischten sich unter Gebrüll und Getöse. Jeder wollte sich Ruhm und Sieg gewinnen, und jeder kämpfte bis zum letzten. Es herrschte ein vollkommenes Sprachgewirr, als die Männer sich gegenseitig beim Namen riefen. Wer am Gegner irgendetwas Lächerliches erkennen konnte, sei es aus seinem Verhalten oder von Mutters oder Vaters Seite her, der rief es dem anderen laut zu beim Kämpfen. Und als ich hörte, wie sich diese tapferen Krieger gegenseitig hemmungslos verleumdeten, da wußte ich, ihre Lebensspanne ist nun abgelaufen. Ich schaute auf die Körper der wütenden Helden von unermeßlicher Energie, und große Angst schlich sich in mein Herz, was die gräßlichen Konsequenzen hiervon sein würden. Und die Schlacht zwischen Pandavas und Kauravas tobte weiter, ein jeder den anderen mit spitzen Waffen zerfleischend.


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